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Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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bei sich zu behalten. Das werden Sie doch nicht wollen.« »Wie können Sie für ihn arbeiten?«
    Er zuckte die Achseln. »Er bezahlt wirklich gut.« »Geld ist nicht alles.« »Das sagt jemand, der noch nie gehungert hat.«
     
    Damit hatte er mich. Ich sah ihn nur an. Ein paar Minuten lang starrten wir einander in die Augen. Zuletzt war da doch etwas Menschliches in seinem Blick. Aber ich konnte es nicht deuten. Welche Art Gefühl es auch war, es war keines, das ich verstand.
     
    Er wandte sich ab und verließ das Zimmer.
     
    Ich blickte zu Wanda hinunter. Sie lag reglos auf der Seite. Sie trug einen anderen bunten Rock. Die weiße Bluse mit dem breiten Spitzenkragen war an der Schulter zerrissen. Der BH hatte die Farbe von Pflaumen. Ich wettete, dass sie einen passenden Slip angehabt hatte, ehe Tommy sie zu fassen bekam.
    »Wanda«, sagte ich leise. »Wanda, können Sie mich hören?«
     
    Sie bewegte langsam unter Schmerzen den Kopf. Ein Auge öffnete sie, darin stand Angst. Das andere Auge war blutverklebt. Wanda fummelte einen Moment lang panisch daran herum. Als sie beide Augen offen hatte, sah sie mich verständnislos an. Sie brauchte eine Minute, um zu begreifen, wer sie ansprach. Was hatte sie in diesem ersten furchterfüllten Augenblick zu sehen erwartet? Ich wollte es nicht wissen.
     
    »Wanda, können Sie sprechen?« »Ja.« Sie redete leise, aber deutlich.
     
    Ich wollte sie fragen, wie es ihr ging, aber ich kannte die Antwort schon. »Wenn Sie herkommen und mich befreien können, bringe ich uns hier raus.«
     
    Sie sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Wir können nicht raus. Harold wird uns umbringen.« Das Letzte sagte sie wie eine reine Tatsache. »Ich halte nichts von aufgeben, Wanda. Binden Sie mich los, und ich denke mir etwas aus.« »Er wird mir was antun, wenn ich Ihnen helfe.«
     
    »Er hat vor, Sie für das Menschenopfer zu benutzen. Was kann er Ihnen Schlimmeres antun?«
     
    Sie sah mich erstaunt an, aber ihr Blick wurde klarer. Es war fast, als wirkte die Angst wie eine Droge und Wanda kämpfte gegen die Wirkung an. Vielleicht war aber auch Harold Gaynor die Droge. Ja, das war einleuchtend. Sie war ein Junkie. Ein Harold-Gaynor Junkie. Jeder Junkie ist bereit, für den nächsten Schuss zu sterben. Aber ich nicht.
     
    »Binden Sie mich los, Wanda, bitte. Ich kann uns hier rausbringen.« »Und wenn Sie es nicht schaffen?« »Dann sind wir auch nicht schlimmer dran«, antwortete ich.
     
    Sie schien einen Moment lang darüber nachzudenken. Ich horchte auf Laute vom Flur. Wenn Bruno mitten bei unserem Ausbruchsversuch zurückkäme, wäre das sehr schlimm.
     
    Wanda stemmte sich auf die Arme. Die Beine rutschten unter dem Rock hinterher, tot, ohne jegliche Kraft. Sie begann, sich zu mir zu ziehen, aber sie war schnell. Die Armmuskeln spannten sich und schoben, arbeiteten gut. Innerhalb weniger Augenblicke war sie an meinem Stuhl angelangt.
     
    Ich lächelte. »Sie sind sehr stark.« »Meine Arme sind alles, was ich habe. Sie müssen stark sein.« Sie machte sich an den Fesseln zu schaffen. »Sie sitzen zu fest.« »Sie können es schaffen, Wanda.«
     
    Sie zog an dem Knoten, bis ich scheinbar nach Stunden, in Wirklichkeit wahrscheinlich nach fünf Minuten, merkte, wie der Strick nachgab. Locker, er war locker! Ja!
     
    »Sie haben es fast, Wanda.« Ich kam mir vor wie ein Cheerleader.
     
    Auf dem Flur hallten Schritte, sie kamen in unsere Richtung. Wandas zerschlagenes Gesicht hob sich zu mir, in ihren Augen stand nackte Angst. »Keine Zeit mehr«, flüsterte sie.
     
    »Gehen Sie an Ihren Platz zurück. Los. Wir bringen es später zu Ende«, sagte ich.
     
    Wanda zog sich dahin zurück, wo Bruno sie hingelegt hatte. Sie hatte sich gerade in die alte Position gerückt, als die Tür aufging. Sie stellte sich bewusstlos, keine schlechte Idee.
    Tommy stand in der Tür. Er hatte das Jackett ausgezogen, und der schwarze Gurt seines Schulterholsters stach gegen das weiße Polohemd hervor. Die schwarzen Jeans unterstrichen seine Schnürtaille. Vom vielen Gewichtheben sah er oberlastig aus.
     
    Er hatte seine Aufmachung um einen Gegenstand ergänzt. Ein Messer. Er drehte es in der Hand wie einen Kommandostab. Fast ergab sich ein kreisrunder Lichtreflex. Hervorragende Fingerfertigkeit. Klasse.
     
    »Ich wusste nicht, dass Sie auch Messer nehmen, Tommy.« Meine Stimme klang ruhig, normal, erstaunt. Er grinste. »Ich habe viele Talente. Gaynor will wissen, ob Sie Ihre Meinung

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