Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
hatte die Göttin erfreut und sie zum Lächeln gebracht. Sei still, mein Herz.
Sie musste ein Zeichen gegeben haben, denn das Auspeitschen ging weiter. Sie peitschten ihn, bis die Wirbelsäule durchkam. Ein Mensch wäre längst daran gestorben, vielleicht sogar ein Gestaltwandler, aber der Vampir war noch so lebendig wie am Anfang. Er war zu einer Kugel zusammengerollt, die Stirn an den Boden gedrückt, die Arme unter dem Körper verschlungen, während sein Gewicht auf den Beinen ruhte. Er war bewusstlos, aber nicht umgesunken.
Olaf zischte durch die Zähne und immer schneller. Unter anderen Umständen hätte ich gesabt, er näherte sich seinem´Orgasmus. Falls das so war, wollte ich es gar nicht wissen. Ich ignorierte ihn oder versuchte es zumindest.
Der Werjaguar stand die ganze Zeit da, nackt, erschlafft, mit verheiltem Schnitt, und sah zu, wie dem Vampir der Rücken in Fetzen gerissen wurde. Er machte ein neutrales Gesicht, aber ab und zu, wenn ein Schlag besonders brutal war und als der erste Knochen durchschimmerte, zuckte er zusammen und sah ein bisschen zur Seite. Traute sich wohl nicht, den Kopf ganz wegzudrehen.
»Genug.« Nur ein Wort, und die Peitschen erschlafften wie verwelkte Blumen. Die Silberkugeln waren rot geworden, das Blut tropfte von den Lederriemen. Die Frauen hatten kein einziges Mal eine Regung erkennen lassen, so als wären ihre Gesichter nur Masken, und was darunter lag wäre unmenschlich und enthielte alle Emotionen, die die Maske nicht zeigen konnte. Als wäre das Monströse im Innern menschlicher als die menschliche Hülle.
Die vier Frauen gingen in einer Reihe zu einem kleinen Steinbecken in der hinteren Ecke. Sie tauchten die Peitschen nacheinander ins Wasser und strichen sie beinahe liebevoll mit den Händen aus.
Olaf setzte zweimal zum Sprechen an, musste sich räuspern und sagte schließlich: »Nehmen Sie Sattelseife und Nerzöl für das Leder?«
Die vier Frauen drehten sich nach ihm um. Dann sahen sie zu ihrer Gebieterin. Die antwortete an ihrer Stelle. »Du scheinst dich mit solchen Dingen auszukennen.«
»Nicht so gut wie sie«, sagte er und klang so bewundernd wie ein Cellist, der Yo-Yo Ma zum ersten Mal spielen sieht. »Sie konnten ihr Handwerk Jahrhundertelang vervollkommnen. «
»Üben sie ihr Handwerk nur an den Männern aus, die ihnen etwas getan haben?«, fragte er.
»Nicht immer«, sagte sie. »Können sie sprechen?«, fragte er. Er betrachtete sie wie eine Kostbarkeit. »Sie haben gelobt zu schweigen, bis der letzte ihrer Peiniger tot ist.« Ich musste einfach fragen. »Werden die in bestimmten Abständen hingerichtet?« »Nein.« Ich runzelte fragend die Stirn.
»Wir richten sie nicht hin. Wir quälen sie nur, und wenn sie daran sterben, gut. Wenn nicht, erleben sie eine weitere Nacht.« »Diego bekommt also keine medizinische Behandlung?«, fragte ich.
Edward hatte mich während der Folterung keinen Augenblick losgelassen, als ob er mir wirklich zutraute, dass ich etwas Heldenhaftes, Selbstmörderisches versuchen würde. Seine Finger bohrten sich schon wieder in meine Haut. Ich hatte genug davon. »Lass mich verdammt noch mal los, oder wir haben eine Auseinandersetzung ... Ted.« Ich fühlte mich nicht wohl dabei, Diego so zu sehen. Ich fühlte mich noch mieser, weil es mir nicht so viel ausmachte, wie ich geglaubt hätte. Ich hätte ihm geholfen, wenn das möglich gewesen wäre, ohne selbst dabei draufzugehen. Er war ein Fremder und ein Vampir. Ich würde nicht seinetwegen unser Leben aufs Spiel setzen und damit basta. Hatte es mal eine Zeit gegeben, wo ich es getan hätte, selbst für einen fremden Vampir? Ich wusste es nicht mehr.
»Diego hat schon Schlimmeres überlebt. Er ist der Stärkste von ihnen. Die anderen haben wir gebrochen, bevor sie starben.
Am Ende haben sie alles getan, was wir von ihnen verlangten. Nur Diego weigert sich noch immer.« Sie schüttelte wegwerfend den Kopf. »Aber wir müssen Ihnen zeigen, wie es geziemend getan wird. Chualtalocal, zeige ihnen, wie das Opfer angenommen wird.«
Der Vampir an ihrer rechten Seite trat vor. Er ging um den bewusstlosen Diego herum wie um einen Haufen Abfall, den ein anderer wegmachen wird. Er stellte sich vor Seth, wie Diego es getan hatte, aber jetzt lagen die Dinge anders. Seth war von der Ohrlutscherei ganz aufgeregt gewesen und hart und bestrebt zu gefallen. Jetzt war er bloß nackt, und sein Blick schweifte immer wieder zu dem
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