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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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du.« Edward sah mich mit ausdruckslosen Augen an. »Mehr als früher.« Er klang ruhig, beinahe neutral, aber ich schauderte.
     
    Ich begegnete seinem Blick, und zum ersten Mal in der ganzen Zeit überlegte ich, was ich aufgegeben hatte, um abdrücken zu können. Das Gleiche wie Edward, damit er so leichthin töten konnte? Ich sah zu Richard auf und fragte mich, ob er das auch könnte. Ob er wirklich töten könnte, wenn die Fetzen flogen. Manche Leute konnten es nicht. Das war keine Schande. Aber wenn Richard den Schwanz einzog, war er tot. Nicht heute Abend, nicht morgen, aber irgendwann, denn dafür würde Marcus sorgen. Richard hatte ihn zweimal besiegt und sich geweigert, ihn zu töten. Ich bezweifelte, dass Marcus ihm noch eine Chance geben würde. Vergangenen Abend hatten sie Stephen geholt, weil sie wussten, was Richard dann tun würde. Wäre ich nicht bei ihm gewesen, wäre er jetzt vielleicht tot. Scheiße.
     
    Ich brauchte nichts weiter zu tun, als den Killer zu töten, bevor er mich erwischte. Richard zu vertrauen, dass er sich von Marcus nicht umbringen ließ. Raina davon abzuhalten, mich umzubringen. Und, mal sehen, da war bestimmt noch etwas anderes. Ach ja: entscheiden, ob ich mit Richard schlafen wollte, und wenn ja, was das für Jean-Claude und mich bedeutete. Es gab Tage, wo mein Leben selbst mir zu anstrengend war.
     

13
     
    Abendkleidung kaufen, in der sich eine Pistole verbergen lässt, ist eine Strapaze. Ich hatte nicht vorgehabt, bei meiner Verabredung mit Jean-Claude bewaffnet zu gehen. Aber das war natürlich vor dem Mordanschlag gewesen. Jetzt wollte ich nicht mehr unbewaffnet sein. Wenn ich gewusst hätte, dass ich an diesem Abend eine Pistole brauchen würde, hätte ich das kleine Schwarze am Vortag angezogen und den Hosenanzug dafür aufgespart. Aber wer konnte das wissen, und jetzt hatte ich außer Jeans nur das Kleid eingepackt. Es war schmal geschnitten und hatte gerade so viel Träger, dass man einen BH anziehen konnte, wenn man sich vorsichtig bewegte. Sicherheitshalber hatte ich einen schwarzen mitgenommen. Weiße BH-Träger, die unter einem schwarzen Kleid hervorblitzen, wirken immer so geschmacklos. Die Jacke war aus tiefschwarzem Samt, ein Boleroschnitt, der mir bis zur Taille ging, mit schwarzer Perlenstickerei an Kragen und Saum.
     
    Die Jacke hing am Türknopf von Richards Schrank. Richard saß hilflos auf dem Bett und sah zu, wie ich mir den Lippenstift abtupfte. Ich beugte mich vor, um mich im Spiegel der Frisierkommode zu begutachten. Das Kleid war so kurz, dass ich entschieden hatte, einen schwarzen Teddy darunter anzuziehen, nicht als Unterwäsche, sondern über der Strumpfhose, damit alles zusammenpasste. Ronnie hatte mir nicht zugetraut, dass ich mich nicht wenigstens einmal vornüberbeugte. Sie hatte recht. Falls ich also nicht daran dachte, verdeckte der Teddy mehr als ein Badeanzug. Ich hätte niemals etwas so Kurzes ausgesucht. Ronnie hatte einen schlechten Einfluss auf mich. Hätte sie gewusst, dass ich das Kleid bei Jean-Claude tragen wollte, hätte sie wahrscheinlich etwas anderes gewählt. Sie nannte ihn Reißzahn. Oder schlimmer. Sie mochte Richard.
     
    »Hübsches Kleid«, sagte Richard.
     
    »Danke.« Ich drehte mich vor dem Spiegel, um zu prüfen, wie der Rock fiel. Er war weit genug, um zu schwingen, wenn ich mich bewegte. Die schwarzen Messerscheiden an den Unterarmen passten eigentlich zu dem Kleid. Die Messer setzten einen netten silbernen Akzent. Die Armscheiden verdeckten fast restlos meine Narben. Nur der Wulst Narbengewebe am linken Ellbogen war noch zu sehen. Da hatte mir mal ein Vampir den Arm aufgerissen. Derselbe, der mir auch das Schlüsselbein durchgebissen hatte. Für mich waren die Narben normal, aber ab und zu, wenn ich ausging und mich amüsierte, traf ich auf jemanden, der mich anstarrte. Er sah dann hastig weg oder begegnete meinem Blick. Nicht dass die Narben so schrecklich aussahen. Sie waren nicht schlimm, wirklich nicht. Aber sie erzählten eine Geschichte über Schmerzen und etwas, das außerhalb des Normalen lag. Sie besagten, dass ich an Orten gewesen war, wo andere Leute nicht hingingen, und dass ich überlebt hatte. Das war ein oder zwei neugierige Blicke wert, schätze ich.
     
    Die schwarzen Riemen des neuen Messers, das ich am Rücken trug, waren ein bisschen an den Schultern zu sehen, und noch mehr am Rücken. Das Heft war unter meinen Haaren verborgen. Aber ich würde die Jacke erst gar nicht

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