Anita Blake 05 - Bleich Stille
mich aufs Atmen, auf das Quaken der Frösche und den Wind. Ich konzentrierte mich auf alles andere nur nicht auf den Laut, der aus meiner Kehle aufzusteigen drohte. Ich stand im Freien in der Dunkelheit, im Bewusstsein der lauernden Gefahr, und war nicht sicher, ob mich das kümmerte. Ich stand so lange da, bis ich wusste, dass ich nicht weinen würde. Dann drehte ich mich um und ging zurück ins Haus.
Das war das Tapferste, was ich in dieser Nacht getan hatte.
16
Detective Freemont saß am einen Ende von Quinlans Couch, am anderen hockte ich. Wir waren soweit voneinander entfernt, wie es eben ging, ohne dass einer die Couch verlassen musste. Nur der Stolz hielt mich davon ab, einen Sessel zu nehmen. Ich würde vor ihren kühlen Polizistenaugen nicht zurückzucken. So blieb ich festgenagelt an meinem Ende, aber es kostete mich einiges.
Ihre Stimme war leise und bedächtig, jedes Wort wurde deutlich ausgesprochen, als dächte sie, sie könnte ins Schreien geraten, wenn sie schneller spräche. »Warum haben Sie nicht angerufen und mir gesagt, dass Sie einen weiteren Vampirmord haben?«
»Sheriff St. John hat die Staatspolizei gerufen. Ich habe angenommen, Sie seien unterrichtet worden.« »Nun, wurde ich nicht.«
Ich blickte in ihre kühlen Augen. »Sie sind zwanzig Minuten entfernt mit einer Ermittlungsmannschaft, die einen Vampirmord untersucht. Warum schickt man Sie dann nicht zu dem zweiten Fall rüber?«
Freemonts Blick glitt zur Seite, dann zurück zu mir. Ihr kühler Polizistenblick war ein wenig angeschmolzen. Er trotzdem noch undurchdringlich, aber sie wirkte ein bisschen besorgt. Vielleicht sogar erschrocken.
»Sie haben gar nicht berichtet, dass es ein Vampirmorcl ist, nicht wahr?«
Ihre Augen wichen zurück.
»Scheiße, Freemont. Sie wollen nicht, dass das FBI Ihnen Fall abnimmt, das verstehe ich, aber vor den eigenen Leuten Informationen zurückhalten ... Wette, Ihre Vorgesetzten sind nicht glücklich über Sie.« »Das ist meine Sache.«
»Schön. Welchen Plan Sie auch verfolgen, viel Glück, r warum sind Sie auf mich ärgerlich?« Sie machte einen tiefen, zittrigen Atemzug und blies die t raus wie ein Läufer, der sich zusätzliche Energie verschaffen will. »Wie sicher sind Sie, dass der Vampir einen Säbel benutzt hat?«
»Sie haben die Leichen gesehen«, sagte ich. Sie nickte. »Ein Vampir hätten ihnen den Hals aufreißen kö nnen.« » Ich habe eine Klinge gesehen, Freemont.«
»Die Gerichtsmediziner werden das untermauern oder auch nicht.« »Warum wollen Sie nicht, dass das ein Vampir gewesen ist? »
Sie lächelte. »Ich glaubte, ich hätte den Fall schon gelöst. achte, ich würde heute früh jemanden festnehmen. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass es ein Vampir getan hat.« Ich starrte sie an. Ich lächelte nicht. »Wenn es kein Vampir war, wer dann?«
»Elfen.«
Einen Pulsschlag lang starrte ich sie an. »Was heißt das?« »Ihr Boss, Sergeant Storr, hat mich angerufen. Hat mir gesagt, was Sie über Magnus Bouvier herausgefunden haben. Er hat für die Tatzeit kein Alibi, und selbst Sie glauben, dass er es getan haben könnte.«
»Dass er es getan haben könnte, heißt noch nicht, dass er es getan hat.«
Freemont zuckte die Achseln. »Er ist abgehauen, als wir ihn vernehmen wollten. Unschuldige Leute laufen nicht weg.« »Wie meinen Sie das, er ist abgehauen? Wenn Sie dort waren und ihn vernommen haben, wie hat er da abhauen können?« Freemont lehnte sich in die Couch zurück, verschränkte die Finger so fest, dass sie fleckig wurden. »Er hat Magie eingesetzt, um uns zu benebeln und flüchten zu können.«
»Welche Art von Magie?« Freemont schüttelte den Kopf »Was wollen Sie hören,
Frau Expertin? Wir saßen zu viert in seinem Restaurant wie die Idioten, während er einfach rausspazierte. Wir haben ihn nicht einmal vom Tisch aufstehen sehen.«
Sie sah mich an, kein Lächeln diesmal. Ihre Augen waren zu dieser neutralen Kühle zurückgekehrt. Mit solchen Augen konnte man einen den ganzen Tag ansehen und alle seine Geheimnisse für sich behalten.
»Für mich sah er aus wie ein Mensch, Blake. Wie ein ganz normaler netter Kerl. Zwischen anderen Leuten wäre er mir nicht verdächtig erschienen. Wieso haben Sie erkannt, was er ist?«
Ich machte den Mund auf und wieder zu. Ich wusste nicht so recht, wie ich das beantworten sollte. »Er hat versucht, Glamour gegen mich einzusetzen,
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