Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
ihn angerufen, nachdem Sie auf den Piepser nicht reagierten.« »Rufen Sie ihn an, sagen Sie ihm, er soll nicht hinfahren.« Ich muss seltsam geklungen haben, denn er fragte: »Was läuft da schief, Anita?«
»Wir kriegen dort keinen ans Telefon, Bert.« »Und?« »Der Vampir ist vielleicht schon aufgewacht und hat alle umgebracht, und John läuft ihm genau in die Arme.« »Ich rufe ihn an«, versprach Bett, und die Verbindung brach ab. Ich drückte den Ausschalter, und im nächsten Moment bogen wir schleudernd in den New Highway 21 ein.
»Wir können den Vampir töten, wenn wir da sind«, sagte ich. »Das ist Mord«, erwiderte Dolph. Ich schüttelte den Kopf. »Nicht wenn Calvin Rupert einen Sterbewunsch geäußert hat.« »Hat er?«
»Ja.«
Zerbrowski stieß die Faust in seine Rückenlehne. »Dann knallen wir den Scheißkerl ab.« »Ja«, sagte ich. Dolph nickte nur.
Zerbrowski grinste. Er hielt eine Schrotflinte in den Händen. »Hat das Ding Silberkugeln geladen?«, fragte ich. Zerbrowski blickte die Waffe an. »Nein.« »Bitte, sagen Sie, dass ich nicht die Einzige im Wagen mit Silberkugeln bin.«
Zerbrowski grinste. Dolph sagte: »Silber ist teurer als Gold. So viel Geld hat die Stadt nicht.«
Ich wusste das, hatte aber gehofft, mich zu irren. »Und was ist, wenn Sie hinter Vampiren und Lykanthropen her sind?«
Zerbrowski beugte sich nach vorn. »Dasselbe wie wenn wir hinter einer Gang mit Uzis her sind.« »Und das wäre?«, fragte ich. »Dann sind wir unterlegen«, sagte er. Er machte kein glückliches Gesicht. Ich aber auch nicht. Ich hoffte, dass die Angestellten des Leichenschauhauses einfach getürmt waren, dass sie rausgekommen waren, aber ich rechnete nicht damit.
15
Meine Vampirausrüstung enthielt eine abgesägte Schrotflinte mit Silbermunition, Pflöcke, Hammer und genügend Kreuze und Weihwasser, um einen Vampir darin zu ersäufen. Leider befand sich diese Ausrüstung in meinem Schlafzimmerschrank. Gewöhnlich hatte ich sie, die Schrotflinte ausgenommen, im Kofferraum meines Wagens, was illegal war. Wenn ich damit erwischt würde, ohne einen gerichtlichen Exekutionsbefehl bei mir zu haben, bedeutete das automatisch eine Gefängnisstrafe. Das neue Gesetz war noch nicht lange in Kraft. Es sollte gewisse Übereifrige davon abhalten, jemanden umzubringen und dann zu sagen: »Ach, tut mir Leid.« Übrigens bin ich nicht übereifrig. Ehrlich.
Eine Meile vom Krankenhaus entfernt hatte Dolph die Sirene ausgeschaltet. Wir fuhren still und ohne Licht auf den Parkplatz. Der Polizeiwagen hinter uns war unserem Beispiel gefolgt. Ein zweiter wartete bereits auf uns. Die beiden Polizisten kauerten mit gezogener Waffe neben dem Fahrzeug.
Wir strömten alle, die Waffe in der Hand, aus den dunklen Wagen. Es kam mir vor, als hätte man mich in einen Clint-Eastwood-Film versetzt. John Burkes Wagen war nicht zu sehen. Das hieß wohl, dass er auf seinen Piepser öfter reagierte als ich. Ich gelobte, sämtliche Nachrichten auf dem Piepser immer sofort zu beantworten, wenn der Vampir noch hinter Stahlwänden eingeschlossen war. Bitte mach, dass mein Fehler nicht andere das Leben gekostet hat. Amen.
Einer der Uniformierten, die auf uns gewartet hatten, trat in der Hocke zu Dolph und sagte: »Hier hat sich nichts gerührt, seit wir da sind, Sergeant.« Dolph nickte. »Gut. Die Sondereinheit wird so schnell wie möglich kommen. Wir sind auf der Liste.«
»Was soll das heißen, wir sind auf der Liste?«, fragte ich. Dolph sah mich an. »Die Sondereinheit hat die Silberkugeln, und sie kommen hierher, sobald sie können.« »Wir warten auf sie?«, fragte ich. »Nein.«
»Sergeant, wir müssen auf die Sondereinheit warten, wenn wir in Berührung mit Übernatürlichem kommen«, sagte der Uniformierte.
»Nicht wenn man selber das Regional Preternatural Investigation Team ist«, erwiderte Dolph. »Sie sollten Silbermunition haben«, beharrte ich. »Ich habe einen Antrag gestellt«, antwortete Dolph. »Einen Antrag, das ist wirklich hilfreich.« »Sie sind kein Bulle. Sie haben draußen zu warten. Also zicken Sie nicht rum«, sagte er.
»Aber ich bin der Henker für Vampire des Staates Missouri. Wenn ich meinen Piepser beachtet hätte, anstatt ihn zu ignorieren, um Bert zu ärgern, wäre der Vampir längst gepfählt, und wir bräuchten das hier nicht zu tun. Sie können mich nicht außen vor lassen. Das ist mehr meine Aufgabe als Ihre.«
Dolph
Weitere Kostenlose Bücher