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Angstspiel

Titel: Angstspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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entwickelt sich zu einem Flächenbrand. Als nur noch eine schwarze Fläche mit verkohlten Rändern zu sehen ist, kommt ein Streichholz ins Bild. Es ist schon sehr weit runtergebrannt. Dann wird es von der Seite ausgepustet und hingeworfen. Damit endet der Film.
    Ich bin echt beeindruckt. Das hat Luise gemacht. Ganz alleine am Computer. Sie dreht sich zu mir um, und es ist einer der seltenen Momente, in denen sie unsicher wirkt. Vielleicht nicht nur so wirkt.
    »Wie findest du das?«
    »Hut ab«, sage ich und meine es ernst.
    Dann fällt mir was ein.
    Ich renne runter ins Wohnzimmer. Es dauert ein bisschen, bis ich die CD gefunden habe. Ich spiele sie Luise oben laut vor. Schließlich gehört zu einem solchen Film auch der richtige Sound.
    »And it burns, burns, burns«, erklingt es. Der Song heißt »Ring of fire« und mein Vater liebt ihn total. Wenn man will, kann man ihn total mitgrölen. Aber irgendwie ist das Lied zu countrymäßig fröhlich und noch nicht gemein genug. Nach ein bisschen Suchen finden wir den absolut passenden Soundtrack. Wir entscheiden uns für die Titelmelodie von »Kill Bill«, dieses »Bang, bang, my baby shot me down«. Der absolute Hammer.
    Ich habe den Song abends immer noch im Ohr, als ich ins Bett gehe.
    »Bang, bang, I shot you down.«
    Dazu fallen mir noch ganz andere Bilder ein.
     
    Als ich am nächsten Mittag nach Hause komme, ist mein Vater da. Ich bin völlig irritiert. Ich mag zurzeit keine Überraschungen mehr. Schon als ich von Weitem sein
Auto vorm Haus gesehen hatte, war die Angst wie kleine Ameisen über meine Haut gekrochen. Ich habe Angst, dass irgendwas mit Opa ist. Ich habe ihn gestern Abend gar nicht mehr gesehen. Ich ziehe die Jacke nicht aus, gehe direkt ins Wohnzimmer. Danach in die Küche. Keiner da. Ich renne nach unten. Reiße die Tür zum Zimmer meines Großvaters auf. Überrascht guckt er von seinem Rätselheft hoch. »So stürmisch ist hier schon lange keine Frau mehr reingekommen«, sagt er lächelnd.
    »Entschuldigung. Ich dachte, es wäre was«, antworte ich und bin endlos erleichtert.
    »Was soll denn sein, was nicht schon war?«, fragt er und legt den Kopf leicht schief.
    Es soll alles so sein, wie es nicht ist. Es soll alles so sein, wie es mal war. Das sage ich nicht. »Schon gut. Viel Glück«, murmle ich leise und zeige auf sein Rätselheft.
    Ich gehe langsam die Treppe hoch. Gehe durch bis ins Obergeschoss. Aus dem Schlafzimmer meiner Eltern höre ich Stimmen. Nein. Ich höre eine Stimme. Die meiner Mutter.
    »Soll ich den Badeanzug mitnehmen? Und abends? Lang? Dann muss ich noch bügeln. Wie schwer darf denn so ein Koffer überhaupt sein?«
    Ich klopfe kurz an, stehe dann staunend vorm Ehebett. Meine Mutter hat die Hälfte ihres Kleiderschrankes auf dem Boden verteilt. Im großen Koffer auf dem Bett liegt ihr Schmusekissen. Mehr noch nicht. Mein Vater sitzt auf seiner Seite und liest irgendwas auf seinem iPhone. Er hebt kurz die Hand. Die Bewegung heißt gleichzeitig »Hallo« und »Stör mich jetzt bitte nicht«.
    »Ma, gehst du auf Klassenfahrt?« Irgendwas stimmt hier nicht.
    »He, Süße. Du bist meine Rettung. Was braucht man wohl, wenn man vierundzwanzig Stunden in Rom ist?«

    »Rom?«
    »Si. Bella Italia. La dolce vita und so.«
    Meine Mutter stellt sich in Positur. Was das für eine Pose sein soll, weiß ich nicht. Eine Mischung aus modernem Tanztheater und klassischem Drama. Irgendwie komisch. Aber nicht lustig.
    »Bella Italia?« Ich klinge wie ein Papagei.
    »Ja, Papa muss nach Rom. Quatsch. Papa darf nach Rom. Sein armer Kollege hat Scharlach bekommen. Und deswegen fliegt Papa heute Abend nach Rom, um da irgendwas vorzustellen. Und seine hübsche und intelligente Frau begleitet ihn.« Sie tut so, als würde sie eine Zigarette ausdrücken.
    »Du?«
    »Ja. Ich.« Sie wirkt ein bisschen pikiert.
    »Ihr wollt uns alleine lassen?« Mir wird kalt. Eiskalt.
    »Alleine lassen? Linda, wir fahren nicht zu einer Südpolexpedition. Wir gehen nicht in den Untergrund. Wir wollten für eine einzige Nacht aushäusig nächtigen.«
    Ich lasse das Gummiband schnacken.
    Ich will nicht, dass sie woanders schlafen. Ich will nicht mit Luise und Opa alleine im Haus sein. Plötzlich merke ich, dass meine Eltern irgendwie so eine Art Schutzschild für mich sind. Ich lasse es wieder schnacken. Manchmal habe ich das Gefühl, die Haut innen am Handgelenk ist schon ganz dünn.
    Ich reiße mich zusammen. Es fühlt sich an, als würde ich mit Zement

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