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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Dass du zu dem selben Schluss gekommen bist, festigt meine Überzeugung. Es wird mir helfen, meinen Schwestern zu erklären, wie wir zu handeln haben. Ich denke, wir werden Hilfe von unerwarteter Seite bekommen.« Sie blickte kurz und ein wenig unbehaglich auf die Krähe, die ich gedankenlos wieder in die Hand genommen hatte.
    Ylenia ächzte. »Wenn man das Hilfe nennen kann, was von der Krähe kommt ...« Sie hob unbehaglich die Schultern. Tallis schüttelte stumm und belustigt den Kopf. Dann erhob sie sich und bedankte sich bei dem stillen Grennach-Mann für seine Hilfe. Er nickte würdevoll und sah uns mit Augen, denen nichts entging, nach, als wir hinausgingen.
    Ylenia und Tallis wollten nun den Grennach-Ältesten eröffnen, was sie herausgefunden hatten, und ihnen ihre Forderung stellen. »Wir rufen dich dazu, wenn es so weit ist«, sagte Ylenia. »Aber wie ich Tallis' Schwestern kenne«, sie wechselte einen ironischen Blick mit der Grennach, die ihr zustimmend zuzwinkerte, »wird das unter Umständen sogar einige Tage dauern. Jede Stimme will gehört werden, und jede Ansicht will gründlich von allen Seiten betrachtet und gemeinsam besprochen sein, so lange, bis alle sich einig sind.« Sie verdrehte die Augen. »Eine gute Methode, aber entsetzlich langwierig und anstrengend«, setzte sie resigniert hinzu.
    Ich tastete verwirrt nach der Brosche über meinem Herzen. In was für eine verwickelte und undurchsichtige Angelegenheit war ich da nur hineingeraten? Und warum hatte meine Tante so heftig auf Jinqx' geschnitzte Krähe reagiert?
    Als hätte der Gedanke bewirkt, dass die Person, an die ich dachte, sich vor mir materialisierte, stieß ich in der nächsten Astgabel auf die unordentliche schwarze Gestalt von Jinqx. Der dunkle, lange Mantel hing in zerdrückten Falten um den stämmigen Körper und schien unter meinem Blick ein erstaunliches Eigenleben zu entwickeln. Aus ein paar Schritten Entfernung sah ich fasziniert zu, wie er sich aufblähte und ausbeulte, zuckte und wieder zusammenfiel, wie von einem winzigen, lokalen Sturm erfasst. Jinqx saß still und völlig gelassen inmitten des wild gewordenen Kleidungsstücks und schnitzte wieder einmal an einem Spielzeug für eins der Grennach-Kinder.
    Ein schrilles Quietschen erklang, und der Mantelsaum flog hoch. Ein halbwüchsiges Mädchen krabbelte mit hochrotem Kopf darunter hervor und rannte davon. Ein anderes steckte kurz danach den strubbeligen Kopf aus dem Mantel und sah der Fliehenden triumphierend nach. Sie zwitscherte etwas, und Jinqx hob einladend einen Arm, damit sie auf den breiten Schoß klettern konnte. Ich kannte sie: Reillis war Jinqx' glühendste Verehrerin unter all den Kindern und wich nur ungern von der Seite der Krähe. Sie war noch nicht lange dem Bezirk entwachsen, in dem sich die Männer um die Kinder kümmerten, aber schon eine der Furchtlosesten, wenn es darum ging, waghalsige Verfolgungsjagden und Kletterpartien in den äußersten Zweigen des mächtigen Baumes zu unternehmen. Jinqx hatte sie nicht zuletzt deswegen wohl auch so ins Herz geschlossen.
    Jetzt saß die wilde kleine Reillis allerdings friedlich auf Jinqx' Schoß, hatte ihren Kopf an die breite Brust gebettet und lauschte der weichen Stimme, die leise etwas erzählte, während Jinqx Messer und Schnitzarbeit hatte sinken lassen.
    Zwar konnte ich nicht verstehen, worum es in der Geschichte ging, aber das gebannte Gesicht des Kindes und die Art, wie es atemlos an Jinqx' Lippen hing, verriet mir, dass sie ungeheuer spannend sein musste. Endlich verstummte das leise Raunen. Das Kind seufzte zufrieden. Jinqx gab Reillis einen kleinen Klaps, und sie hüpfte vom Schoß herunter und stob davon. Ich sah ihr nach, wie sie in einer halsbrecherischen Aktion auf den nächsten Ast überwechselte, und grinste. Irgendwie erinnerte das Mädchen mich an ein anderes, ebenso wildes, das sich alleine durch die Straßen von Cairon City geschlagen hatte, immer bereit, zu kratzen, zu beißen und um sich zu treten.
    Jinqx' dunkle Augen ruhten auf mir. Ich erwiderte den Blick ein wenig unsicher und wurde mit einem winzigen Lächeln belohnt. Wir saßen geraume Zeit friedlich nebeneinander in der kleinen Sonnenpfütze, die durch das Blätterdach tropfte, und schwiegen. Jinqx drehte die liebevoll gearbeitete Holzfigur eines kleinen Grennach in den stumpfen Fingern und pfiff tonlos vor sich hin. Das scharfe kleine Messer glättete hier eine Unebenheit und vertiefte dort eine Kerbe, die den buschigen Schweif

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