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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sehen, was in der Manege vorging. Um ehrlich zu sein, wollte ich auch nicht sehen, was vor mir im Dunkeln lag. Aber hatte ich eine Wahl? Wahrscheinlich nicht.
     
    6
     
    Es war wie in einem Schrank mit lauter Vorhängen.
     
    In der stoffverkleideten Dunkelheit befand sich außer mir niemand. Wo war Stephen hin? Wäre er ein Vampir gewesen, ich hätte an sein Verschwinden geglaubt, aber Lykanthropen lösten sich nicht in Luft auf Es musste also eine weitere Tür geben.
     
    Hätte ich den Raum gebaut, wohin hätte ich die zweite Tür gesetzt? Antwort: genau gegenüber. Ich fegte die Gardine beiseite. Die Tür war da. Kleinigkeit, lieber Watson.
     
    Die Tür war aus schwerem Holz, ein paar Blumenranken waren hineingeschnitzt. Der Knauf war weiß und trug eine kleine rosa Blüte in der Mitte. Es war eine schrecklich feminine Tür. Natürlich gab es keine Regel, wonach Männer keine Blumen mögen durften. Überhaupt nicht. Das war ein sexistischer Gedanke. Vergessen Sie, dass er von mir kam.
     
    Ich zog nicht die Waffe. Sehen Sie, ich bin nicht komplett paranoid.
     
    Ich drehte den Knauf und die Tür schwang nach innen. Ich drückte sie weiter auf, bis sie gegen die Wand stieß. Niemand war dahinter versteckt. Gut.
     
    Die Tapete war weiß, hatte ein silber-, gold- und kupferfarbenes Muster. Das wirkte leicht orientalisch. Der Teppichboden war schwarz. Ich wusste nicht, dass man welchen in dieser Farbe bekommen konnte. Die größere Hälfte des Zimmers wurde von einem Himmelbett eingenommen. Es war mit hauchdünnen schwarzen Gardinen verhangen. Die machten es verschwommen und nebelhaft wie in einem Traum. Darauf schlief jemand in einem Nest aus schwarzen Decken und roten Laken. Der Umriss einer nackten Brust zeigte, dass es ein Mann war, doch eine Woge brauner Haare bedeckte das Gesicht wie ein Schleier. Alles sah ein wenig gestellt aus, als wartete er darauf, dass die Kameras hereinrollten.
     
    An der Wand gegenüber stand eine schwarze Couch mit hingeworfenen blutroten Kissen, an der Wand daneben ein passender Zweisitzer. Stephen lag zusammengerollt auf dem Zweisitzer, in der Ecke der Couch saß Jean-Claude. Er trug schwarze Jeans in kniehohen Lederstiefeln, die in einem tiefen, samtigen Schwarz gefärbt waren. Sein Hemd hatte einen hohen Spitzenkragen, der mit einem daumengroßen Rubin zusammengesteckt war. Sein schwarzes Haar kräuselte sich rings um die Spitze. Die Ärmel bauschten sich und saßen am Handgelenk eng, von wo sich weitere Spitze über die Hände ergoss, sodass nur die Fingerspitzen zu sehen waren.
     
    »Wo kaufen Sie Ihre Hemden?«, fragte ich.
     
    Er lächelte. »Es gefällt Ihnen?« Er strich sich spielerisch über die Brust, die Fingerspitzen hielten über den Brustwarzen inne. Das war eine Einladung. Ich hätte den glatten weißen Stoff anfassen können und sehen, ob er so weich war, wie er aussah.
     
    Ich schüttelte den Kopf. Durfte mich nicht ablenken lassen. Ich schaute Jean-Claude an. Seine mitternachtsblauen Augen ruhten auf mir, die Wimpern wie schwarze Spitze.
     
    »Sie will dich, Meister«, sagte Stephen. In seiner Stimme lag Belustigung, ein wenig Spott. »Ich kann ihr Verlangen riechen.«
     
    Jean-Claude drehte nur den Kopf zu ihm hin. »So wie ich.« Die Worte wirkten harmlos, nicht aber was dahintersteckte. Seine Stimme glitt durch das Zimmer, mit tiefem Klang und einem furchtbaren Versprechen.
     
    »Es war nicht böse gemeint, Meister, überhaupt nicht.« Stephen sah ängstlich aus. Ich konnte ihm keinen Vorwurf' machen.
     
    Jean-Claude wandte sich mir wieder zu, als sei nichts geschehen. Seine Miene war noch immer angenehm, aufmerksam, amüsiert. »Ich brauche Ihren Schutz nicht.« »Oh, ich meine doch.«
     
    Ich fuhr herum und sah einen weiblichen Vampir hinter mir stehen. Ich hatte die Tür nicht gehört.
     
    Sie lächelte mich an, ohne die Reißzähne zu zeigen. Ein Trick, den nur die älteren beherrschen. Sie war groß, schlank und dunkelhäutig, und ebenholzschwarzes Haar schwang um ihre Taille. Sie trug rote Radlerhosen aus Lycra, die so hauteng saßen, dass man wusste, dass sie keine Unterwäsche anhatte. Das Oberteil aus roter Seide saß locker wie eine Bluse und wurde von Spaghettiträgern gehalten. Es hätte auch das Oberteil eines aufreizenden Pyjamas sein können. Mit den roten hochhackigen Sandaletten und der dünnen goldenen Kette mit dem einzelnen Diamanten war das Outfit komplett. »Exotisch« war das Wort, das einem dazu einfiel. Sie schwebte

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