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Angstspiel

Titel: Angstspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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schüttele nur den Kopf.
    »Also. Dieser Typ hat sich wie ein Hausbesetzer in dir breitgemacht. Du musst ihn rausschmeißen. Und am besten geht das, wenn du dich ablenkst. Und dafür bin ich da.«
    Sie strahlt mich richtig an. Ich bin irgendwie zu Julchens persönlichem Projekt geworden. Ich nehme meinen
Mut zusammen. »Vielleicht wäre es ja ganz gut, wenn ich wüsste, wer sich in mir ausbreitet. Wer jedes Zimmer in meinem Kopf besetzt. Dann könnte ich ihn vielleicht noch besser rausschmeißen.«
    Ganz direkt will ich sie ja nicht daran erinnern, aber eigentlich hatte sie doch versprochen, dass sie mir helfen wird herauszufinden, wer da seine fiesen Spielchen mit mir treibt.
    »Vielleicht ist das gar nicht mehr nötig. Wenn der merkt, dass du dich nicht unterkriegen lässt, haut der bestimmt von ganz alleine ab. Sucht sich ein neues Opfer.«
    Ich könnte jetzt sagen, dass ich nicht möchte, dass ein anderes Mädchen diese Angst hat. Aber das würde ja auch total undankbar klingen.
    Im »Fusion« ist es irre voll und irre laut. Wir haben uns ausgerechnet einen Platz vor der Box ausgesucht. Die Bässe knallen in meinen Kopf. Von den Texten verstehe ich kein Wort. Hart prasseln die Worte auf mich ein. Durchdringen mich. Als ich es nicht mehr aushalte, kämpfe ich mich zum Klo durch, setze mich erschöpft auf einen Toilettendeckel. Zwei Lieder lang rede ich mit mir. Rede ich auf mich ein. Wie blöd ich bin. Ich bin mit Freunden unterwegs. Wir hatten einen tollen Tag im Kletterpark, waren essen und vergnügen uns jetzt noch auf einem Konzert. Das ist doch super! Das klingt doch nach einem richtig guten Tag. Ich habe die Blicke von zwei Girlies neben mir gesehen. Wie die Philipp und Thilo immer wieder bewundernd angesehen haben. Immer wieder versucht haben, deren Blicke auf sich zu ziehen. Aber Philipp und Thilo sind mit mir und Julchen hier! Außerdem ist Julchen meine Freundin. Julchen, die hübsch ist, witzig, unterhaltsam und immer gut gelaunt. Sie ist meine Freundin! Da ist irgendein Typ, der mir Angst machen will? Der soll sich verpissen.

    Vorm Spiegel style ich mir mit Seife erst mal die Haare. Wenn man kein Gel hat, geht das ganz gut. Die Seife hier riecht sogar nach Kokos. Ich gucke mir auf kürzestem Weg in die Augen, nehme das Kinn ein bisschen höher und versuche ein Lächeln. So! Auf dem Weg zurück sehe ich plötzlich Paul. Er hängt mit ein paar Freunden an der Bar ab. Offenbar hat er heute seinen »Jungsabend«, deswegen ist Luise wohl zu Hause. Ich habe mir so viel gute Laune eingeredet, dass ich ihn sogar begrüßen will. Als ich gerade die Hand heben möchte, um ihm zuzuwinken, sehe ich ein Mädel neben ihm. Sehr nah neben ihm. Ich gucke schnell weg. Das will ich nicht sehen. Und ich will nicht, dass er sieht, was ich sehe. Ich drücke mich an ihm vorbei und versuche nicht an Luise zu denken, die vielleicht gerade eine SMS an Paul schreibt und immer wieder aufs Handy guckt und vergeblich auf eine Antwort wartet.
     
    Ich bin total froh, dass Luise schon schläft, als ich nach Hause komme. Meine Eltern sind fast unerträglich beiläufig. Seit meinem Fenstersturz sind sie total verkrampft normal.
    »War’s nett?« Meine Mutter wirft die Frage eher vage in meine Richtung. Normalerweise hätte sie mich auf die Couch gezogen, in den Arm genommen und gebettelt: »Wie war es? Erzähl mal!« Sie hätte alles wissen wollen. Mit wem ich weg war, wie ich die Musik fand, ob ich getanzt hätte, wie die Stimmung war und so weiter. Sie saugt normalerweise alles auf. Wenn ich zu müde zum Reden bin, bettelt sie. »Mensch, gönn mir das doch. Ich kann doch selber nicht mehr weg. Ich bin doch jetzt erwachsen und sogar verheiratet. Ich kann doch nicht mehr tanzen und Bier aus der Flasche trinken und zu zweit aufs Klo gehen. Das fehlt mir so«, muss ich mir dann anhören.
Mein Vater verdreht dann regelmäßig die Augen. Natürlich macht sie nur Spaß, zumindest ein bisschen.
    In letzter Zeit behandeln sie mich jedoch wie eine alte Fliegerbombe, die zufällig entdeckt wurde und jederzeit hochgehen kann. Sie tasten sich an mich ran. Sind auf der Hut, um sich jederzeit in Deckung bringen zu können.
    Mein Handy erspart mir eine Antwort. Ich halte die Luft an, öffne die frische SMS. Sie ist von Julchen.
    Ich bin es nur. Hab vergessen dir zu sagen, dass wir morgen ins Kino gehen. Fünf-Uhr-Vorstellung.
    Die will es echt wissen.
    »Hast du eine SMS bekommen?«, fragt meine Ma und tut dabei so, als würde sie in der

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