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Angstspiel

Titel: Angstspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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mich an der Hand raus.
    Ich bleibe dicht hinter ihr. Er ist hier. Vielleicht direkt hinter mir. Vielleicht steht er irgendwo weiter weg und guckt sich das Ganze grinsend an. Vielleicht hat er gerade schon wieder das Handy in der Hand, um mir neue Nachrichten zu simsen. Ich gucke panisch nach rechts und links. Das flackernde Licht macht alles noch unwirklicher. Bedrohlicher. Aus Gesichtern werden Grimassen. Alle Blicke gucken mich an. Oder täusche ich mich? Die Musik explodiert in meinen Ohren, hat nicht den Takt meines Herzrasens. Zu dem Tanzschweiß kommt Angstschweiß. Ich spüre, wie ein einzelner Tropfen meinen Rücken runterkriecht.
    Julchen dreht sich zu mir um.
    »Du brichst mir die Hand«, schreit sie mich an.
    Ich lockere meinen Griff ein bisschen.

    »Ich muss hier raus«, brülle ich ihren Hinterkopf an.
    Sie nickt.
    Offenbar ist sie auf der Suche nach Philipp und seiner Schnepfe.
    Wir finden sie in der letzten Ecke. Gott sei Dank nicht beim Knutschen. Nicht, weil mir das peinlich gewesen wäre. Mir ist jetzt gerade gar nichts peinlich. Aber dann hätte es wahrscheinlich noch länger gedauert, sie zum Gehen zu überreden. Die beiden stehen nebeneinander. Gute Stimmung sieht anders aus. Er grinst uns an.
    »Na, Mädels, was geht?«
    »Nichts geht. Wir gehen«, sagt Julchen bestimmt.
    Philipp zieht eine Augenbraue hoch, nimmt einen Schluck aus seiner Bierflasche. Ich habe irgendwie den Eindruck, dass das nicht seine erste ist.
    »Kein Material für euch da? Dann geht es euch wie mir.«
    Ich gucke zu der Turmfrisur. Hoffentlich hat sie das nicht gehört.
    Philipp stellt die leere Flasche ab, grinst uns an. Doch seine Augen bleiben hart. Er ist nicht so gut gelaunt, wie er tut. Einen ganz kurzen Moment denke ich: wie schön, dass es sogar einem Philipp mal nicht so toll geht. Ich stelle mich neben ihn an die Wand.
    Er stupst mich mit dem Ellbogen an: »Alles okay mit dir? Du siehst aus, als wärst du gerade aus Versehen aufs Männerklo gegangen und hättest einen Typen beim Pinkeln gesehen.«
    Wie witzig.
    »Ich möchte nach Hause«, sage ich nur.
    »Von mir aus. Ich habe hier auch genug gesehen.«
    Philipp schnappt sich schwungvoll seine Jacke, die er über eine Lehne gelegt hatte. Ein bisschen zu schwungvoll.

    Ein paar Münzen fallen raus, zwei Handys, ein paar Streifen Tabletten und zwei Kondome.
    Wie peinlich.
    Ich schäme mich, das zu sehen.
    Und ich schäme mich, weil ich mich schäme.
    Ich spüre, wie Julchen mich grinsend von der Seite anguckt.
    »Wieso hat denn dein Bruder so viele Pillen mit?«, frage ich, um überhaupt irgendwas zu sagen.
    »Bestimmt von so einer Oma, die er betreut. Die sind ja oft total vergesslich. Aber die Gummis waren bestimmt nicht von der«, sagt sie kichernd.
    Ich versuche auch ein Grinsen. Ich glaube nicht, dass es gelingt.
    Der Weg zum Auto ist die Hölle. Wir müssen quer durch die ganze Menge. Ich versuche niemanden anzusehen, bleibe dicht hinter Julchen. Leider fahren wir erst Philipps Begleitung nach Hause. Ich wäre gerne die Erste gewesen. Als die Blonde aussteigt, versucht sie ein schwaches »Vielleicht bis bald« in Richtung Fahrersitz. Philipp guckt weiter nach vorne.
    »Ich melde mich bei dir, wenn die nächste Müllparty ansteht«, sagt er kalt.
    Ich höre sie feucht einatmen, dann schlägt sie die Tür zu.
    »Richtig nett war das nicht«, rügt Julchen ihren Bruder.
    »Richtig nett war die ja auch nicht«, antwortet der nur.
    »Warum hast du sie dann mitgenommen?«
    »War vielleicht mein Helfersyndrom.« Er lacht bitter.
     
    Ich bin so froh, als ich endlich im Bett liege. Habe mich ganz klein gemacht unter der Decke. Ich versuche nicht zu denken und ganz ruhig zu atmen. Ich habe Angst, dass mein Magen sich wieder umstülpt. Eigentlich dürfte jetzt
nichts mehr drin sein, und nach zehn Minuten Zähneputzen ist auch der saure Geschmack verschwunden. Für ein paar Tage hatte ich wieder gehofft. Ganz leise nur, nur in vagen Worten, noch nicht mal in klaren Gedanken. Ganz sacht war die Idee gewachsen, dass ich frei bin. Dass er aus meinem Leben verschwunden ist. So leise wie er eingetreten ist. Von wegen. Er ist offenbar näher, als mir lieb ist. Wie konnte er auf diese Party kommen? Hat er mich von der Haustür an verfolgt? War er hinter Philipp hergefahren, hatte sich dann irgendwie in die »Villa« gemogelt? Nur um mich zu schocken? Nur um mein Gesicht zu sehen, wenn ich seine SMS lese? Macht das verdammt noch mal so einen Spaß?
     
    Erst fällt es mir gar

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