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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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einer anderen Sache verreist. Sie werden vielleicht fragen, warum ich sie nicht nach Hause gerufen habe.« Ich schüttelte den Kopf. »Das hätte ich nicht gefragt.«
     
    Er lächelte. »Danke. Ich habe mir überlegt, dass meine Frau woanders gebraucht wird, und das FBI war sich so sicher, dass der Täter ein Mensch ist.« Er sah kurz zu Edward. »Die Wahrheit ist, dass mir an der ganzen Sache etwas Angst macht, Ms Blake. Und mir macht man nicht so leicht Angst.«
     
    »Sie hatten Angst um Ihre Frau«, folgerte ich.
     
    Er starrte mich an, als könnte er mit diesen hellblauen Augen in mich hineinsehen. »Können Sie das nicht verstehen?« Ich berührte sacht seinen Arm. »Vertrauen Sie Ihrem Instinkt, Dr. Evans. Wenn Sie ein schlechtes Gefühl haben, schicken Sie sie weg.« Er entzog sich meiner Berührung und warf das Papiertuch in den Abfalleimer. »Das wäre eine sehr abergläubische Reaktion.«
     
    »Ihnen ist nicht wohl dabei, Ihre Frau in die Sache hineinzuziehen. Vertrauen Sie dem Gefühl. Versuchen Sie nicht, vernünftig zu sein. Wenn Sie Ihre Frau lieben, hören Sie auf Ihr Herz, nicht auf Ihren Verstand.«
     
    Er nickte zweimal, dann sagte er: »Ich werde es mir überlegen. Aber jetzt muss ich wirklich gehen.«
     
    Ich streckte ihm die Hand hin. Er nahm sie. »Danke, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben, Dr. Evans.« »War mir ein Vergnügen, Ms Blake.« Er nickte Edward zu. »Mr Forrester.«
     
    Edward nickte ebenfalls, dann saßen wir allein in dem Raum. »Hören Sie auf Ihr Herz, nicht auf Ihren Verstand. Ein ziemlich romantischer Ratschlag von dir«, fand Edward.
     
    »Lass das«, sagte ich mit der Hand an der Klinke. »Wie würde dein Liebesleben aussehen, wenn du deinen eigenen Rat beherzigen würdest?«, fragte er. Ich öffnete die Tür und trat wortlos auf den kühlen, weißen Flur.
     
     
     

9
     
    Marks Angebot, mich zum Tatort zu bringen, hatte sich durch seine Wut verflüchtigt. Edward fuhr mich. Wir schwiegen. Edward hatte noch nie was für Smalltalk übrig gehabt, und mir fehlte die Energie dazu. Wenn mir etwas Nützliches zu sagen einfiel, würde ich es sagen. Bis dahin war mir die Stille recht. Edward hatte mir tatsächlich verraten, dass wir zum jüngsten Tatort unterwegs waren und seine Verstärkung in Santa Fe treffen würden. Er sagte nichts weiter über sie, und ich drängte nicht. Seine Lippe schwoll weiter an, weil er zu sehr Macho gewesen war, um mit Eis zu kühlen. Mir war klar, dass die aufgeplatzte Lippe alles war, was ich mir an einem Tag bei ihm leisten konnte. Auf die eindringlichste Art, die mir möglich war, ohne eine Waffe zu ziehen, hatte ich ihm klargemacht, den Konkurrenzscheiß sein zu lassen, und nichts würde meine Haltung ändern, ich am allerwenigsten.
     
    Außerdem umgab mich noch immer eine klingelnde Stille, alles hallte und nichts wirkte greifbar. Das war der Schock. Die Überlebenden, wenn man sie so nennen konnte, hatten mich bis in die Zehenspitzen erschüttert. Ich hatte schon schreckliche Dinge gesehen, aber so etwas noch nicht. Bis zur ersten Schießerei musste ich drüber hinweg sein, denn offen gestanden, wenn jemand in diesem Moment auf mich angelegt hätte, ich hätte gezögert. Nichts kam mir mehr wichtig oder auch nur wirklich vor.
     
    »Ich weiß, warum du vor diesem Wesen Angst hast«, sagte ich. Er drehte kurz die Augen in meine Richtung, dann wieder zur Straße, als hätte er mich nicht gehört. Jeder andere hätte nachgefragt oder eine Bemerkung gemacht. Edward fuhr einfach weiter.
     
    »Du fürchtest nichts, das dir nur mit dem Tod droht. Du hast akzeptiert, dass du kein hohes Alter erreichen wirst.« »Wir«, korrigierte er. »Wir haben akzeptiert, dass wir kein hohes Alter erreichen werden.«
     
    Ich machte den Mund auf, um zu widersprechen, und stockte. Ein, zwei Sekunden dachte ich darüber nach. Ich war sechsundzwanzig, und wenn die nächsten vier Jahre so würden wie die letzten vier, würde ich wohl die dreißig nicht erleben. Ich hatte noch nie so ausführlich darüber nachgedacht, aber das Greisenalter gehörte nicht zu meinen größten Sorgen. Ich erwartete eigentlich nicht, so weit zu kommen. Mein Lebensstil war passiver Selbstmord. Der Gedanke gefiel mir nicht. Ich wollte mich ducken und es abstreiten, aber ich konnte nicht. Wollte, aber konnte nicht. Bei der Erkenntnis, dass ich mit einem gewaltsamen Tod rechnete, wurde es mir eng in der Brust. Ich wollte es nicht, rechnete aber damit. Meine Stimme war wacklig, aber

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