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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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dem Schock der Ereignisse. Glücklicherweise musste er mir nicht jeden Tag Gewebeklümpchen aus den Haaren waschen. Ich setzte mich zu ihm, zog die Füße aufs Sofa und nippte an meinem Kaffee. Er war gut. Schwarz und stark.
    »Das war übel vorhin. Und ich meine nicht das versuchte Attentat.«
    »Es ist klüger, wenn du deine Meinung für dich behältst. Wie alles, was heute passiert ist …«
    »Die Sache wird vertuscht, nicht wahr?«
    »Was glaubst du denn? Dass wir ’ne Pressemitteilung rausgeben? Der Präsident hatte schlechte Laune und infolgedessen keine Lust, den gerichtlichen Weg einzuhalten? Und deswegen hat er eigenhändig einen blöden Milchbart exekutiert?«
    »Exekutionen werden gefühllos ausgeführt, um einen Kodex zu erfüllen. In den Augen des Präsidenten stand pure Mordlust. Es hat ihm Spaß gemacht. Glaub mir, der Typ tickt nicht sauber.«
    Pete schwieg eine Weile. »Wie ist es überhaupt passiert?«
    Ich erzählte ihm den genauen Hergang. Plötzlich stand es mir genau vor Augen. Die Waffe, der Schuss … Mein System hatte nicht das Attentat alarmiert, sondern die kaltblütige Ermordung des Attentäters. Wie erschütternd und grundlegend diese Erkenntnis für mich war, konnte Pete jedoch nicht verstehen. Er begriff in keiner Weise, wieso mir dieses Detail bedeutsam erschien.
    »Du hast einen gewalttätigen Vorfall alarmiert. Genau den, der tatsächlich passiert ist. Das war eine ganz präzise Sache.«
    »Aber ich dachte, dass die Bedrohung dem Präsidenten gilt, und nicht, dass sie von ihm ausgeht!«
    »Für deine Arbeit macht das keinen Unterschied. Du hast dem Präsidenten das Leben gerettet. Wo liegt das Problem? Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich selbst nicht genau. Möchtest du einen Wodka?«
    »Sehr gerne.« Pete war dankbar für den Themenwechsel. Ich sah ihm an, dass er zu dem Vorfall nicht viel mehr sagen wollte. Ich ließ es dabei bewenden.

22. Verlangen
    Pete, 36, Geheimagent
    Lucy ging in die Küche, um Wodka aus dem Eisfach zu holen. Ich war froh, dass sie nicht länger meine Meinung zum Verhalten des Präsidenten auslotete. Bislang kannte ich nur ihre Sicht der Dinge. Auch wenn ich ihr vertraute, brauchte ich zur endgültigen Beurteilung des Vorfalls Fakten über den getöteten Jungen, seine Motive, eventuelle Verbindungen. Was der Präsident getan hatte, erfüllte mich mit Besorgnis, doch das wollte und konnte ich vor Lucy nicht ausbreiten. Ich wusste lediglich, dass ich mich mit meinem Chef Snyder darüber würde unterhalten müssen. Inwieweit ich meine Bedenken March gegenüber würde äußern können, wusste ich nicht. March war mir zwar sympathisch, dennoch blieb er in seinen politischen Positionen für mich undurchsichtig und damit kaum kalkulierbar.
    Ich sah mich in der Wohnung um. Ich war noch nicht oft hier gewesen. Wenn, dann immer nur kurz, entweder zum Abholen oder Zurückbringen. Meistens wartete ich unten im Wagen. Und jetzt saß ich hier auf dem Sofa. Die überladene Ausstattung dieser Wohnung entsprach keineswegs meinem Geschmack. Ich bevorzuge klare, kühle Linien, eine übersichtliche Gestaltung. Doch nun wurde mir mit einem Mal bewusst, wie behaglich ich mich fühlte zwischen all den Kissen und dem Chaos. So behaglich, dass ich aufstand und im Zimmer umherzuwandern begann, als wäre es mein eigenes. Ich betrachtete die Fotos an den Wänden, den Trödel in der Ecke und fand es angenehm, Lucy in der Küche hantieren zu hören. Sie warf Eiswürfel in die Gläser.
    Ich ging zu ihr. Lucy bückte sich gerade zum Kühlschrank hinunter, um die restlichen Eiswürfel in das untere Fach zurückzulegen. Die gebogene Linie ihrer Wirbelsäule zeichnete sich unter dem weichen Stoff ab und lenkte meinen Blick weiter auf ihren wohlgeformten Po, den sie mir entgegenstreckte. Ohne zu überlegen, ging ich zu ihr und legte meine Hände um ihre Hüften. Ich drückte meinen Unterleib gegen ihren Hintern und spürte, wie mir heiß wurde, wie die plötzliche Hitze, die in mir aufstieg, mich alles vergessen ließ. Meine Hände glitten an ihrem Körper entlang, ich grub meine Nase in ihr Haar. Lucy wandte sich um, schaute mir in die Augen und begann, an meinem Hemd zu zerren. Wir hatten keine Zeit, nicht jetzt, schon viel zu lange gewartet hatten wir, ich hob ihr Kleid … Sie stöhnte, stieß sich den Kopf an einem Oberschrank, zertrat mit dem nackten Fuß drei Eier, die unverpackt in der noch immer geöffneten Kühlschranktür

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