Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
anfangen sollte. Mein Leben wäre zugleich einfacher und schwieriger, wenn ich für Gelegenheitssex etwas übrig hätte, aber ob gut oder schlecht, das war einfach nicht mein Ding.
»Kannst du dir die Haare aufbinden?« »Warum?« Er klang misstrauisch, und ich konnte es ihm nicht übel nehmen. »Sieh mal, ich hätte ruhig zusehen können, wie sie dich ihren Lieblingsfolterknechten übergibt, aber ich habe es nicht getan. Also mach mit.«
Er griff sich an den Hinterkopf, zog lange Nadeln und schließlich einen Knochenkamm aus seiner Frisur. Das Haar rollte sich langsam auseinander wie nach einem langen Schlaf und glitt als schwere schwarze Masse seinen Rücken hinunter. Ich trat hinter ihn, und er drehte den Kopf, um zu sehen, was ich tat. Ich fasste ihn an der Schulter, damit er den Kopf vorn behielt. »Ich will dir nichts tun, Seth. Ich bin wahrscheinlich der Einzige hier im Raum, der das nicht will.«
Er sah nach vorn, aber seine angespannten Schultern zeigten, dass ihm das nicht gefiel. Mir war das egal. Wir mussten uns beeilen. Ich hatte so eine Ahnung, dass die Göttin nicht die Geduldigste war.
Ich strich seine Haare glatt. Die Farbnuancen waren außergewöhnlich, hellblond, satt golden, weißblond, lauter Strähnen, die ineinander übergingen, aber klar erkennbar blieben. Ich fuhr mit den Fingern durch die warme, dicke Haarpracht, bis sie glatt und breit auf seinem Rücken lag bis knapp unter die Taille. Ich nahm zwei Händevoll und drückte es mir an die Wange. Da war der vertrauliche Geruch von Schweiß und von dem Fell, das er getragen hatte, und von einem Duftwasser, das süß wie Bonbon roch. Ich teilte das Haar, sodass die Haut zum Vorschein kam, und bettete das Gesicht in seine Wärme. Er roch warm wie frisch aus dem Ofen, als könnte man von ihm abbeißen. Ich ging um ihn herum, strich leicht über seine und bekam zumeist die sonnengesträhnten Haare unter die Fingerspitzen. Schließlich blieb ich vor ihm stehen, sah in diese weiten, halb ängstlichen Augen auf, aber ein kurzer Blick nach unten offenbarte, dass ich einen gewissen Fortschritt erzielt hatte, noch nicht genug, aber immerhin.
Ich sah nicht zu den Vampiren, noch zu Edward noch zu sonst wem. Ich konzentrierte mich nur auf den Mann vor mir. Bei einem abschweifenden Blick würde ich Terrain verlieren. Ich nahm seine Hand, und seine helle goldbraune Haut hob sich dunkel gegen meine ab. Ich beugte den Kopf darüber, als wollte ich sie küssen, streifte sie aber nur und fuhr dabei den Arm entlang, um seinen Geruch einzuatmen. Ich öffnete den Mund, hauchte meinen Atem darüber und machte ihm eine Gänsehaut.
Er beugte die Hand, die ich hielt, und schwenkte mich an seinen Körper, sodass ich mit dem Rücken an seiner Brust lehnte, worauf er auch den anderen Arm um mich schlang und mich mit seiner Wärme umfing. Er legte das Gesicht auf meinen Kopf, und seine Haare fielen um mich wie ein süß duftender Vorhang. Der Fackelschein tanzte über die goldenen Strähnen und verwandelte sie in eine lichte Bernsteinhöhle. Er küsste mich auf den Scheitel, dann sanft auf die Schläfe, auf den Wangenknochen, auf die Wange. Er war so groß, dass er mich beim Herabbeugen umfing und ich ihn ringsherum spürte. Der Bonbonduft seines Eau de Cologne wehte über seine Haut, und mein Körper spannte sich. Der Geruch war der Schlüssel.
Die Macht stieg auf wie eine warme Quelle, hob mich auf die Zehenspitzen, ließ mich an seinem Körper schwelgen wie eine Katze an der Katzenminze. Ich wollte mich in seinem Geruch suhlen. Ich wand mich an seiner Haut, während die Macht in fast schmerzhaften, heißen Wellen durch mich strömte und wie unsichtbarer Dampf aus mir aufstieg.
Eine Hand blieb um meine Taille, die andere griff unter mein Kinn und drehte mein Gesicht an seinen Mund. Er küsste mich, und einen Moment lang machte ich mich steif, aber ich hatte gelernt, dass wenn man die Macht ruft, man sie nicht abwehren darf. Man empfängt sie. Wenn man sie abwehrt, hat man weniger Kontrolle darüber. Ich küsste ihn zurück. Ich erwartete, dass die Macht aus meinem Mund in ihn hineinstieß, wie es bei Cesar gewesen war, aber das tat sie nicht. Der Kuss war schön, aber es blieb bei dem Gefühl seiner Lippen auf meinen. Seine Wärme stieß gegen meine Wärme, seine Macht legte sich wie ein zitternder Schatten an meine Macht. Wir standen eingehüllt in den Vorhang seiner Haare, einen Ring von Armen und eine vibrierende Decke dieser
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