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Angstspiel

Titel: Angstspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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der Nähe der Blumenstraße 13, wo man sich unauffällig aufhalten kann. Ich fand, dass Blumenstraße so nett klang. Nach älteren Einfamilienhäusern mit braven Reihen von Alpenveilchen neben der Haustür. Nach »scheckheftgepflegten Garagenautos«, nach geschmiedeten Gittern vor den Fenstern im Erdgeschoss, nach Gästeklo neben der Eingangstür und vor dem Haus der Smart eines Pf legedienstes. So ist es nicht. Die Häuser hier haben mindestens vier Klingeln neben den Milchglashaustüren. Die Gärten sind eher Grünstreifen. Die Autos an den Straßenrändern haben erstaunlicherweise die Ära der Abwrackprämie überlebt. Um kurz vor acht hatte Julchen gesimst: Ich klingele jetzt . Drück mir die Daumen. Exakt zehn Minuten danach hatte ich bei ihr angerufen. Sie hatte ein bisschen gesmalltalkt, mir dann wie verabredet erzählt, dass sie gerade bei Arne Becker sei. Blumenstraße. Wäre sie noch nie gewesen. Und bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, hatte sie sich fröhlich verabschiedet. Warum ist sie noch bei ihm? Sie wollte doch nur anklingeln und dann direkt mit ihm los. Von der Blumenstraße 13 bis zum »Pasta Basta« sind es keine drei Minuten. Sie hatte nicht so geklungen, als würde sie draußen stehen. Ihre Stimme klang, als wäre sie irgendwo drinnen. Ist sie etwa zu ihm rein? Auf einmal sehe ich die Szene vor mir. Sie klingelt und er quäkt aus der Gegensprechanlage, dass er noch nicht fertig sei und sie
doch noch mal eben hochkommen soll. Ist Julchen etwa wirklich zu ihm in die Wohnung? Mir wird übel. Ich sitze im Qualm der Fritteuse. Die Dunstabzugshaube scheint nur akustisch zu funktionieren. Ein kleines Mädchen, allerhöchstens acht oder neun Jahre alt, holt eine Bestellung ab. Sie kann kaum die weiße Tüte mit den matschigen Pommes, den Currywürsten und der Literflasche Cola tragen. Ich schiebe mit einer kleinen Plastikgabel die Pommes in meiner Schale hin und her. War er auch schon mal hier? Holt er sich hier abends sein Junkfood? Ich habe zu viel Fanta getrunken, muss leider pinkeln gehen. Die Toilette ist genau so, wie ich befürchtet habe. Nein. Schlimmer. Es gibt einen Automaten mit »erotischen Würfeln«. Ich will gar nicht wissen, was das ist. Als ich wiederkomme, stehen zwei Typen an der Bar, trinken Flaschenbier.
    Ich kann das nicht, ich halte es nicht aus. Die Vorstellung, dass Julchen jetzt bei ihm ist, macht mir panische Angst. Ich laufe los, irgendwohin. Die Richtung ist egal. Wieder das Gefühl, dass ich etwas vergessen habe. So wie man ein Wort vergessen hat, das man eigentlich kennt, das aber einem partout nicht einfallen will. Ich versuche an etwas anderes zu denken. Wenn man sich zu sehr konzentriert, geht gar nichts mehr.
    Schon um kurz vor halb neun kommt die erste SMS.
    Er ist es nicht.
    Das ist alles. Was soll mir das sagen, bitte schön? Was ist er nicht? Nicht ihr Typ, oder was? Oder will sie mir allen Ernstes sagen, er ist nicht das Arsch, das mich verfolgt?
    Ein Hund kommt auf mich zugelaufen, der Halter trottet hinterher. Das Tier blafft mich an, ich blaffe zurück: »Verzieh dich.«
    »Der tut doch nichts«, antwortet der Mann verblüfft.
    »Ich aber«, sage ich nur laut.
    Ich gehe langsam weiter. Will Julchen wirklich behaupten,
hinter dem Kaktus stecke nicht mein Monster? Hat sie ihn gefragt?
    »Entschuldige, ehe wir losgehen, eine Frage noch: Kann es sein, dass du meine Freundin seit einiger Zeit belästigst? Nein? Ach, dann ist ja gut. Dann können wir uns ja einen schönen Abend machen. Ich freue mich schon auf das Tiramisu.« Oder wie?
    Ein Gedanke fällt wie ein Beil: Vielleicht hat er sie gerade gezwungen, das zu schreiben. Er hat durchschaut, dass sie ihn enttarnen will. Hat es aus ihr rausbekommen. Wie auch immer. Jetzt soll sie mich beruhigen. Ich wähle hastig ihre Nummer. Nach dem fünften Klingeln erst geht sie ran.
    »He, Linda, alles gut?«
    Wieso sagt sie meinen Namen?
    »Julchen, hör mir zu. Wenn der Typ dich bedroht, sag jetzt einfach ›Montag‹. Dann weiß ich Bescheid.«
    Ich höre sie lachen.
    »Du guckst zu viele schlechte Filme. Hier ist alles in Ordnung. Wir sind übrigens doch nicht ausgegangen. Arne hat spontan was gekocht. Die Soße besteht nur leider zu zwei Dritteln aus Knoblauch. Ich werde morgen stinken wie ein Iltis.«
    Sie ist tatsächlich bei ihm.
    »Soll ich kommen?«
    Ich möchte das eigentlich nicht sagen, aber es rutscht mir so raus.
    Sie kichert wieder. Hat er ihr Alkohol eingeflößt?
    »Nein, im Ernst. Alles gut. Geh nach

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