Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
hatte noch von keinem gehört, der versucht hätte, was wir uns hier vornahmen. Nicht das Alter war das Schwierige, sondern das Durcheinander. Wir wollten nur drei, aber da lagen keine drei intakten Skelette mehr. Selbst wenn wir sie nicht zusammen, sondern einen nach dem anderen erweckten, war es noch riskant. Wie erweckte man Tote, wenn sie alle durcheinander geworfen waren? Ich wusste keine Namen, um sie zu rufen, kannte keine Grabstätte, um einen Machtkreis darum zu ziehen. Wie solltedas gehen?
     
    Es war mir ein Rätsel.
     
    Doch fürs Erste hatten wir den Kreis um uns zu schließen. Immer eins nach dem andern.
     
    »Sorgen Sie dafür, dass Sie an beiden Händen Salbe haben«, sagte ich. Larry rieb sich die Hände wie beim Eincremen. »Zu Befehl. Was jetzt?«
     
    Ich nahm eine tiefe Silberschüssel aus meiner Tasche. Sie leuchtete im Mondlicht wie ein Stück Himmel. Larry machte große Augen.
     
    »Sie muss nicht aus Silber sein. Es sind auch keine mystischen Zeichen drauf. Sie können auch eine Tupperschüssel nehmen, Hauptsache, es fließt das Leben eines Geschöpfes hinein. Benutzen Sie ein hübsches Gefäß, um dem Opfertier Achtung zu erweisen, aber merken Sie sich, dass es auf Material oder Form nicht ankommt. Das ist nur ein Behälter. Klar?«
     
    Larry nickte. »Warum haben wir die anderen beiden Ziegen nicht mit raufgenommen? Das wird ein ganz schöner Marsch, wenn wir sie jedes Mal holen müssen.«
     
    Ich zuckte die Achseln. »Erstens würden sie in Panik geraten. Zweitens scheint es mir grausam zu sein, wenn wir sie zusehen lassen, wie ihre Freundin ins Gras beißt, während sie wissen, dass sie die Nächsten sind.«
     
    »Mein Zoologielehrer würde sagen, Sie vermenschlichen sie.« »Soll er. Ich weiß, dass sie Schmerzen und Angst empfinden. Das genügt mir.« Larry sah mich einen Moment lang stumm an. »Sie tun es also auch nicht gerne.« »Ja. Wollen Sie sie festhalten oder die Möhre füttern?« »Möhre?«
     
    Ich brachte eine Möhre samt Grün zum Vorschein. »Haben Sie die in dem Lebensmittelladen gekauft, während ich bei den Ziegen im Wagen bleiben musste?« »Ja.«
     
    Ich hielt die Möhre in die Höhe. Die Ziege lief darauf zu und zog an ihrer Leine. Ich ließ sie an dem Grün knabbern. Sie meckerte und zerrte. Ich gab ihr etwas mehr Grün. Ihr Stummelschwanz fing an zu wedeln. Eine glückliche Ziege.
     
    Ich gab Larry die Silberschüssel. »Stellen Sie sie auf den Boden unter die Ziege. Wenn das Blut kommt, fangen Sie so viel wie möglich auf.«
     
    Ich hielt die Machete hinter meinem Rücken und die Möhre in der Linken. Ich kam mir vor wie der Zahnarzt vor dem Kind. Nein, da ist nichts hinter meinem Rücken. Achte einfach nicht auf die riesige Nadel. Nur leider leistete diese Nadel Unwiderrufliches.
     
    Die Ziege riss ein Büschel Grün von der Möhre ab, und ich wartete, während sie kauend die Blätter ins Maul zog. Larry kniete sich hin, die Schüssel auf dem Boden. Ich bot der Ziege die rote Wurzel an. Sie fand Geschmack daran, und ich zog ihr die Möhre weg und noch ein Stück weg, bis das Tier den Hals bis zum Äußersten danach reckte.
     
    Ich legte die Machete an den haarigen Hals an, ohne zu schneiden, ganz sacht. Vom angestrengten Recken zitterte die Haut unter der Klinge. Ich zog die Schneide über den Hals. Die Machete war scharf, und ich hatte Übung. Es gab keinen Laut, nur die schreckgeweiteten Augen, und das Blut floss aus dem Hals.
     
    Larry hob die Schüssel an, hielt sie unter die Wunde. Das Blut spritzte ihm über die Arme und auf das blaue T-Shirt. Die Ziege brach zusammen. Die Schüssel füllte sich dunkel und schimmernd, eher schwarz als rot.
     
    »Es schwimmen Möhrenstücke darin«, sagte Larry. »Das ist in Ordnung«, sagte ich. »Möhre hat keine Wirkung.«
     
    Der Kopf des Tieres fiel langsam nach vorn, bis er den Boden berührte. Die Schüssel stand unter dem Hals und lief voll. Das war eine reibungslose Tötung gewesen. Ziegen konnten ziemlich vertrackt sein, aber manchmal ging alles glatt, so wie heute. Natürlich waren wir noch nicht fertig.
     
    Ich setzte die blutige Klinge auf meinen linken Arm und machte einen Schnitt. Sofort setzte ein scharfer Schmerz ein. Ich hielt die Wunde über die Schüssel, sodass sich die dicken Tropfen mit dem Ziegenblut vermischen konnten.
     
    »Geben Sie mir Ihren rechten Arm«, sagte ich.
     
    Larry widersprach nicht. Er hielt mir den nackten Arm hin. Ich hatte ihm erklärt, was passieren würde,

Weitere Kostenlose Bücher