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Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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war ein gewaltiges Angebot. Eine Menge Leute würden schon aus reiner Angst mit ihr reden. Die Polizei kann diese Wirkung nicht erzielen. Sie kann einen nur einsperren. Das ist kein ausreichendes Einschüchterungsmittel. Untote zum Fenster hineinkriechen zu lassen ... das ist ein Einschüchterungsmittel.
     
    Vier oder fünf Leute waren bereits tot. Es war eine schlimme Art zu sterben. »Ich habe schon gesagt, dass ich es tue. Also los.« Sie ging um den Tisch herum und nahm Manny beim Arm. Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. Sie zog ihn von mir fort. »Es wird ihr nichts geschehen, Manuel. Das schwöre ich.«
     
    »Ich traue dir nicht, Dominga.«
     
    Sie lachte. »Aber es ist ihre Entscheidung, Manuel. Ich habe sie nicht gezwungen.« »Du hast sie erpresst, Dominga. Mit der Sicherheit anderer.« Sie blickte mich über die Schulter hinweg an. »Habe ich Sie erpresst, chica?« «Ja«, sagte ich.
     
    »Oh, sie ist deine Schülerin, corazön. Sie hat deine Ehrlichkeit. Und deine Tapferkeit.« »Sie ist tapfer, aber sie hat noch nicht gesehen, was da unten ist.«
     
    Ich wollte fragen, was sich im Keller eigentlich befand, aber ich tat es nicht. Ich wollte es eigentlich nicht wissen. Mich hatten schon öfter Leute vor übernatürlichem Zeug gewarnt. Geh nicht in diesen Raum, das Monster wird dich kriegen. Gewöhnlich ist da ein Monster, und es versucht gewöhnlich, mich zu kriegen. Aber bisher bin ich schneller gewesen oder habe mehr Glück gehabt als das Monster. Auf dass mein Glück anhalte.
     
    Wie gerne hätte ich Mannys Warnung beachtet. Nach Hause zu gehen hörte sich gerade sehr gut an, aber die Pflicht erhob ihr hässliches Haupt. Die Pflicht und ein Flüstern von Albträumen. Ich wollte nicht noch eine abgeschlachtete Familie sehen.
     
    Dominga führte Manny aus dem Zimmer. Ich folgte, und Enzo machte den Schluss. Ein schöner Tag für eine Prozession.
     
    6
     
    Die Kellertreppe war steil, die Stufen bestanden aus Holzleisten. Beim Hinabsteigen spürte man die Schwingung jedes Tritts. Es war nicht beruhigend. Das Sonnenlicht von der Tür fiel in vollkommene Dunkelheit. Es schien zu zaudern und verblasste, als habe es keine Macht an diesem höhlengleichen Ort. Am grauen Rand des Tageslichts blieb ich stehen und blickte in den nachtschwarzen Raum hinab. Ich konnte nicht einmal Dominga und Manny sehen. Sie mussten doch unmittelbar vor mir sein, oder?
     
    Enzo, der Leibwächter, wartete hinter mir wie ein geduldiger Berg. Er machte keine Bewegung, um mich zu drängen. »War es also meine Entscheidung? Konnte ich einfach mein Spielzeug einpacken und nach Hause gehen?« »Manny«, rief ich.
     
    Er war entfernt zu hören. Zu entfernt. Vielleicht war es eine akustische Täuschung des Raumes. Vielleicht auch nicht. »Ich bin hier, Anita.«
     
    Angestrengt versuchte ich zu erkennen, woher die Stimme gekommen war, aber es war nichts zu sehen. Ich ging zwei Stufen tiefer in die tintenschwarze Dunkelheit und stoppte, als wäre ich vor eine Wand gelaufen. Es roch nach feuchtem Stein wie in vielen Kellern, aber auch nach etwas Verdorbenem, sauer und süß. Der nahezu unbeschreibliche Geruch von Leichen. Am Kopf der Treppe war der Geruch nur schwach. Ich wettete, er würde schlimmer werden, je weiter ich nach unten ging.
     
    Meine Großmutter war eine Voodoopriesterin gewesen. Aber nach Leichen hatte es nicht gerochen. Die Grenze zwischen gut und böse war nicht so klar gezogen wie beim Wicca-Kult, beim Christentum oder beim Satanismus, aber es gab sie. Dominga Salvador stand auf der falschen Seite der Grenze. Das hatte ich gewusst, ehe ich hierhergekommen war. Es beunruhigte mich trotzdem.
     
    Großmutter Flores hatte mir gesagt, dass ich eine Nekromantin bin. Das war mehr, als eine Voodoopriesterin zu sein, und zugleich weniger als das. Ich hatte Mitgefühl mit den Toten, mit allen Toten. Es war schwer, Vaudun und Nekromant und dabei nicht böse zu sein. Zu verlockend, hatte Großmutter gesagt. Sie hatte mich dazu ermutigt, Christin zu sein. Und meinen Vater, mich von ihrer Seite der Familie fern zu halten. Aus Liebe zu mir und aus Angst um meine Seele.
     
    Und hier stieg ich nun die Stufen hinab in den Rachen der Verführung. Was würde Großmutter Flores dazu sagen? Wahrscheinlich: Geh nach Hause. Was ein guter Rat war. Der Knoten in meinem Magen sagte mir dasselbe.
     
    Das Licht ging an. Ich blinzelte. Die einzelne Glühbirne am Fuß der Treppe schien hell wie ein Stern. Dominga und Manny

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