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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Gesicht so undurchdringlich wie immer. Doch er hatte mich unter die Maske schauen lassen, weiter als je zuvor. Was ich dort am wenigsten erwartet hätte, war Angst. Und Vertrauen. Edward vertraute mir mehr als sein Leben an. Er vertraute mir seinen Tod an. Für einen Mann wie ihn gab es keinen größeren Vertrauensbeweis.
     
    Wir würden nie zusammen einkaufen gehen oder eine Torte futtern und dabei über die Menschheit klagen. Er würde mich nie zu sich zum Abendessen einladen oder zum Grillen. Wir würden nie ein Verhältnis haben. Aber die Chancen standen gut, dass einer von uns beiden der Letzte war, den der andere sterbend vor sich sehen würde. Das war keine Freundschaft im herkömmlichen Sinne, aber es war eine. Es gab mehrere Leute, denen ich mein Leben anvertrauen würde, aber niemanden, auf den ich im Tod bauen konnte. Jean-Claude und sogar Richard würden versuchen, mich am Leben zu halten. Wenn ich mir den Tod wünschte, Edward würde ihn mir geben. Weil wir beide wissen, dass wir nicht den Tod fürchten, sondern das Leben.
     
     
     

10
     
    Wir hielten vor einem einstöckigen Ranchhaus, wie man ie überall im Mittleren Westen findet, in jedem Wohnviertel der gehobenen Mittelklasse. Der große Vorgarten hatte gepflasterte Wege, zwischen denen hohe Kakteen standen, und ein rundes Beet mit dem kleinblütigen Flieder, der hier so reichlich wuchs. Die Nachbarn hatten Rasen, den sie grün zu halten versuchten, als ob sie nicht am Rand der Wüste lebten. Nicht aber diese Leute, sie hatten den Garten nach der Umgebung gestaltet und kein Wasser verschwendet. Und jetzt waren sie tot, und Umgebung oder Niederschlagsmenge spielten keine Rolle mehr.
     
    Natürlich konnte einer von ihnen unter den Überlebenden sein. Ich wollte keine Fotos von ihnen sehen aus der Zeit vor ihrer ... Verletzung. Es fiel mir so schon schwer genug, meine professionelle Distanz beizubehalten, ohne dass ich Farbfotos von lachenden Gesichtern sah, die jemand in rohes Fleisch verwandelt hatte. Ich stieg aus dem Wagen und betete, dass alle aus dem Haus gestorben waren. Nicht mein übliches Gebet an einem Tatort. Aber an diesem Fall war bisher gar nichts wie üblich.
     
    Vor dem Haus stand ein Streifenwagen. Ein Polizist stieg aus, als Edward und ich auf das Haus zugingen. Er war mittelgroß, hatte aber genug Masse für einen größeren, viel größeren Mann. Das Hauptgewicht verteilte sich auf die Körpermitte, sodass sein Gürtel tief saß. Bis er die fünf Schritte zu uns zu rückgelegt hatte, war sein blasses Gesicht schweißüberströmt. Unterwegs setzte er seinen Hut auf und hakte die Daumen in den Gürtel, alles ohne die Mundwinkel zu verziehen.
     
    »Kann ich Ihnen helfen?«
     
    Edward wechselte in seine Ted-Forrester-Rolle und streckte ihm lächelnd die Hand entgegen. »Ich bin Ted Forrester, Officer ...«, er nahm sich die Zeit, auf das Namensschild zu sehen, »Norton. Das ist Anita Blake. Wir haben von Chief Appleton die Erlaubnis, den Tatort zu betreten.«
     
    Norton musterte uns von oben bis unten, ohne die geringste Freundlichkeit in den Augen. Er gab uns nicht die Hand. »Kann ich einen Ausweis sehen?«
     
    Edward klappte seine Brieftasche mit dem Führerschein auf und hielt sie ihm hin. Ich zückte meine Henkerslizenz. Edward bekam seine Brieftasche zurück, aber meine Zulassung wurde misstrauisch beäugt. »Die gilt in New Mexico nicht.«
     
    »Das ist mir klar, Officer«, sagte ich höflich. Er beäugte mich genauso misstrauisch wie meine Lizenz. »Warum sind Sie dann hier?«
     
    Ich setzte ein Lächeln auf, doch es reichte nicht ganz für meine Augen. »Ich bin als Gutachter für übernatürliche Fälle hier, nicht als Henker.« Er gab mir den Ausweis zurück. »Wozu dann die Eisenwaren?«
     
    Ich sah auf meine Waffe, die an der roten Bluse sehr auffiel. Diesmal war das Lächeln echt. »Ich trage sie nicht verborgen, Officer Norton, und habe einen Waffenschein von der Bundesbehörde, sodass ich nicht jedes Mal, wenn ich eine Staatsgrenze überquere, eine neue Erlaubnis beantragen muss.«
     
    Die Antwort schien ihm gar nicht zu gefallen. Ach habe Anweisung, Sie beide reinzulassen.« Das war eine Feststellung, klang aber wie eine Frage, als wäre er noch nicht so ganz entschlossen, es wirklich zu tun.
     
    Edward und ich versuchten, harmlos und nützlich zu erscheinen. Harmlos konnte ich viel besser als er. Meistens brauchte ich mich nicht einmal anzustrengen. Er war besser darin, nützlich zu wirken. Ohne seine

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