Anita Blake 06 - Tanz der Toten
»Ja«, antwortete ich.
»Ich weiß nicht, ob ich einen Menschen töten kann.« »Danke für deine Ehrlichkeit«, sagte ich.
»Aber das bedeutet, du lockst einen Killer in einen Club, der voller Leute ist. Willst du die meinetwegen alle dieser Gefahr aussetzen?« »Deinetwegen würde ich fast jeden in Gefahr bringen.«
Edward gab einen kleinen Laut von sich, fast ein Lachen. Sein Gesicht war nichts sagend freundlich. Er trank seinen Kaffee. »Deshalb will ich Richard aus der Schusslinie haben. Du wärst so beschäftigt, dir seinetwegen Sorgen zu machen, dass du unvorsichtig werden könntest.«
»Aber ihr könnt doch nicht all die Leute gefährden«, fand Richard.
Edward sah mich an und sagte nicht, was er dachte. Dafür war ich ihm dankbar. »Ich glaube, Edward hat auch dafür einen Plan, Richard.«
»Ich glaube, er wird auf dem Heimweg zuschlagen. Warum mitten in einer Menschenmenge arbeiten, wenn das gar nicht nötig ist? Er platziert eine Bombe im Wagen oder wartet, bis du allein nach Hause fährst.«
»So würdest du es machen?«, fragte Richard.
Edward sah ihn einen Moment lang an, dann nickte er. »Wahrscheinlich. Nicht mit einer Bombe, aber ich würde auf den Wagen zielen.« »Warum keine Bombe?«, fragte Richard. .
Ich fragte nicht, weil ich die Antwort kannte. Edwards Augen schossen zu mir rüber. Ich zuckte die Achseln. »Weil ich lieber aus der Nähe und persönlich töte. Mit einer Bombe riskiert man selber nichts.«
Richard musterte sein Gesicht. Schließlich sagte er: »Danke für die Antwort.«
Edward quittierte das mit einem Nicken. Richard sammelte bei uns Extrapunkte. Aber ich wusste, dass er sich Illusionen machte. Er nahm an, dass Edward ihn nicht töten würde, nur weil er ihn mochte. Ich wusste es besser. Wenn die Situation es erforderte, drückte Edward auf jeden ab.
»Angenommen, du hast recht«, sagte ich. »Ich gehe zu meiner Verabredung und lasse den Killer kommen. Was dann?« »Wir schalten ihn aus.« »Moment mal«, sagte Richard. »Ihr setzt darauf, dass ihr beide besser seid als ein professioneller Killer? Dass ihr ihn erwischt, bevor er Anita kriegt?«
Wir nickten. »Und wenn ihr nicht besser seid?«
Edward sah ihn an, als hätte er behauptet, morgen würde die Sonne nicht aufgehen. »Edward ist besser«, behauptete ich. »Du bleibst hier.«
Richard schüttelte den Kopf. »Klar, aber in einer Menschenmenge braucht selbst Superman ein paar hilfreiche Augen und Ohren. Das Rudel kann euch den Rücken freihalten.« »Es macht dir nichts aus, sie zu gefährden?« »Du sagst, du würdest alles riskieren, um mich zu schützen. Mir geht es umgekehrt genauso.«
»Wenn sie es freiwillig tun, ist das eine Sache, aber ich will nicht, dass es ihnen befohlen wird. Leute, die sich ärgern, sind keine guten Leibwächter. Richard lachte. »Sehr praktisch gedacht. Eine Sekunde lang habe ich geglaubt, du machst dir Sorgen um meine Wölfe.«
»Praktisch denken hält mich am Leben, Richard, sentimental sein nicht.« »Wenn wir ein paar zusätzliche Aufpasser haben, verschafft mir das ein bisschen Freiheit«, sagte Edward.
Ich sah ihn an. »Du vertraust auf Monster?« Er lächelte, aber nicht freundlich. »Monster sind ausgezeichnetes Kanonenfutter.« »Sie sind kein Kanonenfutter«, erwiderte Richard. »Jeder ist Kanonenfutter«, sagte Edward. »Irgendwann.«
»Wenn ich wirklich dächte, dass wir unschuldige Zuschauer in Gefahr bringen, würde ich nicht hingehen. Das weißt du, Richard.« Er sah mich eine Sekunde lang an, dann nickte er. »Das weiß ich.«
Edward brummte leise. »Unschuldige Zuschauer.« Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Wir sollten uns anziehen«, sagte er. »Ich habe neues Spielzeug für dich gekauft, das du heute Abend benutzen kannst.«
»Gefährliches Spielzeug?«, fragte ich. »Gibt es noch eine andere Sorte?« Wir grinsten uns an. »Das gefällt euch beiden«, sagte Richard. Es klang beinahe vorwurfsvoll. »Wenn uns das nicht gefallen würde, täten wir beide etwas anderes«, entgegnete Edward. »Anita bringt nicht für Geld Leute um, aber du.«
Ich sah die Heiterkeit in Edwards Augen verschwinden, wie die Sonne hinter Wolken. Danach sahen sie mitleidlos und leer aus. »Denk, was du willst, Casanova. Anita hätte sich eine andere Branche aussuchen können, eine, wo sie nicht in Gefahr gerät. Hat sie aber nicht, und dafür gibt es einen Grund.«
»Sie ist nicht wie
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