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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sie mir in den Mund steckte.
    Ich nickte unbehaglich. Das war der einzige bittere Geschmack an dieser Praline von Ruhezeit. Ich schlief fest und tief und durchaus erholsam, aber einmal in jeder Nacht meldete sich ein Alptraum, der mich schwitzend und zitternd aufwachen ließ. Es war immer derselbe Traum, das wusste ich, obwohl ich mich nach dem Aufwachen nie an ihn erinnern konnte. Tallis machte sich Sorgen deswegen, das konnte ich ihr deutlich ansehen. Und sie wirkte fast ein wenig schuldbewusst, als hätte sie etwas mit den bösen Träumen zu tun.
    Sie leckte sich die klebrigen Finger ab und stellte den leeren Teller beiseite. Chloe schnüffelte noch einmal enttäuscht daran und verzog sich wieder an ihren Schlafplatz. Ich fühlte, wie sie sich über meiner Magengrube zusammenrollte, und streichelte sacht mit meinem Zeigefinger über die warme kleine Beule.
    »Ich muss mit dir reden.« Tallis blickte auf ihre Hände und schien nach Worten zu suchen. Jetzt setzt sie mich vor die Tür, dachte ich und bemerkte unbehaglich, wie sehr der Gedanke mich erschreckte. Tallis griff Halt suchend nach der Brosche, die sie am Kragen trug. Ich musterte sie unaufmerksam, sie kam mir auf seltsame Weise bekannt vor. Hatte meine Großmutter nicht eine ganz ähnliche Brosche besessen?
    »Zunächst einmal«, begann Tallis zögernd, »ich habe mich doch dafür entschieden, die Nachricht von der bevorstehenden Säuberungsaktion vorsichtig bei einigen zuverlässigen und vernünftigen Bewohnerinnen des Viertels anklingen zu lassen. Ich weiß nicht, ob das im Ernstfall irgendetwas nützen wird, aber zumindest, denke ich, schadet es auch nicht. Und wenn ein Teil der Leute auf der Hut ist, wird vielleicht das Schlimmste verhindert.« Ich nickte erleichtert. Zumindest linderte das ein wenig den schlechten Geschmack, den ich seit Tagen im Mund hatte, weil ich hier herumsaß, es mir gut gehen ließ und nichts unternahm.
    »Aber das ist es nicht, worüber ich mit dir sprechen wollte«, fuhr die kleine Frau fort. Ich spitzte die Ohren wie Chloe, wenn sie sichergehen wollte, dass ihr nichts entging. »Deine Großmutter ...« Tallis unterbrach sich mit einer hilflosen Handbewegung. »Kind, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, sagte sie unglücklich.
    »Vielleicht am Anfang?«, schlug ich vor.
    Sie musste lächeln und tätschelte meine Hand. »Mach dich nur über mich lustig, ich habe es wahrscheinlich verdient. Nein, Eddy, am Anfang zu beginnen ist in diesem Fall nicht der richtige Weg, glaube mir.« Sie strich wieder nervös mit ihren schmalen Fingern über die altertümliche Brosche. »Als deine Großmutter starb, war ich gerade einige Monate nicht in der Stadt. Ich kam zurück und du warst fort. Niemand konnte mir sagen, wohin man dich gebracht hatte. Ich habe es versucht, Eddy, das musst du mir glauben. Aber das Amt konnte oder wollte mir keine Auskunft geben, und im staatlichen Waisenhaus war kein Mädchen aufgenommen worden, auf das deine Beschreibung gepasst hätte.«
    »Tallis«, unterbrach ich sie ungeduldig. »Bitte, du hörst dich an, als hättest du meine Großmutter und mich gut gekannt. Aber ich kann mich beim besten Willen nicht an dich erinnern. Ich erinnere mich nur daran, immer mit meiner Großmutter alleine in einem kleinen Haus mitten in der Stadt gelebt zu haben. Und dann ist sie gestorben, und die Nachbarn haben mich bei den Kathromani-Nonnen abgeliefert, weil sie nicht wussten, was sie sonst mit mir machen sollten.«
    Tallis blinzelte voller Unbehagen. »Ach, beim Großen Nest«, sagte sie seufzend. »Das ist alles so kompliziert. Erinnerst du dich gut an euer kleines Haus?«
    »Ja klar«, entgegnete ich empört. »Ich – es war – ich bin oft dort vorbeigegangen, es liegt direkt ...«, ich stockte. Natürlich erinnerte ich mich an das Haus. Ich sah es deutlich vor mir, oder jedenfalls versuchte ich, es deutlich vor mir zu sehen. Was war nur mit meinem Kopf los? Alles schien zu verschwimmen, und wenn ich versuchte, es festzuhalten, löste es sich in seltsame neblige Schemen auf.
    »Eddy«, sagte Tallis dringend. »Eddy, hör auf, dich zu quälen. Du kannst dich nicht daran erinnern, dafür hat schon deine Großmutter gesorgt. Bitte, Kind, du wirst nur wieder schreckliche Kopfschmerzen bekommen. Euer Haus, das Haus, in dem wir drei gelebt haben, ist dieses Haus hier.« Ich muss sie angestarrt haben wie eine Geisteskranke, und, ehrlich gesagt, ich fühlte mich auch so. Sie knetete ihre Hände und sah mich nicht an. »Du

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