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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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so grellweiß wie in den meisten Hotelbädern. Das ist so unschmeichelhaft, dass selbst Ms America darin nicht gut aussähe.
    Das Blut stach wie rote Kreide von meiner blassen Haut ab. Ich trug ein weißes Weihnachtssweatshirt mit Maxine vorne drauf. Sie trank Kaffee, hielt in der anderen Hand eine bunte Zuckerstange und sagte: »Mehr Weihnachtsstimmung ist bei mir nicht drin.« Bert hatte gebeten, sich in diesem Monat weihnachtlich anzuziehen. Möglich, dass das Sweatshirt nicht exakt seiner Vorstellung davon entsprach, aber, Mann, es war besser als einige andere, die ich noch zu Hause hatte. Auf dem weißen Stoff waren Blutflecken. War ja klar.
    Ich zog es aus und legte es über den Wannenrand. Auf meiner Brust über dem Herzen war Blut. Es war auch etwas auf mein Silberkreuz gekommen. Ich hatte es mir selbst dorthin geschmiert, auch das im Gesicht. An diesem Abend hatte ich drei Hühner getötet. Zombies erwecken war Schmuddelarbeit.
    Ich nahm einen von den weißen Waschlappen aus dem kleinen Handtuchregal. Ich fragte mich, wie Edward dem Zimmermädchen das Blut erklären würde. Nicht mein Problem und in gewisser Weise amüsant.
    Ich ließ Wasser ins Becken laufen und schrubbte mich ab. Zwischendurch sah ich kurz im Spiegel, wie mir das blutige Wasser in Rinnsalen über das Gesicht lief. Ich richtete mich auf und starrte hinein. Mein Gesicht sah frisch geschrubbt und irgendwie überrascht aus.
    Hatte Richard mir wirklich einen Antrag gemacht? Hatte ich wirklich ja gesagt? Sicher nicht. Doch, ich hatte ja gesagt. Scheiße. Ich wischte an dem Blutfleck auf der Brust herum. Ich gab mich ständig mit Monstern ab. Und jetzt war ich mit einem verlobt. Das ließ mich innehalten. Ich setzte mich auf den Toilettendeckel, den blutigen Waschlappen in der Faust. Ich war verlobt. Wieder.
    Der Erste hatte so unbedarft ausgesehen, dass sogar Judith ihn gemocht hatte. Er war ein Amerikaner in Reinkultur gewesen und ich für seine Familie nicht gut genug. Was am meisten wehgetan hatte, war, dass er mich nicht richtig geliebt hatte. Nicht annähernd so sehr, wie ich ihn. Für ihn hatte ich alles aufgegeben. Ein Fehler, den man nicht zweimal macht.
    Richard war nicht so. Das wusste ich. Doch da nagte ein Zweifel an mir. Die Angst, dass er es versauen könnte. Oder nicht versauen könnte. Wie man's macht, macht man's falsch.
    Ich senkte den Blick und merkte, dass das blutige Wasser auf das Linoleum tropfte. Ich kniete mich hin und wischte es auf. Ich war so sauber geschrubbt, wie es irgend ging, solange ich nicht geduscht war. Wenn ich saubere Sachen mitgenommen hätte, hätte ich hier duschen können, aber daran hatte ich nicht gedacht.
    Edward klopfte an die Tür. »Essen ist da.«
    Ich zog mich an, legte den Fetzen ins Waschbecken und ließ kaltes Wasser darüberlaufen. Ich sorgte dafür, dass der Stoff nicht den Abfluss blockierte und öffnete die Tür. Mir schlug der Steakgeruch entgegen. Es roch köstlich. Ich hatte seit über acht Stunden nichts gegessen, Lind davor eigentlich auch nicht sehr viel. Richard hatte mich davon abgehalten.
    »Glaubst du, der Zimmerservice erschießt uns, wenn wir das Gleiche noch mal bestellen?« Er deutete knapp auf den Teewagen. Es standen zwei Bestellungen darauf. »Woher wusstest du, dass ich Hunger habe?« »Du vergisst immer, zu essen«, sagte er.
    »Also, wenn du damit nicht Mutter des Jahres wirst.« , sagte ich. »Das Mindeste, was ich tun kann, ist dir zu essen zu geben« Ich sah ihn an. »Was ist los, Edward? Du bist schrecklich rücksichtsvoll.« »Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass dir die Sache nicht gefallen wird. Nimm das Essen als Friedensangebot.«
    »Was wird mir nicht gefallen?« »Lass uns essen, dabei den Film ansehen, und alles wird sich zeigen.«
    Er hielt mit etwas hinterm Berg. Das sah ihm nicht ähnlich. Er würde Sie glatt erschießen, aber er wäre dabei nicht berechnend. »Was führst du im Schilde, Edward?«
    »Keine Fragen vor dem Film.« »Warum nicht?« »Weil du danach bessere Fragen stellen wirst.« Mit dieser geheimnisvollen Antwort setzte er sich auf die Bettkante und goss Rotwein ein. Er schnitt sein Fleisch an, das in der Mitte noch blutig war.
    »Sag mir bitte, dass mein Steak nicht blutig ist.« »Es ist nicht blutig. Du magst dein Fleisch nur richtig tot.«
    »Ha, ha.« Aber ich setzte mich hin. Es war komisch, mit Edward in seinem Hotelzimmer zu essen, als wären wir Geschäftsleute auf einer gemeinsamen Reise und dies einfach ein Arbeitsessen.

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