Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
ich gab es zu. »Na schön, wir haben akzeptiert, dass wir kein hohes Alter erreichen werden. Zufrieden?«
Er nickte leicht. »Du hast Angst, dass du so enden könntest wie diese Leute im Krankenhaus. Du hast Angst, so leben zu müssen wie sie.« »Du nicht?« Seine Stimme war so leise, dass er kaum zu verstehen war, und doch trug sie über das Rauschen der Räder und das teure Schnurren des Motors.
»Ich versuche, nicht daran zu denken«, sagte ich. »Wie kannst du nicht daran denken?« »Wenn man anfängt, sich über so etwas Gedanken zu maeben, wird man langsam. Man wird ängstlich. Das kann sich keiner von uns leisten.« »Vor zwei Jahren hätte ich dir ein paar aufmunternde Worte gesagt«, meinte er mit einem gewissen Unterton. Nicht ärgerlich, aber knapp davor.
»Du warst ein guter Lehrer«, sagte ich.
Seine Finger umklammerten das Steuer. »Ich habe dir nicht alles beigebracht, was ich weiß, Anita. Du bist kein besseres Monster als ich.«
Ich betrachtete sein Profil und versuchte, in diesem ausdruckslosen Gesicht zu lesen. Ich sah eine Verkrampfung am Kinn, einen Strang Ärger, der sich den Hals hinab in die Schultern zog. »Willst du mich überzeugen oder dich selbst ... Ted?« Ich sagte den Namen heiter und spöttisch. Normalerweise spielte ich nicht mit Edward, nur um ihn zu provozieren, aber heute war er unsicher und ich nicht. Irgendwie war das eine höllische Befriedigung für mich.
Er stieg auf die Bremse und kam schlitternd am Straßenrand zum Stehen. Ich zielte mit der Browning auf seine Schläfe, nah genug, dass ich sein Hirn übers Seitenfensterverspritzen konnte.
Er hatte eine Pistole in der Hand. Ich weiß nicht, in welcher Ecke des Wagens er sie gehabt hatte, aber sie zielte nicht auf mich. »Beruhige dich, Edward.«
Er rührte keinen Muskel, legte aber auch nicht die Waffe weg. Ich erlebte einen dieser Momente, wo man in eine Seele blickt wie in ein offenes Fenster. »Deine Angst macht dich langsam, Edward, weil du lieber hier auf diese Art sterben würdest, als wie diese armen Schweine zu überleben. Du suchst nach einem besseren Weg zu sterben.« Ich behielt den Finger fest am Abzug. Aber es war nicht mehr echt. Oder noch nicht. »Wenn es dir wirklich ernst wäre, hättest du die Waffe in der Hand gehabt, bevor du rechts rangefahren bist. Du hast mich nicht hergerufen, um mit mir Monster zu jagen. Du hast mich hergerufen, damit ich dich töte, falls es schiefgeht.«
Er nickte kaum wahrnehmbar. »Weder Bernardo noch Olaf ist gut genug.« Er legte die Pistole sehr, sehr langsam auf die Ablage zwischen den Sitzen. Er sah mich an, die Hände am Steuerrad. »Selbst bei dir muss ich ein bisschen langsam sein.«
Ich nahm die abgelegte Waffe, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Ich glaube nicht, dass das die einzige ist, die du im Wagen versteckt hast, aber ich weiß die Geste zu schätzen.« Er lachte, und es klang so bitter, wie ich es bei ihm noch nie gehört hatte. »Ich mag es nicht, Angst zu haben, Anita. Ich kann das nicht gut.« »Du meinst, du bist es nicht gewöhnt.« »Ja.«
Ich ließ die Browning sinken, steckte sie aber nicht weg. »Ich verspreche dir, wenn du so endest wie diese Leute im Krankenhaus, dann schlage ich dir den Kopf ab.«
Er sah mich an, und trotz Sonnenbrille war deutlich zu erkennen, dass er überrascht war. »Du tötest mich nicht nur, sondern schlägst mir obendrein den Kopf ab.« »Wenn es so kommt, Edward, lasse ich dich nicht lebend zurück, und wenn ich dir den Kopf abschlage, können wir beide sicher sein, dass die Sache erledigt ist.«
Ich sah etwas über sein Gesicht gleiten, das in die Schultern und Arme überging, und begriff, dass es Erleichterung war. »Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen, Anita, auf dich und keinen anderen.«
»Sollte ich jetzt geschmeichelt oder erschüttert sein, dass du keinen anderen kennst, der dafür kaltblütig genug ist?« »Olaf ist ziemlich kaltblütig, aber er würde mich einfach erschießen und irgendwo in einem Loch verscharren. Er würde nicht daran denken, mir den Kopf abzuschlagen. Und was, wenn die Kugeln mich gar nicht getötet hätten?« Er nahm die Sonnenbrille ab und rieb sich die Augen. »Ich würde lebendig in einem stinkenden Loch liegen, weil Olaf nicht auf die Idee gekommen ist, mir den Kopf abzuschlagen.« Er schüttelte den Kopf, wie um das Bild zu vertreiben, setzte sich die Brille wieder auf, und als er sich zu mir drehte, war sein
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