Angstschrei: Thriller
der Computerspezialist des Portland Police Department und hieß eigentlich Aden Yusuf Hassan. Er war im Jahr 2000 als Jugendlicher aus Somalia nach Portland gekommen, mit der ersten Flüchtlingswelle, als zahlreiche Sudanesen und Somalier vor den Völkermorden in ihren Heimatländern geflohen waren. Als er einige Jahre später anfing, im Polizeipräsidium zu arbeiten, hatten seine Kollegen ihn wegen seiner Kaffeesucht Starbucks getauft. Der Name blieb haften. Obwohl Starbucks in seiner Heimat nie einen Computer angerührt hatte, lernte er schnell. Er war ein Naturtalent. Einer der besten, die McCabe je gesehen hatte.
Beim dritten Klingeln meldete sich seine Mutter. » Ich fürchte, Aden ist nicht zu Hause, Sergeant«, sagte sie. Sie sprach Englisch mit starkem Akzent. » Er ist heute Abend mit einer Freundin unterwegs.«
McCabe bedankte sich, entschuldigte sich, falls er sie geweckt haben sollte, und versuchte es auf Starbucks’ Handy. » Hallo, Sergeant«, rief Starbucks ins Telefon, um die laute Musik im Hintergrund zu übertönen. » Was gibt’s?«
» Tut mir leid, dass ich dir deinen Abend vermiesen muss«, gab McCabe mit lauter Stimme zurück, » aber du musst dich sofort auf den Weg in die 109 machen.«
» Oh.« Er klang enttäuscht. » Okay.« Pause. » Kein Problem.« Seine Stimme wurde wieder fröhlicher. » Ich muss mich zuerst noch bei meiner Freundin entschuldigen und sie nach Hause bringen.«
» Ich entschuldige mich ebenfalls, sag ihr das.«
» Mach ich, ist aber kein Problem, Sergeant. Der Job geht vor. Was kann ich für Sie tun?«
» Du bekommst drei Fotos von einer Frau zugemailt. Wenn du im Büro bist, dann nimmst du dir das Bild vor, auf dem sie alt und aufgequollen aussieht. Mach sie ungefähr fünfzehn Kilo leichter. Anschließend machst du sie auf den anderen beiden Fotos um, sagen wir, fünf Jahre älter. Hast du alles verstanden?«
» Ja, Sergeant«, rief Starbucks zurück. » Ich kann Sie sehr gut hören.«
» Gut. Wenn du fertig bist, dann schickst du die Fotos an Clearys Mailadresse.«
» Ist er in der 109?«
» Demnächst.«
Maggie setzte an, eine Frage zu stellen. McCabe hob die Hand, um ihr zu signalisieren, dass sie noch kurz warten sollte. Er rief Cleary an.
» Hallo, Chef. Na, hast du den Mord schon aufgeklärt?« Es war kurz vor ein Uhr nachts, und Cleary war aufgekratzt wie immer und machte den Eindruck, als könnte er Bäume ausreißen. Das war gut. McCabe brauchte für diesen Fall jemanden, der aggressiv bei der Sache war.
» Noch nicht«, erwiderte McCabe. » Hat die Befragung irgendetwas Brauchbares ergeben?«
» Ebenfalls noch nicht. Wir sind immer noch dabei.«
» Sag Tommy, dass ich dich abziehe.«
» Ach ja?« Cleary klang verblüfft. » Wieso denn? Was soll ich machen?«
McCabe weihte ihn in alles ein, was sie bisher erfahren hatten, einschließlich der Tatsache, dass Quinn den Killer nicht identifizieren konnte und dass der Killer umgekehrt möglicherweise auch Quinn nicht erkannt hatte.
» Weiß der Täter denn, dass sie ihn nicht identifizieren kann?«
» Nein. Und genau darum müssen wir sie finden, bevor er uns zuvorkommt. So schnell wie irgend möglich. Ohne dass irgendjemand erfährt, weshalb wir nach ihr suchen, und ohne dass ihr Name bekannt wird, es sei denn, es ist unbedingt nötig. Sonst haben wir womöglich bald noch eine Leiche.«
» Meine Güte«, erwiderte Cleary, » das klingt ja alles ziemlich seltsam.«
» Ja, ziemlich. Jedenfalls wird Starbucks sich gleich ein paar Fotos vornehmen. Wenn er damit fertig ist, müssten sie der Gesuchten ziemlich ähnlich sehen. Ich möchte, dass du eine vertrauliche Fahndungsmeldung an alle Streifenwagen und jede andere Polizeidienststelle in Maine rausschickst. An die State Police von Maine und die von New Hampshire auch. Irgendjemand soll bei sämtlichen Taxifirmen in der Stadt nachfragen. Lass die Bahnhöfe und Busbahnhöfe überwachen. Vielleicht taucht sie dort irgendwo auf. Um 3.15 Uhr geht ein Zug nach Boston.«
» Wer nimmt denn um drei Uhr morgens einen Zug nach Boston?«
» Keine Ahnung. Sorg einfach dafür, dass Abby Quinn nicht dazugehört. Und schau dir auch die ersten Flüge an, die vom Jetport rausgehen.«
» Da fliegt erst mal gar nichts ab. Nicht bei dem Schnee, der erwartet wird.«
» Wahrscheinlich nicht, aber sag unseren Leuten, sie sollen trotzdem die Augen offen halten. Wenn ich Abby Quinn wäre, ich würde zusehen, dass ich so schnell und so weit wie möglich von hier
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