AnidA - Trilogie (komplett)
herumnagen.« Dix nickte nur stumm und starrte mir bedrückt nach, als ich mich durch die dicht besetzten Tische nach draußen schob.
Es regnete schon wieder. Entweder war die Klimakontrolle mal wieder abgestürzt, oder irgendein Bürohengst hatte beschlossen, dass Cairon City dringend einer Reinigung bedurfte. Nicht, dass dafür ein bisschen – oder auch viel – Wasser vom Himmel ausgereicht hätte. Eine Batterie Strahlenkanonen würde in der Angelegenheit wesentlich effektivere Dienste leisten. Ich klappte den Kragen meiner Jacke hoch und zog den Kopf zwischen die Schultern. Chloe klammerte sich auf dem brüchigen Leder fest und schniefte unbehaglich.
»Komm doch rein, Dummerchen«, schimpfte ich und zog den Reißverschluss wieder ein Stück auf. Sie verschwand mit dem Kopf zuerst in meiner Jacke, und ihr langer rosiger Schweif streichelte noch einmal an meiner Wange entlang, ehe auch er in den Tiefen meines Pullovers verschwand.
El Buitre, der Geier, war so etwas wie der inoffizielle Amtsbruder des Administrators, und es war schwieriger, bei ihm einen Termin zu bekommen als bei seinem ehrenwerten Kollegen. Er residierte am Rand der Clouds in einem heruntergekommenen Gebäude, das früher einmal ein nobles Hotel gewesen war. Damals hatte Cairon City noch einen echten Raumhafen besessen, nicht nur so einen armseligen Shuttlebahnhof, aber das war vor dem Krieg mit den Zern gewesen, also etliche Jahre vor meiner Geburt. Dementsprechend alt sah der »Galaktische Hof« inzwischen auch aus: Die protzige Fassade bröckelte, und die Empfangshalle starrte vor Schmutz.
Ich stieß die schwere Eingangstür auf, stieg über einen Haufen Schutt und Unrat hinweg, marschierte über einen zerfetzten, ehemals roten Läufer und betätigte die altmodische Klingel an der Rezeption. Nichts rührte sich, aber ich wusste, dass meine Ankunft nicht unbemerkt geblieben war. Neugierig blickte ich zur Decke hoch und entdeckte wie erwartet zwischen zerfallendem Stuck und Spinnweben das blinkende Auge einer hochmodernen Spionanlage. Wahrscheinlich konnten sie ungebetene Gäste, deren Gesicht ihnen nicht gefiel, damit auch direkt abservieren, ohne dass sie sich dafür vom Mittagessen erheben mussten.
»Ja?«, knurrte eine Stimme direkt neben mir. Ich zuckte zusammen, überrascht, keine sich nähernden Schritte gehört zu haben, und ärgerlich über mich selbst. Wenn ich weiter so unvorsichtig war, musste ich mir um meinen nächsten Schlafplatz wirklich keine Gedanken mehr machen. Ich starrte den vierschrötigen blonden Kerl, der so lautlos erschienen war, herablassend an, was mir insofern leicht fiel, als ich einen guten Kopf größer war als er, und verlangte mit aller Selbstverständlichkeit, die ich nur in meine Stimme zu legen fähig war, seinen Chef zu sehen.
»Ach ja?«, grinste der Gorilla und kratzte sich ausgiebig am Hintern. Seine unmodisch enge Jacke spannte über den muskelbepackten Schultern. Ich konnte sehen, wie sich der Umriss eines Lähmers in einem Schulterhalfter abzeichnete. »Und warum sollte der jefe dich sehen wollen?«
»Das geht dich kaum etwas an«, erwiderte ich hochmütig. »Sag ihm nur, ich hätte etwas gefunden, was ihn sicher interessieren wird.«
Er hielt mir schweigend und immer noch grinsend seine Pranke vor die Nase. Ich unterdrückte den Impuls, hineinzuspucken, und zog stattdessen eine Augenbraue hoch. Das hatte ich im Heim geübt, weil es da außer Gebeten und Küchenarbeit wenig zu tun gegeben hatte und weil ich so meinem Gesicht einen ungeheuer arroganten Ausdruck verleihen konnte. Nun, genau den wollte ich jetzt auch erzielen.
Der blonde Gorilla hörte auf zu grinsen und sah mich finster an. »Hör zu, muchacha, du bewegst jetzt besser freiwillig deinen Arsch hier raus, oder muss ich dir dabei behilflich sein?« Er ließ angeberisch seine Muskeln spielen.
Ich hob die Braue noch ein wenig höher. »Du wirst Ärger mit deinem Chef kriegen, wenn du mich nicht zu ihm bringst. Das, was ich ihm anzubieten habe, ist sehr wertvolle Ware!« Ich beugte mich ein wenig vor, so dass das Kameraauge mich gut im Blick hatte und ließ den Blonden kurz die IdentiCard des Kuriers sehen. Er starrte verständnislos darauf nieder und griff nach meiner Schulter, um mich zur Tür hinauszubefördern.
»Bring sie rauf, Hans«, erklang eine Stimme aus dem Comsystem. Der Gorilla zögerte und zuckte dann mit den Achseln.
»Sofort, jefe «, antwortete er mürrisch. Ohne mich loszulassen, wechselte er kurz den Griff auf
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