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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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Ihn genießt.«
    »Das tue ich nie. Ich weiß nicht. Ich tue es, in Vergangenheitsform, wie sagt man?«
    »Das habe ich noch nie getan. Ich habe noch nie gelutscht.«
    »Genau. Oh, die unregelmäßigen Verben … das ist es: Noch nie habe ich das getan, nie … Nie?«
    »Gelutscht. Lutschen ist kein unregelmäßiges Verb. Nie habe ich gelutscht.«
    »Nie habe ich gelutscht. Bei dir zum ersten Mal. Es ist ein hässliches Wort. Es klingt blöd: gelutscht.«
    »Ekelt es dich?«
    »Nein, nein.«
    »Doch. Es ekelt dich. An einem dieser Tage werde ich dich besoffen machen und dich dazu bringen, mir den Arsch zu lutschen. Du wirst schon sehen, das heilt dich von allem Ekel. Rosskur.«
    »Arghhh … nein, bitte sprich nicht so.«
    »Es ekelt dich. Wusste ich’s doch. Liebst du mich?«
    »Ja, aber …«
    »Kein Aber. Wenn du mich liebst, ekelt es dich nicht. Wenn du es widerlich findest, dann, weil du mich nicht liebst.«
    »Ohhh, nein, du bist brutal, du bist …«
    »Bissig, radikal, gewalttätig, schneidend, wild. Alles, was du willst, aber im Grunde genommen liebst du mich nicht. Was hast du bei all den Männern gelernt?«
    »So viele waren es nicht.«
    »Wir haben es ja ausgerechnet, du und ich. Und sind auf zehn oder zwölf gekommen. Okay, klar. Viele sind’s nicht. Genug, um etwas zu lernen. Waren sie so langweilig beim Sex? Was machten sie? Welche Berufe?«
    »Ohhh, hahaha.«
    »Hör auf zu lachen. Ich meine es ernst. Antworte schnell. Hattest du einen Journalisten?«
    »Ja.«
    »Universitätsprofessoren? Businessmänner?«
    »Ja.«
    »Schriftsteller, Künstler?«
    »Ah … einen. Journalist und Schriftsteller.«
    »Irgendeinen Millionär?«
    »Nein, nein.«
    »Arme, ganz Arme?«
    »Ja, einen.«
    »Was für einen?«
    »Uff, jetzt reicht’s, Pedro Juan.«
    »Wir können jetzt nicht aufhören. Dies hier ist eine soziologische Untersuchung deiner Liebhaber. Antworte rasch, ohne nachzudenken.«
    »Hahaha.«
    »Sag schon.«
    »Was?«
    »Der Arme.«
    »Was?«
    »Was hat er gemacht? Beruf?«
    »Truck-Driver.«
    »Lastwagenfahrer? Das ist der Kerl! Hat er dich nie in seinem LKW gevögelt? Hat er dich nie aufgefordert, ihm einen zu blasen, während er auf der Autobahn fuhr? Hat er dich nie in eine schmierige Bar mitgenommen, damit du ihm unterm Tisch einen runterholst?«
    »Nein, o nein, nein, nein.«
    »Was ist denn der Kerl für ein LKW-Fahrer? Der ist ja eine Beleidigung für die Innung!«
    »Nein, ach, es war nur kurz. Nur zwei Wochen.«
    »Hattest du noch einen anderen Arbeiter? Aus einer Fabrik?«
    »Nein.«
    »Landarbeiter?«
    »Nein.«
    »Dammbauer? Sportler? Feuerwehrmann?«
    »Nein, nein, hahaha.«
    »Alles Intellektuelle, außer deinem Truck-Driver?«
    »Ja.«
    »Ach, dir fehlt noch einiges im Leben.«
    »Hast du was gegen Intellektuelle?«
    »Nein.«
    »Aber du magst sie nicht.«
    »Als Liebhaber taugen sie in den meisten Fällen nicht viel. Der eine oder andere schon, aber die muss man mit der Lupe suchen.«
    »Du bist ein Intellektueller.«
    »Ich?! Glaub ich nicht.«
    »Du schreibst Bücher, malst, bist Journalist.«
    »Ich war Journalist. In prähistorischen Zeiten. Jetzt schreibe ich und male in meinen freien Momenten. Ist ein Hobby.«
    »Glaube ich nicht.«
    »Glaub’s ruhig, denn es ist so.«
    »Ich glaube dir nicht. It’s a joke.«
    »Das ist kein Witz, Agneta. Ich zweifele sehr daran, ob ich noch ein, zwei weitere Bücher schreiben kann. Wenn ich nichts mehr zu sagen habe, hülle ich mich in Schweigen.«
    »Oh.«
    »Ich spiele mit dem Gedanken, einen Obst- und Gemüse-Stand auf dem Markt aufzumachen. Da stehe ich dann mit all den Negern, und vom Band dudelt den ganzen Tag Pablito F. G. und La Charanga Habanera, und ich verkaufe Tomaten.«

8
    Viele Tage lang tat ich gar nichts. Ich nahm den Vorortzug, stieg um in die U-Bahn und fuhr dann ins Zentrum oder in die Altstadt. Um zu gucken, um zu schlucken, um Leute zu sehen, um einen Blick auf die Schwedinnen zu werfen. Einige sind wunderschön, mit Riesentitten. Schlank und ohne Arsch, aber sie gefallen mir. Sie haben Stil. Vielleicht ist in ihren Augen ein großer Arsch vulgär. Gegen Abend kehrte ich in meine Wälder zurück.
    Heute habe ich ein bisschen zu Hause gefaulenzt. Ein unerwartet bewölkter, regnerischer und kalter Tag. Ich laufe etwas durch das Wäldchen. Komme erschöpft zurück. Dusche. Esse Klöße mit Knäckebrot. Durchstöbere den Bücherschrank und finde verschiedene Bücher von Umberto Eco. Eines davon ist die englische Version seiner

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