Angstschrei: Thriller
Wetterbericht hat heftige Schneefälle vorhergesagt, darum will er so schnell wie möglich hier sein und so viel wie möglich erledigen, bevor der Schnee ihm noch mehr Spuren kaputt macht. In Goffs Wohnung sind sie jetzt fertig. Er organisiert gerade eine Fähre für seinen Transporter.«
McCabe seufzte. » Lange Nacht.«
» Bill hat nichts dagegen. Er hat gemeint, dass Bernice sich sicher liebend gern bereit erklären wird, den Überstundenzuschlag in die Geschäfte zu tragen.« Maggie sah ihn mit diesem schiefen Grinsen an, das so typisch war für sie, ein Mundwinkel deutlich höher gezogen als der andere. Eine brünette Ellen Barkin. » Genau das werde ich auch tun«, fügte sie hinzu. » Falls ich jemals wieder zum Shoppen komme.«
» Sonst noch was?«
» Ja. Mehrere Reifenspuren führen sowohl in die Garage als auch wieder raus. Dem ersten Eindruck nach stammen sie von zwei verschiedenen Fahrzeugen.« Dann, als könnte sie seine Gedanken lesen, setzte sie hinterher: » Todd Markham hat gesagt, er sei seit Monaten nicht auf der Insel gewesen. Aber bei Isabella war er sich nicht sicher. Wenn er geschäftlich unterwegs ist, und das ist er anscheinend ziemlich oft, dann kommt sie wohl gerne hier hoch, anstatt in Boston zu bleiben.«
» Ziemlich einsam, oder nicht?«
Maggie zuckte nur mit den Schultern. » Wer weiß? Vielleicht ist sie nicht gerne unter Menschen. Oder sie hat hier einen Freund.«
» War sie im letzten Monat oder so mal hier?«
» Das müssen wir sie fragen.«
» Hast du dich erkundigt, welchen Wagen sie fährt?«
» Ja. Einen Caddy Escalade.«
McCabe nickte. » Sind die Reifenspuren halbwegs lesbar?«
» Ich denke schon. Gleich im Garagentor gibt es ein paar schöne, sauber gefrorene Abdrücke. Unterschiedliche Profile. Ich schätze, eine Spur könnte vom Escalade, die andere vom BMW stammen.«
Ob dieser Irre Goffs Wagen auf der Fähre mit hier herübergenommen hatte? Mit Goff auf dem Beifahrersitz? Oder gar gefesselt im Kofferraum? Und dann mit ihrer Leiche wieder zurück? Das wäre ziemlich leichtsinnig gewesen. Es gab zwar an Bord keine Überwachungskameras, aber jede Menge Zeugen, die sich womöglich an ein nagelneues BMW -Cabrio im Januar erinnern konnten. Die den Fahrer gesehen hatten. Die ihn womöglich beschreiben konnten. Oder sie, falls es eine Fahrerin gewesen war. McCabe warf einen Blick auf sein Handy. Das Signal war zwar vorhanden, aber schwach. Kein Wunder, angesichts der Inselfläche zwischen Seal Point und dem nächstgelegenen Sendemasten. Er wählte noch einmal Clearys Nummer, und er hatte Glück.
» Die Fahndung läuft?«
Cleary bestätigte.
» Okay. Als Nächstes suchst du die Privatnummer des Geschäftsführers der Casco Bay Lines raus. Hol ihn aus dem Bett, wenn es sein muss. Wir brauchen die Dienstpläne für sämtliche Fähren zwischen Portland und Harts Island ab dem Abend des 23. Dezember bis zum letzten Boot von heute. In beide Richtungen. Lass dir die Privatnummern sämtlicher Crew-Mitglieder geben, die Handynummern, alles, was nötig ist. Sprich mit allen. Wir müssen unbedingt so schnell wie möglich wissen, ob irgendjemand von ihnen den BMW gesehen hat und sich an den Fahrer erinnern kann. Oder an Goff. Oder an einen Caddy Escalade mit Kennzeichen aus Massachusetts.«
» Verstanden.«
» Und erkundige dich auch, ob irgendjemand Abby auf einer der Fähren gesehen hat, die von Harts zum Festland fahren, irgendwann zwischen Mittwoch früh und heute Abend. Wenn du Hilfe brauchst, ruf Fortier an. Wenn er dir blöd kommt, sag ihm, er soll mich anrufen.«
» Kein Problem.«
McCabe lächelte. Er wusste, was er an Cleary hatte.
Sie schnappten sich je eine Taschenlampe, stopften sich Latexhandschuhe und Schuhüberzüge aus Papier in die Taschen und stiegen aus dem Explorer. Die beiden gingen an der Küste entlang in Richtung Süden bis zu der Straßenbiegung, an der das Haus der Markhams aus dem Blick verschwand. Dann drehten sie sich um und schauten zurück. Irgendwo zwischen dieser Stelle und dem Pfad, der zur Veranda führte, war Abby der Kerzenschimmer aufgefallen. Sie gingen wieder zurück und versuchten dabei, die Dinge mit Abbys Augen zu sehen, als sie drei Abende zuvor auf das Haus zugejoggt war. Es war eine eisige Nacht gewesen, klar und hell, mit Vollmond und ohne Schneefall. Die amerikanischen Ureinwohner hatten den Januar-Vollmond » Wolfsmond« getauft, zu Ehren der raubgierigen Jäger, die einst im Winter diese Gegend durchstreift hatten.
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