Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
war überhaupt keine Zeit geblieben, um zu reagieren. Ihre Fingernägel waren lang und perfekt manikürt samt Nagellack in der Farbe von verbranntem Kürbis. Diese orangebraunen Nägel bohrten sich in mein Handgelenk.
    Sie ließ mich die Kraft in ihrer zierlichen Hand spüren. Sie tat mir nicht weh, aber das Lächeln in ihrem Gesicht sagte, dass sie es durchaus könnte. Ich lächelte zurück. Sie war stark, aber sie war kein Vampir. Ich wettete, die Pistole ziehen zu können, ehe sie mir das Gelenk zerquetschen konnte.
    Sie zerquetschte mir nicht das Gelenk. Sie ließ mich los. »Vielleicht sollten Gabriel und ich zur Rückseite gehen. Sie haben doch gesagt, wir sollen im Hintergrund bleiben.« Sie lächelte und sah ja so vernünftig aus. Die Kerben in meiner Haut waren noch zu sehen.
    »Ich meine, sehen Sie uns an, Ms Blake. Selbst wenn wir keinen Ton sagen, kann er nicht an uns vorbeisehen.«
    Da hatte sie Recht. »Wie wollen Sie beide denn reinkommen, wenn die Hintertür abgeschlossen ist?«
    Raina bedachte mich mit einem Blick, der von Edward hätte sein können, so als hätte ich eine sehr dumme Frage gestellt. War ich die Einzige, die nicht wusste, wie man ein Schloss knackt? »Schön, an die Arbeit.«
    Raina lächelte und ging durch den Schnee davon. Ihr kastanienbraunes Haar glänzte auf dem Fuchspelzmantel. Die hochhackigen, braunen Stiefel machten scharfe, kleine Abdrücke im nassen Schnee. Gabriel zog hinter ihr her. Die Ketten an seiner Lederjacke klirrten bei jeder Bewegung. Er zertrat Rainas Fußstapfen mit seinen metallbeschlagenen Cowboystiefeln, als wäre es Absicht.
    »Die wird keiner für Vertreter halten«, sagte Ronnie.
    Mein Blick wanderte über unsere Jeans, meine Nikes, Ronnies Schneestiefel, meine Lederjacke, ihren Wildledermantel. »Uns auch nicht«, sagte ich. »Stimmt.«
    Ich drückte auf die Klingel.
    Wir standen auf der kleinen Vorderveranda und hörten das Tauwasser von den Regenrinnen tropfen. Wir hatten eine dieser eigentümlichen Wärmeperioden, für die die Winter in Missouri berühmt sind. Der Schnee war ganz nass und schmolz dahin wie ein Schneemann in der Sonne. Er würde nicht liegen bleiben. So viel Schnee im Dezember war überhaupt schon ungewöhnlich. Hier schneite es erst im Januar und Februar richtig.
    Mr Smitz brauchte lange, um zur Tür zu kommen. Endlich hörte ich drinnen Bewegung. Etwas, das schwer genug klang, um eine Person zu sein, kam auf die Haustür zu. George Smitz öffnete in einer blutbespritzten Schürze, darunter trug er eine Jeans und ein hellblaues T-Shirt.
    Auf der Schulter prangte ein Blutfleck, als hätte er sich eine blutige Rinderhälfte aufgeladen. Er wischte sich die Hände an der Schürze ab, konnte gar nicht damit aufhören. Vielleicht war er nicht gewöhnt, blutige Hände zu haben. Oder vielleicht schwitzte er an den Handflächen.
    Ich lächelte und gab ihm die Hand. Er nahm sie. Seine 1Iandflächen waren schweißig. Nervös. Prima. »Wie geht es Ihnen, Mr Smitz?«
    Er gab auch Ronnie die Hand und bat uns hereinzukommen. Wir standen in einem kleinen Flur. An einer Seite stand ein Schrank, gegenüber ein niedriger Tisch mit einem Spiegel darüber. Auf dem Tisch stand eine Vase mit gelben Seidenblumen. Die Wände waren hellgelb und passten zu den Blumen.
    »Darf ich Ihnen die Mäntel abnehmen?«
    Wenn er ein Mörder war, dann der höflichste, dem ich begegnet war. »Nein, danke, wir behalten sie an.« »Peggy hat mich immer gleich genervt, wenn ich die Leute nicht um ihre Mäntel gebeten habe. >George, du bist nicht in einer Scheune groß geworden. Frage sie, ob du ihnen die Mäntel abnehmen darfst.<« Seine Imitation klang glaubwürdig.
    Wir betraten das Wohnzimmer. Es hatte eine hellgelbe Tapete mit sehr kleinem, braunem Blumenmuster. Die Couch, der Zweisitzer, der Lehnsessel, alles hatte dieses sehr blasse Gelb. Auf dem hellen Holztisch standen noch mehr Seidenblumen. In gelb. Die Bilder an der Wand, der Nippes auf den Regalen, selbst der Teppich unter den Füßen war gelb. Als wäre man in einem Tropfen Zitronensaft eingeschlossen.
    Entweder war es mir anzusehen oder George erklärte das jedem Gast. »Gelb war Peggys Lieblingsfarbe.« »War?« »Ich meine, ist. 0h Gott.« Er sank auf die blassgelbe Couch und schlug die Hände vors Gesicht. Er war das Einzige im Zimmer, was nicht zu den gelben Spitzengardinen passte. »Die Ungewissheit ist so schrecklich.« Er blickte auf. In seinen Augen glänzten Tränen. Das war oscarreif.
    »Ms Sims sagte,

Weitere Kostenlose Bücher