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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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wieder Köpfe, die auf Lanzen oder Stäbe gepflanzt waren. Köpfe mit leeren Augenhöhlen. Ich musste mich zusammenreißen, damit mir nicht schwindlig wurde. Katya saß neben mir. Auch ihr schien es nicht gut zu gehen. Sie hatte ihre Hand so fest in das Sitzpolster gekrallt, dass die Fingerknöchel weiß waren. Ich legte meine Hand auf ihre. Katya schaute mich schwach lächelnd an.
    »Als Kind habe ich gedacht, dass sich die Bäume schütteln. Aus Unbehagen oder weil es kalt ist oder einfach aus Spaß an der Freude. Sie schütteln sich. Und gerade weil sie sich schütteln, entsteht Wind«, plapperte Frank hinterm Steuer weiter vor sich hin. Auch Erykah gab keine Antwort.
    Als wir am Regierungsgebäude anlangten, stand Pete schon bereit.
    »Hi, Pete. Wo ist Ev?« Ich lächelte Pete zärtlich zu, bemüht, meine Anspannung zu verbergen.
    »Mit Butterfly in der Navy-Messe im Erdgeschoss. Die beiden haben schon zwei Rundgänge zur Außensicherung gemacht und wärmen sich jetzt ein wenig auf. Butterfly scheint nicht in Form zu sein. Sie fiebert ein wenig. Wahrscheinlich eine Erkältung im Anflug.«
    Katya, Erykah und ich warfen uns einen besorgten Blick zu. Wir begaben uns ins Gebäude und steuerten die Navy-Messe an, das holzvertäfelte Restaurant, das zwischen unseren Rundgängen und während des Kongresses als Aufenthaltsraum für die Ratten und das zugehörige Secret-Service-Personal diente. Ich war sehr beunruhigt, dass Butterfly sich im Westflügel aufhielt, obwohl die Navy Messe ein Stockwerk tiefer lag als das präparierte Rooseveltzimmer. Aber Butterfly war ein Profi. Sie schien etwas zu spüren.
    Pete redete unterdessen arglos weiter: »Sie verträgt wohl die Kälte hier nicht. Schmelzer war schon da und hat sie untersucht. Er meinte auch, es könnte eine Erkältung sein. Er hat ihr ›ne Vitaminspritze verpasst.«
    Erykah unterbrach ihn: »Hör mal, wenn es Butterfly nicht gut geht, solltet ihr sie schleunigst in ihr Hotel bringen. Wir schaffen das schon. Die letzte Außensicherung kann ich vornehmen. Wir haben genug Zeit.«
    »Ja, das sehe ich auch so«, bekräftigte Katya. Ich schaute die beiden dankbar an. Butterfly musste dringend weg von hier.
    »Wenn ihr meint.« Pete war nicht begeistert von der Idee, wollte allerdings auch Zwischenfälle vermeiden, die die Planung verzögern konnten. Er öffnete die Tür zum Teezimmer. Ev sprang auf und begrüßte uns freudestrahlend. Butterfly blieb sitzen und hielt sich an einer Tasse heißer Schokolade fest. Sie schien wirklich angeschlagen. Ich ging sofort zu ihr, während Erykah und Katya Pete, Frank und Ev etwas beiseite in ein Gespräch verwickelten.
    »Hallo, Lucy«, begann Butterfly tonlos. Ihre Augen waren trübe. »Hier stimmt irgendwas nicht. Die Außensicherungen waren ergebnislos. Aber trotzdem.«
    Ich legte die Hand auf Butterflys Stirn. »Du fieberst«, sagte ich. »Schmelzer war hier?«
    »Er glaubt auch, dass ich erkältet bin. Okay, ich huste wie ›ne Blöde. Aber das ist es nicht. Es ist ein Alarm.«
    »Kannst du ihn differenzieren?«
    »Nicht gut, aber … Vielleicht bin ich wirklich krank.« Butterfly blickte verwirrt um sich. »Dennoch, ich habe das Gefühl, dass was im Busch ist. Etwas Heftiges.«
    Ich versuchte, so sicher wie möglich zu klingen: »Mach dir keine Sorgen. Wir kümmern uns darum. Erykah wird die letzte Außensicherung vornehmen. Du fährst zurück ins Hotel und nimmst ein heißes Bad. Wenn etwas nicht stimmt, werden wir das regeln.«
    »Seit wann machst du dir Sorgen um meine Gesundheit?« Butterfly war misstrauisch.
    Ich schlug einen härteren Ton an. Mit der Schmusetour würde ich bei Butterfly nicht landen: »Du bist mir schnuppe. Ich will nur nicht, dass du uns hier zusammenkrachst und die Arbeit behinderst, klar?«
    Butterfly brummte nur. Sie war nicht überzeugt, verspürte aber auch keine große Lust, Widerstand zu leisten.
    »Könnte Carlos mich zurückbringen?«, fragte sie.
    Ich rief nach Pete: »Pete, ist Carlos verfügbar? Er soll Butterfly in ihr Hotel fahren.«
    Pete zog die Augenbrauen hoch. Carlos war der Geheimdienstler, den Butterfly in der Silvesternacht in ihr Bett gezerrt hatte. Pete warf Butterfly einen verächtlichen Blick zu: »Du willst wohl lieber vögeln, als deinen Kolleginnen zu helfen.«
    »Pete, sie ist krank! Wir kriegen das schon hin.«
    »Carlos ist in einer Stunde wieder zurück, dass das klar ist.« Pete griff nach seinem Handy und klingelte Carlos an, der vor einem Nebeneingang draußen Wache

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