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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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trotzdem war das eine sehr vertrauensvolle Geste. Er sah zu mir auf, in seinem Gesicht war keine Spur von Angst. Gut.
     
    Ich schnitt ihm in den Arm. Er zuckte zusammen, fuhr aber nicht zurück. »Lassen Sie es in die Schüssel tropfen.« Er hielt den Arm darüber. Im Mondschein war alles Blut schwarzrot.
     
    Das erste Prickeln von Macht überlief mich. Es war meine Macht, Larrys Macht, die Macht eines rituellen Opfers. Larry sah mich mit großen Augen an.
     
    Ich kniete mich neben ihn und legte die Machete über die Schüsselöffnung. Ich hielt ihm die linke Hand hin. Er gab mir die rechte. So drückten wir unsere Wunden am Unterarm aufeinander, damit sich unser Blut vermischte. Larry hielt die blutgefüllte Schüssel an der einen, ich an der anderen Seite fest. Das Blut tropfte uns den Arm entlang zum Ellbogen, in die Schüssel und auf den nackten Stahl der Klinge.
     
    So standen wir miteinander verbunden und hielten die Schüssel. Ich zog langsam meine Hand aus der seinen, dann nahm ich die Schüssel an mich. Er folgte jeder meiner Bewegungen, wie er es immer tat. Er wäre fähig, mich mit geschlossenen Augen nachzuahmen.
     
    Ich ging zum Rand des Kreises, den ich mir vorstellte, und tauchte die Hand in die Schüssel. Das Blut war noch erstaunlich warm, beinahe heiß. Ich fasste den Griff der Machete mit blutigen Fingern und sprengte mit der Klinge das Blut um mich, während ich im Kreis ging.
     
    Ich konnte Larry in der Mitte spüren, als wäre zwischen uns ein Seil gespannt. Es wurde strammer und strammer, wie ein gezwirbeltes Gummiband. Mit jedem Schritt, jedem Blutstropfen wuchs die Macht. Die Erde gierte danach. Ich hatte noch nie aus einem Boden Tote erweckt, auf dem einmal Todesrituale stattgefunden hatten. Magnus hätte das erwähnen sollen. Aber vielleicht wusste er es nicht. Wie wohlwollend von mir.
     
    Es spielte jetzt keine Rolle. Hier gab es für Blut und Tod Magie. Etwas war darauf erpicht, dass ich den Kreis vollendete. Erpicht, dass ich die Toten erweckte. Es gierte danach.
     
    Fast stand ich wieder an der Stelle, wo ich losgegangen war. Zum Schließen des Kreises fehlte nur noch ein Spitzer Blut. Die Machtlinie zwischen Larry und mir war so straff.
     
    dass es schmerzte. Die verfügbare Macht war beängstigend und belebend zugleich. Wir hatten etwas Altes erweckt, das lange Zeit geschlafen hatte. Das ließ mich zögern. Weckte in mir den Wunsch, den Kreis unvollendet zu lassen. Sturheit und Angst. Ich begriff nicht so ganz, was ich da fühlte. Es war die Magie eines anderen, eine fremde Kraft. Wir hatten sie ausgelöst, und ich wusste nicht, was sie bewirken würde. Wir könnten unsere Toten erwecken, aber es wäre wie ein Seiltanzakt zwischen der fremden Magie und ... jemand anderem.
     
    Ich spürte den alten Bloody Bones, der meilenweit weg in seinem Hügelgrab steckte. Er beobachtete mich, drängte mich, den letzten Schritt zu tun. Ich schüttelte den Kopf, als ob mich das Elfenwesen sehen könnte. Ich verstand den Zauber nicht genügend, um das Risiko einzugehen.
     
    »Was ist los?«, fragte Larry. Er klang wie eingeschnürt. Wir erstickten an ungenutzter Macht, und zum Teufel, wenn ich wusste, was damit zu tun war.
     
    Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung. Am Rand des Abhangs stand Ivy. Sie trug Wanderstiefel mit dicken weißen aufgerollten Socken, weite schwarze Shorts und ein hautenges neonrosa Top mit einem karierten Flanellhemd darüber. Die baumelnde Ohrringkette blitzte im Mondschein. Heute Abend hatte sie sich allein angezogen.
     
    Ich brauchte nichts weiter zu tun, als das letzte bisschen Blut zu versprengen, und der Kreis wäre geschlossen. Ich würde ihn gegen sie halten können, gegen sie alle. Niemand würde ihn durchbrechen, den ich nicht drin haben wollte. Na ja, fast niemand. Dämonen und Engel könnten ihn wahrscheinlich durchqueren, aber Vampire nicht.
     
    Ich spürte eine Woge des Triumphes bei dem Wesen, das in dem Grabhügel festsaß. Es wollte, dass ich den Kreis schloss. Ich schleuderte Schüssel und Machete in die Mitte, Hauptsache weg vom Kreisrand, damit kein Blut darauf fallen konnte. Ivy setzte zu einem überlichtschnellen Spurt an, ein verschwommener Fleck Schnelligkeit. Ich griff zur Pistole, fühlte sie aus dem Holster gleiten, da riss sie mich von den Füßen. Der Aufprall schlug mir die Browning aus der Hand. Ich landete mit leeren Händen auf dem Boden.
     
     
     

34
     
    Ivy bog sich nach hinten und zeigte die Zähne. Larry schrie

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