AnidA - Trilogie (komplett)
schüttelte den Kopf. »Erwartest du sie?«
Dorkas nickte unzufrieden. »Wir waren hier verabredet. Sie ist in Ylenias Auftrag unterwegs, und ich muss unbedingt mit ihr sprechen, ehe ich in die Berge zurückkehre.«
Matelda verschwand in ihrer Küche, und Dorkas brütete vor sich hin. Ida fühlte sich reichlich überflüssig. Müßig sah sie sich im Schankraum um und versuchte, sich vorzustellen, wie es hier zugegangen sein mochte, wenn die ›netten Boote‹ nachts hier vorbeigekommen waren. Was für eine Fracht mochten sie wohl mit sich getragen haben? Und was waren das für Vorräte, die Matelda zur Neige gingen?
»So, da ist euer Essen«, sagte Matelda fröhlich und lud das Tablett auf dem Tisch ab. Sie stellte einen großen Becher mit Tee vor Ida und schob Dorkas mit einem Augenzwinkern einen Krug und zwei Becher hin. Auf der Platte, die sie mitten auf den Tisch stellte, thronte ein Berg von goldgelbem Rührei, umringt von dampfenden gebratenen Kartoffelscheiben mit gebräunten Zwiebeln.
»Lasst es euch schmecken«, sagte die Wirtin zufrieden, als sie den begeisterten Ausruf Idas vernahm. Ida ließ sich nicht zweimal bitten und belud ihren Teller mit dem verführerisch duftenden Essen. Matelda setzte sich neben Dorkas und schenkte sich und ihrer Freundin schweigend von der klaren grünlichen Flüssigkeit aus dem Krug ein. Dorkas griff nach ihrem Becher, roch daran und trank einen vorsichtigen kleinen Schluck. Dann verdrehte sie genüsslich die Augen und drückte der errötenden Matelda einen Kuss in die Handfläche. »Der ist aus deinem privaten Vorrat, du Schatz. Das hättest du nicht tun müssen.«
Matelda legte ihr zärtlich die Hand auf die Wange. »Du kommst so selten hierher, Liebe. Das muss ich doch irgendwie feiern.«
Ida, aus vollen Backen kauend, ließ neugierig ihre Augen zwischen den beiden Frauen hin- und herwandern. Sie blickten sich stumm und voller Zuneigung an und hatten ihre Hände ineinander verschränkt.
»Iss lieber, ehe alles kalt wird«, sagte Matelda schließlich.
Dorkas griff nach dem Besteck und setzte mit einem Blick auf den bereits stark dezimierten Berg Rührei trocken hinzu: »Oder ehe Ida alles alleine aufgefressen hat.«
Ida riss die Augen auf und schob hastig ihren Teller von sich fort. Sie hatte gerade überlegt, noch einmal zuzulangen, aber sie wollte wahrhaftig nicht gefräßig wirken.
Matelda gluckste und tätschelte Idas Hand. »Lass dich nicht ärgern, Kind. Nimm dir ruhig nach, ich habe noch eine große Portion in der Pfanne. Ich weiß doch, wie hungrig es macht, von Dorkas durch die Landschaft gehetzt zu werden.«
Ida lächelte die kleine Wirtin dankbar an und griff doch noch einmal nach ihrem Teller. Dorkas hieb nun ebenfalls nach Kräften ein und sprach dabei eifrig dem klaren Getränk aus dem Krug zu. Matelda hatte sie verlassen, um sich um einige grobschlächtige Kerle zu kümmern, die mit mistbedeckten Stiefeln durch den Raum getrampelt kamen und ungehobelt nach der Bedienung riefen.
»Was waren das für Boote, die jetzt nicht mehr kommen? Und was ist mit der Grenze zum Nebelhort?«
Dorkas schob ihren säuberlich mit einer Brotrinde ausgewischten Teller beiseite und seufzte zufrieden. Dann zog sie sich den Krug heran und schenkte sich erneut nach.
»Du kennst doch sicher die Geschichte des Reiches?«, fragte sie zurück. Ida stöhnte nur. Dorkas trank und lehnte sich entspannt mit dem Becher in der Hand an die Wand zurück. »Der Nebelhort ist die verlorene Provinz, die alte Provinz des Hierarchen. Du weißt, aus welchen Provinzen das Reich besteht?«
»Witbarre im Norden, Sendrassa im Osten, Beleam im Westen und Seeland mit der Residenz des Hierarchen im Süden«, zählte Ida ungeduldig auf. »Das weiß doch jedes Kind, Dorkas.«
Dorkas unterdrückte ein Schmunzeln und trank einen großzügigen Schluck. »Siehst du? Vier Provinzen, vier Tetrarchen. Der Nebelhort war vor Jahrhunderten, zur Zeit des Dritten Hierarchen, die Domäne des Herrschers. Von der Schwarzen Zitadelle aus wurde das Reich regiert. Damals existierte der Schwarze Orden noch, der später geächtet und verboten wurde. Der Hierarch hatte einen Berater und engen Vertrauten, der der Großmeister dieses Ordens war ...«
»... und dieser mächtige Hexer riss die Macht an sich, als der Hierarch alt und krank wurde. Der Sohn des Hierarchen musste mit seiner Familie nach Seeland zum Grünen Tetrarchen fliehen und bekämpfte von dort aus die Truppen des Schwarzen Ordens. Entschuldige, Dorkas,
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