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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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als hätte sich niemals etwas in ihm bewegt. »Wahrscheinlich träume ich noch«, murmelte Ida und ging wieder zu Bett.

    Strahlender Sonnenschein und der Duft von frisch gebackenem Brot weckte sie am Morgen. Sie reckte sich wohlig und gähnte, dass ihre Kiefer knackten.
    »Guten Morgen, Ida«, begrüßte die Wirtin sie munter. Sie deckte den Tisch, an dem sie abends gesessen hatten. »Setz dich ruhig schon nieder. Dorkas wird gleich kommen, sie braucht morgens immer etwas länger.« Matelda zwinkerte und verschwand wieder in der Küche.
    Ida ging zur Tür und trat hinaus auf den Hof. Das Traumbild der vergangenen Nacht kam ihr wieder in den Sinn. Sie warf einen scharfen Blick auf die Stelle, wo sie den Schatten zu sehen gemeint hatte. Dort waren verwischte Spuren im Staub, aber die konnten genauso gut von einem Hund oder einem anderen Tier stammen.
    »Gut geschlafen?«, fragte jemand. Sie schreckte zusammen und fuhr herum. Dorkas lehnte am Türrahmen und blinzelte in das helle Morgenlicht. Ihre kurzen Haare standen feucht und zerzaust von der morgendlichen Toilette vom Kopf ab, der schmale Reif blitzte in ihrem Ohrläppchen, und der grüne Stein, der daran hing, funkelte in der Sonne. Die Gildenfrau sah entspannt und sehr zufrieden aus, wie eine satte, glückliche Katze.
    »Danke, sehr gut. Ich dachte nur, ich hätte in der Nacht jemanden über den Hof schleichen sehen ...« Dorkas knurrte uninteressiert. Von drinnen rief Matelda zum Frühstück.

    Ida nutzte den Vormittag dazu, durch die Gegend zu stromern und sich ein wenig umzusehen. Eine Zeitlang saß sie am Flussufer und blickte auf das grüne, schnell fließende Wasser. Die Szenerie hatte keinerlei Ähnlichkeit mit ihrem Traum der vergangenen Nacht, aber dennoch konnte sie sich nicht davon lösen. Sie warf müßig trockene Weidenblätter und kleine Zweige in die Wellen und sah ihnen nach, wie sie den Fluss hinuntertrieben. Silberne Fischrücken blitzten unter der Oberfläche auf, und Schwärme von Mücken tanzten dicht darüber hin. Ida seufzte leise und machte sich auf den Rückweg zur »Silberweide«.
    An der Tür zur Gaststube stolperte sie beinahe über ein Kind, das in ihrem Weg stand und die warme Sonne zu genießen schien. »Entschuldige, Kleines«, sagte sie verlegen und griff an ihm vorbei nach dem Türknauf. Ein dunkles, dreieckiges Gesicht wandte sich ihr zu. Sie blickte in ein Paar riesiger dunkelgrüner Augen, die sie voller Erheiterung musterten. »Süßer Iovve!«, entfuhr es Ida. »Es tut mir leid, wirklich. Ich habe nicht gut hingesehen.«
    Die winzige Frau berührte kurz ihre Hand und lächelte. »Macht nichts«, erwiderte sie mit erstaunlich tiefer Stimme. »Ich bin daran gewöhnt, dass ihr Riesen mich für ein Kind haltet.« Sie musterte Ida gründlich von den Füßen bis zu den Haaren, wozu sie ihren Kopf weit in den Nacken legen musste. »Du bist allerdings besonders groß geraten, das muss ich zugeben«, sagte sie anerkennend. Ida musste lachen, und die Frau stimmte herzlich ein. Sie fuhr sich mit schmalen Fingern durch die fuchsrote Mähne aus dickem Haar und streckte dann ihre Hand aus. Ida ergriff sie und schüttelte sie vorsichtig.
    »Mellis ist mein Name«, stellte die Frau sich vor. »Du musst Ida sein, Dorkas hat mir schon von dir erzählt.« Ida staunte. Mellis lachte wieder und entblößte dabei etliche gefährlich spitz aussehende Zähne. »Komm rein, Dorkas wartet schon auf dich. Wir wollen mit dir unsere Weiterreise besprechen.«
    Sie drehte sich um und wandte ihr den Rücken zu, und Ida stellten sich kribbelnd die Haare auf den Armen auf, als sie erschreckt begriff, dass Mellis unmöglich eine menschliche Frau sein konnte. Aus den dunkelgrünen Pluderhosen, die ihre kurzen Beine bedeckten und die Ida auf den ersten Blick für einen Rock gehalten hatte, ragte durch eine eigens dafür vorgesehene Öffnung ein dicht behaarter, langer Schweif in der selben Fuchsfarbe wie die Kopfbehaarung der Frau.
    Dorkas sah ihren Gesichtsausdruck und lachte schallend los. Mellis sah sich irritiert um und blickte dann fragend die Gildenfrau an. »Was hast du, Dorkas?«, fragte sie mild. Die stämmige Frau schüttelte nur den Kopf.
    »Ida«, keuchte sie und hob in einer hilflosen Geste die Hände. »Wenn ich mir ihr verdattertes Gesicht so ansehe, dann weiß ich, dass sie noch nie in ihrem Leben eine Grennach gesehen hat.« Ida riss die Augen auf und plumpste auf die Holzbank neben Dorkas. Mellis zog sich ihr gegenüber auf einen Schemel und

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