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Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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verdammt beruhigend.
     
    Das Splittern des Holzes klang im Dunkeln so laut wie ein Gewehrschuss. Verwesungsgestank quoll die Treppe herauf. »Scheiße!« Das Wort hallte von den Wänden wider. Ich wünschte, ich hätte nichts gesagt. Etwas Großes drängte sich auf den Korridor. Es konnte nicht so groß sein, wie es sich anhörte. Ein nasses, gleitendes Geräusch bewegte sich auf die Treppe zu. Oder zumindest hörte es sich so an.
     
    Ich stolperte zwei Stufen auf einmal hinauf. Auch Manny brauchte keine Ermunterung. Wir polterten über die finstere Treppe, und die Geräusche hinter uns klangen eiliger. Das Licht unter der Kellertür war so grell, dass es wehtat. Manny warf die Tür auf. Die Sonne loderte uns entgegen. Wir waren einen Moment lang blind.
     
    Hinter uns ein Schrei, an der Grenze des Tageslichts war es gefangen. Es hatte beinahe menschlich geklungen. Ich wollte mich danach umdrehen, da schlug Manny die Tür zu. Er schüttelte den Kopf. »Du willst es nicht sehen. Ich will es nicht sehen.«
     
    Er hatte Recht. Warum hatte ich dann den Drang, die Tür aufzureißen und ins Dunkle zu starren, bis ich etwas Bleiches, Formloses sähe? Einen zum Schreien furchtbaren Anblick? Ich starrte auf die geschlossene Tür, dann ließ ich es dabei bewenden.
     
    »Glaubst du, dass es uns bis hierher verfolgt?«, fragte ich. »Bis ins Helle?« »Ja« »Ich glaube nicht. Aber das sollten wir nicht abwarten.« Da gab ich ihm Recht. Die Augustsonne strömte ins Wohnzimmer. Warm und wirklich. Der Schrei, die völlige Dunkelheit, die Zombies, all das erschien nun irreal. Wie ein Spuk am Morgen, aber das traf es wohl nicht ganz.
     
    Ich öffnete ruhig und langsam die Fliegengittertür. Ich und Panik? Aber ich horchte so angestrengt, dass ich das Blut in meinen Ohren rauschen hörte. Horchte auf näher kommende Gleitgeräusche. Nichts.
     
    Draußen stand Antonio noch Wache. Sollten wir ihn warnen, dass wir vielleicht von einer Lovecraftschen Schreckgestalt verfolgt wurden? »Im Keller Zombies gefickt?«, fragte Antonio. So viel zu unserer wohlmeinenden Warnung.
     
    Manny ignorierte ihn. »Leck mich doch«, sagte ich. »He!«, meinte er. Ich ließ mich nicht aufhalten, Manny blieb neben mir. Antonio zog nicht seine Kanone, und wir wurden nicht erschossen. Der Tag wurde immer besser.
     
    Das kleine Mädchen auf dem Dreirad hielt bei Mannys Wagen an. Sie sah mich an, während ich auf den Beifahrersitz rutschte. Ich blickte in ihre riesigen dunklen Augen. Ihr Gesicht war tief gebräunt. Sie konnte nicht älter als fünf sein.
     
    Manny stieg auf der Fahrerseite ein. Er ließ den Motor an, und wir rollten vom Rinnstein weg. Das Mädchen und ich starrten einander an. Kurz bevor wir um die Ecke bogen, trat sie wieder in die Pedale, um den Gehweg auf und ab zu fahren.
     
    7
     
    Die Klimaanlage blies kalte Luft in den Wagen. Manny fuhr durch das Wohnviertel. Die meisten Straßen waren leer, die Leute bei der Arbeit. Kleine Kinder spielten in den Vorgärten. Ein paar Mütter saßen auf den Treppenstufen. Väter sah ich nirgends. Die Dinge ändern sich, aber nicht viel. Das Schweigen zwischen uns dehnte sich aus. Es war nicht angenehm.
     
    Manny sah mich heimlich aus den Augenwinkeln an. Ich rutschte tiefer in meinen Sitz. Der Gurt drückte auf die Pistole. »So«, begann ich, »du hast also an Menschenopfern teilgenommen.«
     
    Ich glaube, er zuckte zusammen. »Willst du, dass ich lüge?« »Nein, ich will, dass ich es nicht weiß. Ich will im Segen der Unkenntnis leben.« »Das haut nicht hin, Anita«, sagte er.
     
    »Vermutlich nicht«, antwortete ich. Ich richtete den Gurt so aus, dass er nicht mehr auf die Pistole drückte. Wie angenehm. Wenn nur alles so einfach zurechtzurücken wäre. »Was sollen wir damit machen?« »Mit deinem Wissen?«, fragte er und sah mich dabei von der Seite an. Ich nickte.
     
    »Du hast nicht vor, zu toben und zu wüten? Mir zu sagen, was für ein Scheißkerl ich bin?« »Scheint mir nicht sehr sinnvoll zu sein«, sagte ich. Diesmal sah er mich ein wenig länger an. »Danke.« »Ich habe nicht gesagt, es war in Ordnung, Manny. Ich werde dich nur nicht anschreien. Jedenfalls noch nicht.«
     
    Er zog an einem großen weißen Wagen voller dunkelhäutiger Teenager vorbei. Ihre Stereoanlage war so laut, dass mir die Zähne klirrten. Der Fahrer hatte so ein flaches Gesicht mit hohen Wangenknochen wie von einer Aztekenskulptur. Unsere Blicke trafen sich. Er machte Kussbewegungen mit dem Mund. Die

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