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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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gesteckt hatte. Mir würde er nichts nützen, weil meine Daumenabdrücke nun mal nicht dazu passten, aber wenn jemand das geeignete Werkzeug und ein wenig Geschick beim Manipulieren eines CreditComps besaß, war so ein Chip fast so gut wie Bargeld.
    Wir passierten ungehindert den Osteingang. Die dort postierten Roten interessierten sich wie immer wenig dafür, wer den Bahnhof verließ. Dix stolperte auf seinen krummen Beinen neben mir her und redete unaufhörlich. Ich machte ab und zu ein zustimmendes Geräusch und dachte darüber nach, mir endlich ein Paar etwas neuerer Schuhe zuzulegen. Meine jetzigen wurden nämlich seit geraumer Zeit ausschließlich durch gute Wünsche und festgebackenen Schmutz zusammengehalten.
    Kerns Höhle hieß eigentlich »Zum Ewigen Raumkoller« und war eine nicht gerade einladend aussehende Kaschemme in der Nähe des Shuttlebahnhofs. Kern, die Besitzerin des Lokals, war eine der wenigen Wirtinnen, die uns NonHabs nicht sofort rauswarfen, wenn wir einen Fuß über ihre Schwelle zu setzen wagten. Sie vertrat den Standpunkt, dass jeder Galacent zählt, und solange jemand sein Synalc bezahlen konnte, war er ihr so willkommen wie der Administrator persönlich. Nicht, dass sich der Administrator jemals in einen Laden wie Kerns Höhle verirrt hätte – und selbst wenn, wäre er von Kern sicherlich auch nicht freundlicher empfangen worden, als sie ihre Stammgäste zu behandeln pflegte.
    Als wir in den düsteren, verräucherten Raum traten, übertönte gerade ihre unverwechselbare, heisere Bassstimme den Lärm, den ihre Gäste veranstalteten: »Jemmy, wenn du nicht augenblicklich deinen fetten Arsch in Bewegung setzt, kannst du dir deinen nächsten Lohn vom Amt auszahlen lassen! Tisch sieben, zack-zack!«
    Ich drängte mich durch in die Ecke, die von der Tür aus am schlechtesten einzusehen war. Eine der Nischen war frei, und ich zwängte mich hinter den schmierigen Tisch. Dix quetschte sich zu mir auf die Bank und wischte sich erwartungsvoll über die tropfende Nase. Ich winkte der dicken Jemmy zu und orderte pantomimisch zwei SynAle, öffnete den Verschluss meiner Jacke und lehnte mich entspannt zurück.
    Dix platzte beinahe vor Ungeduld. »Nun zeig doch schon«, drängelte er.
    Ich klopfte ihm auf die schmutzigen Finger, die sich begehrlich meinem Ausschnitt näherten – nicht, dass ich es gewesen wäre, für die er sich interessiert hätte –, und murmelte: »Nicht so eilig, mein Junge. Erst einmal ein Schluck Ale, dann wird geteilt.« Jemmy wogte heran, wischte nachlässig mit einem schmuddeligen Lappen über die Tischplatte, was mit Sicherheit nur dafür sorgte, dass unzählige neue Bakterienkulturen es sich darauf gemütlich machen konnten, und knallte uns zwei schlecht eingeschenkte Krüge hin. Ihr phlegmatisches rundes Gesicht schwenkte langsam von Dix zu mir. Ich sah die langsamen Denkprozesse hinter ihrer breiten Stirn geradezu vorbeischleichen. Ich griff zu meinem Krug, trank einen großen Schluck daraus und sagte: »Wir bestellen gleich noch was zu essen, Schätzchen. Was gibt es denn heute?«
    Diese komplizierte Aufgabe lenkte sie wie beabsichtigt von der momentan noch etwas heiklen Frage unserer Zahlungsfähigkeit ab. Sie legte die Stirn in Falten und begann mit leiernder Stimme aufzuzählen: »Bohneneintopf ... Spiegeleier und Synschinken ... Korellianische Spaghetti mit ... Korellianische Spaghetti mit ...«
    »Ich nehme den Eintopf«, sagte ich eilig, ehe Jemmy sich endgültig das Hirn verstauchte. »Und du, Dix?«
    »Spaghetti«, bestellte er. »Und noch ein Ale.« Jemmy bekam glasige Augen und schwang ihre breiten Hüften erstaunlich schnell herum, um unsere umfangreiche Bestellung bei Kern abzuliefern, solange sie sie noch im Kopf hatte.
    Ich sah ihr staunend nach. »Wieso behält Kern diese Schwachsinnige bloß?«
    Dix feixte. »Dreimal darfst du raten«, sagte er anzüglich. »Komm jetzt, Eddy sei nicht so gemein. Leg endlich das Zeug auf den Tisch.«
    Ich ließ ihn noch zappeln, bis wir unser Essen hatten – erstaunlicherweise hatte Jemmy es geschafft, jedem von uns die richtige Bestellung vor die Nase zu stellen. Ich lockte Chloe mit einem Löffel voller Bohnen, den ich kurzerhand auf den Tisch kippte, aus meinem Pullover. Nicht gerade ihr Leibgericht, aber wenn sie Hunger hatte, war sie mir sehr ähnlich: Hauptsache, es füllte den Magen. Feinschmeckerei sparten wir beide uns für bessere Tage auf.
    Dix hielt eine Gabel voll dunkelvioletter Nudeln, von denen eine

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