AnidA - Trilogie (komplett)
stöhnte er. »Ich habe Cass gebeten, für mich auf den Laden aufzupassen, und bin hergekommen, weil ich nicht weiterweiß.«
Anna zog ihren Stuhl so nahe, dass ihre Knie sich berührten, und beugte sich vor. »Jetzt erzähl mal. Was ist passiert?«
Mika wischte sich über die immer noch tränenden Augen. »Korben hat sich mit der Händlergilde eingelassen.«
Anna sah ihn fragend an. Mika lächelte schief. »Das klingt höchst ehrbar, ich weiß. Aber Samhel, der Gildenmeister, ist ein Schurke, und die Geschäfte, die er tätigt – und duldet –, sind zum großen Teil recht finsterer Natur. Du musst wissen, dass Korben gewisse berauschende Kräuter für mich verkauft ...« Er stockte ein wenig verlegen. Anna zog ein missbilligendes Gesicht, nickte aber. »Wir haben immer darauf geachtet, damit keinen Schaden anzurichten«, beeilte Mika sich zu erklären. »Korben ist manchmal ein bisschen leichtsinnig, aber ich achte sehr darauf, dass wir keine ernsthaft schädlichen Rauschmittel verkaufen.« Er schnitt eine jämmerliche Grimasse. »Natürlich weiß ich, dass das nicht in Ordnung ist, aber Korben kann sehr überzeugend sein. Und ich musste doch auch von irgendetwas leben.«
Anna kratzte sich an der Nase. »Du mischst so großartige Tees«, sagte sie mit leisem Vorwurf. »Warum hast du dich nicht schon viel eher darum gekümmert, deine Waren in der Oberstadt zu verkaufen?«
Mika sah sie verlegen an. »Ich habe mich nicht getraut. Ich dachte, ich würde noch nicht mal bis zum Kücheneingang vorgelassen werden. Und wenn du mir nicht geholfen hättest ...« Er lächelte verlegen. »Weißt du, jetzt habe ich so viel zu tun, dass ich sogar eine Hilfe brauche. Ich habe Cass gefragt, und sie war damit einverstanden, mir zur Hand zu gehen. Sie ist sehr zuverlässig und ordentlich, auch wenn man das nicht glauben sollte.«
Anna schüttelte belustigt den Kopf. »Das freut mich für euch beide, Mika, wirklich. Aber nun erzähl schon: Was ist mit Korben?«
Mika verschränkte mit umwölkter Miene die Hände. »Er hat sich darauf eingelassen, für die Händlergilde höchst illegale Drogen zu verkaufen. Samhel hat ihm allerdings keine allzu große Wahl gelassen. Trotzdem, wir hätten einen anderen Weg finden müssen.« Er versank in sorgenvolles Grübeln, aus dem Anna ihn ungeduldig herausrüttelte. »Komm schon, erzähl weiter. Was genau ist geschehen?«
»Korben hat es geschafft, die erste Lieferung des Zeugs zu verkaufen und damit unser eingesetztes Kapital zumindest zum Teil wieder herauszuholen. Er hat sich Nachschub bei Samhel besorgt und ist damit gleich wieder losgezogen, und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Heute Nachmittag kam dann Cass zu mir und erzählte mir, sie habe gehört, die Wache habe einen Händler erwischt, der Kobbal verkauft hat.« Er sah Annas fragenden Blick und senkte die Augen. »Ein schlimmes Zeug«, murmelte er. »Wir hätten uns nicht darauf einlassen dürfen.«
»Du glaubst also, die Wache hat Korben festgenommen?«, fragte Anna besorgt. »Wenn das stimmt, was werden sie mit ihm machen?«
Mika zuckte mit den Achseln. »Erst mal werden sie ihn wohl in der Festung einsperren. Irgendwann wird er dann verurteilt werden. Möglicherweise schicken sie ihn in einen Steinbruch oder auf eine Galeere. Obwohl, mit seiner verkrüppelten Schulter und dem Fuß ...« Mika verfiel wieder ins Grübeln.
Anna klopfte hart gegen seinen Arm, um seine Aufmerksamkeit zu erringen. »Eins nach dem anderen, Mika. Wir sind nicht sicher, dass er es ist, den die Wache erwischt hat. Richtig? Also müssen wir das erst einmal herausfinden. Hast du eine Ahnung, wie das gehen könnte?«
Mika nickte wieder, diesmal ein wenig zögernd. »Ich müsste zur Festung hinaufgehen und versuchen, etwas über ihn in Erfahrung zu bringen. Keine Ahnung, wen ich da fragen muss – ich kenne nicht viele Verbrecher.« Er versuchte sich an einem Lächeln, das Anna herzlich und tröstend erwiderte, obwohl sie selbst nun in großer Sorge um ihren leichtsinnigen Freund war.
»Gut, finde das heraus. Vielleicht weiß Cass ja besser, wie du an solche Informationen kommen kannst.« Sie dachte nach. »Was kann ich tun?«
Mika rutschte auf seinem Sitz herum. »Du könntest die Krähe um Hilfe bitten«, sagte er widerwillig. »Sie hat sicher die Möglichkeit einzuschreiten. Du weißt, was ich von ihr halte, aber die Angelegenheit ist zu ernst, als dass wir eine Chance außer Acht lassen sollten.«
Anna verzog das Gesicht. »Ich wollte
Weitere Kostenlose Bücher