Anita Blake 05 - Bleich Stille
kleinen Finger ineinander, fast rang sie die Hände. »Jeffrey, sie ist eine zugelassene Vampirjägerin. Sie hat das schon oft getan. Höre auf sie.«
Er stand auf »Meine Tochter wurde vergewaltigt und ermordet von einem seelenlosen, Blut saugenden Tier, und ich will diese Frau aus meinem Haus haben, sofort.« Wenn er dabei nicht geschrien hätte, wäre ich sauer gewesen.
Beth sah mich an. Sie war bereit, ihm mutig gegenüberzutreten, wenn ich es verlangt hätte. Dicke Punkte für sie. »Ist kürzlich jemand, den Sie kennen, verschwunden oder verstorben?«, fragte ich.
Quinlan blickte mich argwöhnisch an. Er wirkte durcheinander. Der Themawechsel war schon wieder zu plötzlich. Ich hoffte, ich würde ihn lange genug von dem Rauswurf ablenken, bis ich etwas erfahren hatte.
»Wie bitte?« »Ist jemand, den Sie kennen, kürzlich verschwunden oder gestorben?« Er schüttelte den Kopf. »Nein.« »Andy wird vermisst«, sagte Jeff. Quinlan schüttelte wieder den Kopf. »Dieser junge geht uns nichts an.«
»Wer ist Andy«, fragte ich. »Ellies Freund.« »Er ist nicht ihr Freund«, widersprach Quinlan.
Ich fing Jeffs Blick auf. Der sagte alles. Andy war ihr Freund gewesen, und der liebe Herr Papa hatte ihn kein bisschen leiden können.
»Warum mochten Sie Andy nicht, Mr Quinlan?« »Er war kriminell.« Ich zog die Augenbrauen hoch. »Inwiefern?« »Er war einmal wegen Drogenmissbrauchs eingesperrt.« »Er hat ein bisschen Pot geraucht«, sagte Jeff.
Langsam kam in mir der Wunsch auf, ich könnte einfach rausgehen und mit Jeff reden. Er schien über alles Bescheid zu wissen und es nicht vertuschen zu wollen. Fragte sich, wie das zu deichseln war.
»Er hatte einen schlechten Einfluss auf meine Tochter, und ich habe dem ein Ende gemacht.« »Und er wird vermisst?«, fragte ich. »Ja«, antwortete Jeff. »Ich beantworte Miss Blakes Fragen, Jeff. Ich bin hier der Herr im Haus.«
Herr im Haus, du lieber Himmel. Hatte ich eine Weile nicht mehr gehört. »Ich würde mir gerne das Haus ansehen, für den Fall dass der Vampir doch durch ein anderes Fenster eingestiegen ist. Ich wäre dankbar, wenn Jeff mich herumführen könnte.« »Ich kann Sie herumführen, Miss Blake«, sagte Quinlan.
»Ich bin sicher, Ihre Frau braucht Sie jetzt, Mr Quinlan. Nur Sie können sie trösten, aber die Führung durchs Haus kann auch Jeff übernehmen.«
Mrs Quinlan blickte zu ihm auf, sah dann mich an, als wäre sie nicht sicher, ob sie getröstet werden wollte, aber ich wusste, das Bild würde auf ihn wirken.
Er nickte. »Vielleicht haben Sie Recht.« Er fasste seine Frau an der Schulter. »Sally braucht mich jetzt.«
Sally kooperierte mit neuen Tränen, während sie den Pudel als Ersatztaschentuch benutzte. Der Pudel krümmte sich und jaulte. Quinlan setzte sich und nahm seine Frau in die Arme. Der Hund wand sich frei und trottete zu Jeff rüber. Ich stand auf. Larry stand auf. Ich ging zur Tür und drehte mich nach dem jungen um. Jeff stand auf, und der Pudel trottete neben ihm her. Ich öffnete die Tür und winkte alle hinaus. Pudel Raven beäugte mich misstrauisch, aber sie kam mit.
Ich fing noch einen Blick von Beth St. John auf, die zur Tür sah, als wollte sie auch mitkommen, aber sie setzte sich neben die verschmähten Sandwiches und den kalt gewordenen Kaffee. Sie saß da wie ein guter Soldat. Sie würde ihren Posten nicht verlassen.
Ich machte die Tür zu und kam mir feige vor. Ich war froh, dass es nicht meine Aufgabe war, den Quinlans die Hand zu halten. Im Dunkeln dem Vampir begegnen kam mir dagegen gar nicht so schlimm vor. Klar, ich war noch im Haus. Da draußen im Dunkeln würde ich vielleicht anders denken.
13
Wir standen im Flur. Hier draußen fühlte sich die Luft kühler an, leichter zu atmen. Musste Einbildung sein. Der Pudel schnüffelte an meinen Füßen. Raven gab ein leises Knurren von sich, und Jeff hob sie auf, klemmte sie sich in vertrauter Geste unter den Arm, als hätte er das schon tausend Mal getan.
»Sie wollen das Haus eigentlich gar nicht sehen, stimmt's?« »Nein«, sagte ich.
»Mein Vater ist schon in Ordnung. Er ist nur ...« Er zuckte die Achseln. »Er hat Recht, und alle anderen haben Unrecht. Er meint das nicht so.« »Ich weiß. Außerdem hat er Angst. Da wird jeder ein bisschen zickig.«
Jeff grinste. Ich war nicht sicher, ob es das mit der Angst war oder das »zickig«. Wahrscheinlich hörte er nicht
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