Anita Blake 05 - Bleich Stille
stand ich gut mit Vampiren. Es lag daran, dass der Meister der Stadt, der Meister von St. Louis auf mich scharf war. Mich vielleicht sogar liebte oder es sich zumindest einbildete. Ich wusste seine Nummer auswendig, was allein schon ein schlechtes Zeichen war. »Guilty Pleasures, wo Ihre geheimsten Träume wahr werden. Robert am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
Großartig. Robert, eher keiner von meinen Lieblingsvampiren. »Tag Robert, hier ist Anita. Ich muss mit Jean-Claude sprechen.« Er zögerte, dann sagte er: »Ich stelle Sie in sein Büro durch. Wir haben eine neue Anlage, wenn wir also getrennt werden, rufen Sie noch mal an.«
Es klickte, ehe ich antworten konnte. Einen Moment lang war es still, dann war seine Stimme in der Leitung. An Jean-Claude kann man vieles kritisieren, aber er macht sich gut am Telefon.
»Guten Abend, ma petite.« Das war es, mehr sagte er gar nicht, aber selbst durch die rauschende Leitung streichelte mich seine Stimme wie ein Pelz. »Ich bin in der Nähe von Branson. Ich brauche Kontakt zu dem hiesigen Meister.«
»Kein >Guten Abend, Jean-Claude, wie geht es Ihnen:,<, sondern gleich zur Sache? Wie grob von Ihnen, ma petite.«
»Hören Sie, ich habe jetzt keine Zeit für Geplänkel. Hier draußen sind ein paar Vampire dabei, sich auszutoben. Sie haben einen Jungen entführt. Ich will ihn finden, bevor sie ihn zu einem der Ihren machen können.« »Wie alt ist der Junge?« »Sechzehn.«
»In vergangenen Jahrhunderten, ma petite, war man in diesem Alter kein Kind mehr.« »Zurzeit ist man damit nicht volljährig.« »Ist er freiwillig mitgegangen?« »Nein.«
»Wissen Sie das bestimmt, oder wird nur behauptet, dass er entführt worden ist?« »Ich habe vorher mit ihm gesprochen. Er ist nicht freiwillig mitgegangen.«
Jean-Claude seufzte. Der Seufzer glitt mir über die Haut wie kalte Finger. »Was wollen Sie nun von mir, ma petite?« »Ich will mit dem hiesigen Meister sprechen. Ich brauche seinen Namen. Ich nehme doch an, dass Sie wissen, wer das ist?« »Selbstverständlich, aber so einfach ist das nicht.«
»Uns bleiben nur drei Nächte, um ihn zu retten, und noch viel weniger, wenn er für sie bloß ein Happen zwischendurch ist.«
»Der Meister wird ohne einen Begleiter, der Sie hinbringt, nicht mit Ihnen sprechen.« »Dann schicken Sie mir jemanden.« »Wen? Robert? Willie? Sie sind alle nicht mächtig genug, um Sie zu eskortieren.« »Wenn Sie damit meinen, dass sie mich nicht schützen können, ich kann mich selbst schützen.«
»Ich weiß, dass Sie auf sich aufpassen können, ma petite. Das haben Sie in reichlichem Maße gezeigt. Aber Sie sehen nicht so gefährlich aus, wie Sie sind. Sie würden vielleicht einen oder zwei erschießen müssen, um sie auf ihre Plätze zu verweisen, und falls Sie da lebend herauskommen, werden sie Ihnen nicht helfen.«
»Ich will den jungen unversehrt zurückhaben, Jean-Claude. Arbeiten Sie diesmal mit mir zusammen.« »Ma petite ...«
Ich sah Jeff Quinlans braune Augen vor mir, sein Zimmer mit der Cowboytapete. »Helfen Sie mir, Jean-Claude.«
Er schwieg ein Weilchen. »Ich bin der Einzige, der machtvoll genug ist, um Ihre Begleitung zu sein. Möchten Sie, dass ich alles stehen und liegen lasse und zu Ihnen eile?«
Jetzt war ich es, die schwieg. Wie er es ausdrückte, klang es nicht richtig. Es hörte sich nach einem Riesengefallen an. Ich wollte ihm nicht zu Dank verpflichtet sein. Aber wahrscheinlich würde ich es überleben, wenn ich ihm einen Gefallen schuldete. Jeff Quinlan vielleicht nicht.
»Gut«, sagte ich. »Sie möchten, dass ich komme und Ihnen helfe?« Ich biss die Zähne zusammen. »Ja.« »Ich werde morgen Abend runterfliegen.« »Heute noch.« »Ma petite, ma petite, was soll ich nur mit Ihnen machen?« »Sie haben gesagt, Sie wollen mir helfen.« »Und das werde ich, aber solche Dinge brauchen Zeit.«
»Was für Dinge?«
»Es wäre hilfreich, wenn Sie Branson als Ausland ansähen, ein potenziell feindliches Land, wo ich für uns beide für eine sichere Einreise sorgen muss. Da sind Gepflogenheiten zu beachten. Wenn ich einfach reinplatze, wird das als Kriegserklärung angesehen.«
»Gibt es keine Möglichkeit, heute Nacht noch anzufangen?«, fragte ich. »Ohne einen Krieg auszulösen?« »Vielleicht, aber wenn Sie noch eine Nacht warten, ma petite, können wir viel sicherer einreisen.« »Wir können für uns selbst sorgen, Jeff
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