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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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ein Kind?«
    »O nein, nein.«
    »Ein Töchterchen? Zwillinge? Drillinge? Du hast die Wahl. Ich lege den Samen ganz nach deinem Geschmack.«
    »Hahaha. Nein, nein. Ich mache mir Sorgen.«
    »Die Menstruation?«
    »Hmmm.«
    »Sie kommt nicht?«
    »Nein.«
    »Seit Tagen?«
    »Drei oder vier.«
    »Das wird an den Pillen liegen.«
    »Das hoffe ich. Die Pillen verändern mich.«
    »Und wenn du schwanger bist?«
    »O nein, nein. Sag so etwas nicht, Pedro Juan.«
    »Meine Söhne sind alle intelligent und hübsch und groß, alle drei sind sehr … elegant.«
    »Ja, ich weiß schon. Nein, nein, ich nicht.«
    »Ach, Agneta, jetzt mach kein Drama draus.«
    »Nein, nein, ich bringe mich um.« Ich sah ihr direkt in die Augen: »Was sagst du da?«
    »Ich bringe mich um. Ich will keine Kinder.«

7
    Sonntagabend um zehn sahen wir uns The Crossing Guard von Sean Penn an, mit einem völlig durchgeknallten Jack Nicholson. Agneta halb schlafend an meiner Seite auf dem Sofa. Ich ging in die Küche. Mixte mir einen großen Wodka mit Cola. Kam zurück ins Wohnzimmer:
    »Willst du?«
    »Nein.«
    »Du hast heute Morgen bis elf geschlafen. Du kannst nicht müde sein.«
    »Doch. Ich habe die ganze Woche über sehr wenig geschlafen. Der Husten macht mir zu schaffen.«
    »Schlaf funktioniert nicht mathematisch. Was vorbei ist, zählt nicht.«
    »Aber …«
    »Wenn ich meinen verlorenen Schlaf aufholen wollte, müsste ich mich für mindestens zwanzig Jahre ins Bett legen.«
    »Hast du dich um so viel Schlaf gebracht?«
    »Uff. Besäufnisse, ausufernde Vögeleien mit zwei, drei Frauen im Bett, Feste, Orgien, Kungeleien, Freunde, Arbeit, Zuckerrohrschneiden wie ein Sklave von sechs Uhr morgens bis acht Uhr abends, Wahnsinn, Schlaflosigkeit, Angstzustände, Depressionen, Lust, mich an einem Deckenbalken aufzuhängen, von allem etwas.«
    »Aha.«
    »Siehst du Ringe unter den Augen? Die Falten? Die Glatze? Narben. Du hingegen bist perfekt. Ohne Falten, ohne ein graues Haar, perfekter Körper.«
    »Ich pflege mich gerne.«
    »Wasser, Tee, warme Milch, acht Stunden Schlaf, keine Kinder, von der Arbeit nach Hause, vom Haus zur Arbeit, Oper, Symphoniekonzerte, nährende Cremes, Waldspaziergänge …«
    »Hahaha, du sagst das wie eine Formel.«
    »Die Agneta-Formel für ewige Jugend.«
    »Hahaha.«
    »Hast du je Marihuana geraucht?«
    »Ich habe nie irgendwas geraucht. Nicht mal Tabak. Nichts.«
    »Kokain, Peyote?«
    »Nein.«
    »Amphetamine?«
    »Neeeiiin.«
    »Nicht mal, um eine Nacht zu vögeln?«
    »Nein.«
    »Hast du deinem Mann je Pfefferminzcreme aufgeschmiert?«
    »Wie bitte?«
    »Auf seinen Schwanz. Hast du das nie probiert?«
    »O nein. Wer kommt denn auf so was?«
    »In Kuba ist das normal. Offenbar wächst der Schwanz dadurch noch weiter und wird dicker.«
    »Oh, das wusste ich nicht.«
    »Pornofilme? Hefte? Lesbische Clubs?«
    »Nein, nie.«
    »Ich glaube dir nicht. Agneta, die Fantasie …«
    »Das ist nicht gut. Nichts von dem, was du sagst, ist gut.«
    »Wer erfindet die Verbote? Jemand erfindet sie, wie es ihm passt, und entscheidet für dich: Das darfst du machen, jenes darfst du nicht. Jenes nämlich ist schädlich. Das Moralische ist dies, und das Unmoralische ist … ach, man hat mich im Leben schon genug mit Gesetzen, Verboten und Befehlen genervt. Auf den Sack geht mir das alles, all die Moral und die Ethik und das Korrekte und das Inkorrekte. Und schließlich findest du heraus, dass diese sauberen Herren selbst wie Götter im Olymp leben und alles inmitten des schönsten Luxus verprassen. Aber sie tun das heimlich, damit niemand sie sieht, und in der Öffentlichkeit versprechen sie weiter das Blaue vom Himmel und dass die Zukunft besser wird.«
    »Wir sind da verschieden. Du bist … ausgebrannt.«
    »Es steht mir bis hier, dass andere für mich denken und entscheiden. Jeder muss sein eigenes Leben ein bisschen mehr verteidigen. Und er muss Respekt vor den anderen haben.«
    »Bist du gereizt?«
    »Ja, das bin ich. All die Scheiße, die man auf mir abgeladen hat, hat mich verbittert.«
    Wir schwiegen eine Zeit lang und sahen uns den Film etwas weiter an. Aber ich fing wieder an:
    »Warum lutschst du ihn mir eigentlich nie? Ich lasse ihn mir gerne lutschen. Sehr gerne sogar.«
    »Das versuch ich ja. Du verlangst es von mir, und ich versuche es.«
    »Ach ja … du versuchst es: Du klemmst dir die Schwanzspitze zwischen die Zähne und kitzelst ihn ein bisschen. Lutschen heißt, dass du ihn dir bis in den Hals steckst. Ihn schmeckst.

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