Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
entmutigt. »Kopf hoch, Dolph, ich habe vielleicht eine Spur.« »Reden Sie.« »Veronica Sims kannte den Namen Cal Rupert. Die Beschreibung passt.« »Wieso reden Sie mit einer Privatdetektivin?«, fragte er argwöhnisch.
»Wir trainieren zusammen, und da sie uns die erste Spur verschafft hat, würde ich ein wenig dankbarer klingen, wenn ich Sie wäre.« »Ja, ja. Ein Hoch auf die Privatwirtschaft. Und jetzt reden Sie.«
»Ein Cal Rupert war Mitglied bei HAV vor zwei Monaten. Die Beschreibung passt.« »Eine Vergeltungstat?«, fragte er. »Möglich.« »Halb hoffe ich auf ein Verhaltensmuster. Dann könnten wir wenigstens irgendwo anfangen.« Er schnaubte belustigt.
»Ich werde Zerbrowski erzählen, dass Sie eine Spur haben. Das wird ihm gefallen.« »Jeder kleine Dick Tracy redet Polizeijargon«, sagte ich. »Polizeijargon?« Ich konnte sein Grinsen durchs Telefon
spüren. »Wenn Sie noch mehr Spuren finden, dann geben Sie uns Bescheid.« »Zu Befehl, Sergeant.« »Sparen Sie Ihren Sarkasmus«, sagte er. »Bitte, nicht nötig, davon habe ich reichlich.« Er stöhnte. »Bewegen Sie sich hierher, damit wir alle nach Hause können.« Die Leitung war tot. Ich legte auf. Richard Zeeman ging beim zweiten Klingeln ran. »Hallo.«
»Hier ist Anita.« »Was war los?« »Die Nachricht war von der Polizei. Sie brauchen meinen Sachverstand.« »Ein übernatürliches Verbrechen?«, fragte er. »Ja.« »Ist es gefährlich?« »Für den Ermordeten, ja.«
»Sie wissen, was ich gemeint habe«, sagte er. »Das ist meine Arbeit, Richard. Wenn Sie damit nicht zurechtkommen, sollten wir uns vielleicht überhaupt nicht wiedersehen.« »He, hören Sie auf, sich zu verteidigen. Ich wollte nur wissen, ob es für Sie gefährlich werden kann.« Er klang entrüstet.
»Schön. Ich muss jetzt los.« »Was ist mit den Kostümen? Soll ich meine Freunde anrufen?« »Klar.« »Wollen Sie mir die Wahl Ihres Kostüms anvertrauen?«, fragte er.
Ein paar Herzschläge lang dachte ich darüber nach. Wollte ich es ihm anvertrauen? Nein. Hatte ich die Zeit, selbst noch eins zu ergattern? Wahrscheinlich nicht. »Warum nicht?«, fragte ich. »Arme Leute können nicht wählerisch sein.«
»Wir werden die Party überleben und nächste Woche zusammen durch den Morast kriechen.« »Ich kann es kaum erwarten«, sagte ich. Er lachte. »Ich auch nicht.« »Ich muss jetzt los, Richard.« »Ich bringe die Kostüme zur Begutachtung in Ihre Wohnung. Ich brauche die Wegbeschreibung.« Ich gab sie ihm. »Ich hoffe, es wird Ihnen gefallen.«
»Ich auch. Bis bald.« Ich legte den Hörer auf die Gabel und starrte ihn an. Das war zu einfach gewesen. Zu glatt. Er würde vermutlich ein schreckliches Kostüm für mich aussuchen. Wir würden uns auf der Party anöden und wären gezwungen, die zweite Verabredung einzuhalten. Igitt.
Ronnie gab mir eine Dose Saft und trank ebenfalls einen Schluck. Sie hatte Preiselbeere, ich rosa Pampelmuse. Preiselbeere konnte ich nicht ausstehen.
»Was hat denn deine Zuckerschnecke gesagt?« »Bitte nenn ihn nicht so«, bat ich. Sie zuckte die Achseln. »Tut mir Leid, war sozusagen ein Ausrutscher.« Sie war so taktvoll, verlegen zu wirken. »Ich verzeihe dir dies eine Mal.«
Sie grinste, und ich wusste, sie war nicht bußfertig. Aber ich hatte sie oft genug wegen ihrer Verabredungen aufgezogen. Den Spieß umdrehen ist in Ordnung, nur Heimzahlen nicht.
14
Die Sonne versank in einem blutroten Schlitz wie in einer frischen Wunde. Rote Wolken schichteten sich im Westen auf. Der Wind wehte kräftig und roch nach Regen. Die Ruffo Lane war ein schmaler Kiesweg. Kaum breit genug, dass zwei Wagen aneinander vorbeikamen. Der rötliche Kies knirschte bei jedem Schritt. In den hohen, trockenen Gräsern im Graben raschelte der Wind. Der Fahrweg verschwand hinter einer weiteren Hügelkuppe. Polizeiwagen reihten sich am Weg entlang, so weit das Auge reichte. Der Fahrweg verschwand hinter einer weiteren Hügelkuppe. Es gab eine Menge Hügel in Jefferson County.
Ich hatte mir schon einen sauberen Overall, die schwarzen Nikes und die Chirurgenhandschuhe angezogen, als mein Piepser losging. Ich musste an dem Reißverschluss herumzerren, um das verdammte Ding ans schwindende Tageslicht zu bringen. Ich brauchte die Nummer nicht anzusehen. Ich wusste, dass es Bert war. Es war nur eine halbe Stunde vor Dunkelheit, wenn überhaupt. Mein Boss fragte sich, wo ich war und warum ich nicht zur
Weitere Kostenlose Bücher