Anita Blake 05 - Bleich Stille
Quinlan nicht.« »Ist das sein Name?«
»Ja.«
Er holte tief Luft und stieß sie seufzend wieder aus, dass mich ein Schauder überlief. Ich hätte ihm gesagt, er solle das bleiben lassen, aber das hätte ihn nur amüsiert, darum tat ich es nicht.
»Ich werde heute noch kommen. Wie erreiche ich Sie?« Ich nannte ihm mein Hotel und dann, mit einem Seufzer, die Nummer meines Piepsers. »Ich werde anrufen, sobald ich eintreffe.« »Wie lange wird es dauern, so weit zu fliegen?« »Anita, glauben Sie, dass ich selbst fliege, etwa wie ein Vögel?«
Die milde Belustigung in seiner Stimme gefiel mir nicht, aber ich antwortete wahrheitsgemäß. »Das war mein Gedanke.« Er lachte, und ich bekam Gänsehaut auf den Armen. »Ach, ma petite, ma petite, Sie sind unbezahlbar.«
Genau was ich hören wollte. »Wie kommen Sie also hierher?« »In meinem Jet.« Er hatte einen eigenen Jet. Natürlich. »Wann können Sie hier sein?« »Ich werde da sein, so schnell ich kann, meine ungeduldige Blume.« »Ma petite ziehe ich vor.« »Wie Sie möchten, ma petite.« »Ich will den Meister von Branson noch vor Sonnenaufgang sehen.«
»Sie haben das unmissverständlich klar gemacht, und ich werde mich bemühen.« »Tun Sie mehr als sich bemühen.« »Sie fühlen sich schuldig wegen des Jungen. Warum?« »Ich fühle mich nicht schuldig.« »Dann eben verantwortlich«, sagte er.
Ich saß da und wusste nicht, was ich sagen sollte. Er hatte Recht. »Ich nehme doch nicht an, dass Sie gerade in meinen Kopf eindringen?« »Nein, ma petite, ich höre nur Ihre Stimme und Ihre Ungeduld.«
Ich hasste es, dass er mich so gut kannte. Ich hasste es. »Ja, ich fühle mich verantwortlich.« »Warum?« »Ich hatte die Verantwortung.« »Haben Sie alles getan, um ihn zu schützen?« »Ich habe in jeden Eingang Hostien legen lassen.« »Dann hat sie jemand hereingelassen?«
»Sie haben eine Hundetür in der Hauswand zur Garage. Sie wollten kein Loch in eine der Haustüren schneiden.« »War denn ein Vampirkind dabei?« »Nein.« »Wie dann?«
Ich beschrieb ihm den skeletthaft dünnen Vampir. »Es war fast eine Gestaltumwandlung. Er veränderte sich innerhalb von Sekunden. Bei schlechtem Licht hätte man ihn glatt für einen Menschen halten können. Ich habe so etwas noch nicht erlebt.«
»Ich habe diese Fähigkeit nur einmal gesehen«, sagte er. »Sie wissen, wer das ist, nicht wahr?« »Ich werde so schnell ich kann bei Ihnen sein, ma petite.« »Sie klingen auf einmal so ernst. Warum?«
Er lachte kurz auf, aber es klang bitter, als hätte er Scherben geschluckt. Allein es zu hören tat weh. »Sie kennen mich zu gut, ma petite.« »Antworten Sie mir einfach.« »Sieht der junge, der entführt worden ist, jünger aus, als er ist?« »Ja, wieso?«
Die Antwort war ein Schweigen, das sich in Scheiben schneiden ließ. »Reden Sie mit mir, Jean-Claude.« »Sind noch andere Jungen verschwunden?« »Meines Wissens nicht, aber ich habe nicht danach gefragt.« »Fragen Sie«, sagte er. »In welchem Alter?« »Zwölf, vierzehn, auch älter, wenn sie jung genug aussehen.«
»Wie Jeff Quinlan«, sagte ich. »Ich fürchte.« »Steht dieser Vampir noch auf andere Sachen außer Entführungen?« »Was meinen Sie, ma petite?« »Mord, nicht nur Blutsaugen, sondern Mord.« »Welche Art Mord?« Ich zögerte. Mit den Monstern redete ich nicht über laufende Ermittlungen.
»Ich weiß, dass Sie mir nicht trauen, ma petite, aber das ist wichtig. Erzählen Sie mir von den Todesfällen, bitte.«
Er sagte nicht oft bitte. Ich berichtete ihm davon. Nicht bis ins Detail, aber genügend. »Wurde ihnen Gewalt angetan?« »Was meinen Sie mit >Gewalt angetan«, fragte ich. »Gewalt angetan, ma petite. Es gibt andere Ausdrücke für, aber keinen besseren bei Kindern.«
»Ach so«, sagte ich, »ich weiß nicht, ob sie vergewaltigt wurden. Sie waren bekleidet.«
»Man kann Dinge tun, ohne die Kleider zu entfernen, ma petite. Die Misshandlung wäre aber vor der Ermordung geschehen. Planvoll und über eine Zeit von Wochen oder Monaten.«
»Ich werde mich erkundigen, ob sie vergewaltigt wurden.« Mir kam ein Gedanke. »Würde er es auch mit einem Mädchen machen?« »Mit >es< meinen Sie Sex?« »Ja.«
»Wenn er es nötig hat, würde er auch ein Mädchen nehmen, sofern es noch nicht in der Pubertät ist, aber nur, wenn er nichts anderes bekommen kann.«
Ich schluckte schwer. Wir redeten über
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