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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Gefährlichkeit im geringsten durchblicken zu lassen, konnte er eine Zielstrebigkeit ausstrahlen, auf die Polizisten und andere Leute ansprachen. Ich konnte allenfalls harmlos aussehen und abwarten, welches Schicksal Officer Norton uns zudachte.
     
    Schließlich nickte er, als hätte er sich gerade erst entschieden. »Ich soll Sie am Tatort herumführen, Miss Blake.« Er schien damit nicht glücklich zu sein.
     
    Ich hielt ihm nicht vor, dass man statt »Miss« heutzutage »Ms« sagt. Ich glaube, er suchte nach einem Vorwand, um uns loszuwerden. Ich würde ihm keinen liefern. Kaum ein Polizist hat es gern, wenn sich Außenstehende in seinen Fall reinhängen. Ich war nicht nur eine Außenstehende, ich war eine Frau, und ich jagte Vampire. Eine dreifache Bedrohung, fremd, weiblich, unheimlich.
     
    »Hier entlang.« Er ging den schmalen Weg hinauf. Ich sah Edward von der Seite an, der sich ebenfalls in Bewegung setzte. Dann folgte ich Edward. Ich hatte so eine Ahnung, dass das in den nächsten Tagen noch häufiger so sein würde.
     
    Stille. Im Haus war es still. Das Schnurren der Klimaanlage erinnerte mich an den Krankenhausraum. Norton trat hinter mich, und ich fuhr zusammen. Er sagte nichts, warf mir aber einen Blick zu.
     
    Ich ging vom Flur in das große, hohe Wohnzimmer. Norton folgte mir. Während ich im Zimmer umherwanderte, wich er mir nicht von der Seite wie ein gehorsamer Hund, doch was er
     
    mir zu verstehen gab, war nicht Vertrauen und Bewunderung. Es war Argwohn und Ablehnung. Edward hatte sich in einen der drei bequem aussehenden, taubenblauen Sessel gesetzt, der Länge nach ausgestreckt, die Beine an den Knöcheln übereinandergeschlagen. Die Sonnenbrille hatte er aufbehalten, sodass er ein Bild der Gelassenheit abgab in dem ordentlichen Wohnzimmer dieses zu stillen Hauses.
     
    »Ist dir langweilig?«, fragte ich.
     
    »Ich kenne die Show«, sagte er. Er hatte seine Ted-Nummer reduziert und war mehr er selbst. Vielleicht legte er auf Nortons Meinung keinen Wert oder er war das Schauspielern leid. Ich zumindest hatte keine Lust mehr, ihm dabei zuzusehen.
     
    Es war einer dieser großen Räume, die fürs Entspannen, Essen und Kochen eingerichtet sind. Mir persönlich liegt diese offene Bauweise nicht. Ich mag Wände, Türen, Schranken. Wahrscheinlich Ausdruck meiner wenig einladenden Art. Wenn das Haus auf die Familie schließen ließ, die darin gelebt hatte, dann waren sie herzlich und konventionell gewesen. Die Möbel waren als Gruppe gekauft worden: eine taubenblaue Couchgarnitur, eine dunkelbraune Esszimmergruppe neben einem Erkerfenster mit weißen Spitzengardinen. Auf der Küchenzeile lag ein gebundenes Kochbuch der Region. Ein Rezept war noch aufgeschlagen. Der Raum hatte eine sehr kleine, schmale Küche mit weißen Schränken und einer Keksdose in Form einer schwarz-weißen Kuh, die muhtc, wenn man den Kopf abnahm. Gekaufte Kekse mit Schokosplittern. Nein, ich habe mir keinen genommen.
     
    »Irgendwelche Hinweise in der Keksdose?«, fragte Edward. »Nein«, sagte ich. »Ich wollte nur wissen, ob sie wirklich muht.« Norton machte ein Geräusch, das einem Lachen nahekam.
     
    Ich ignorierte ihn. Obwohl das nicht leicht war, da er immer nur einen halben Meter von mir entfernt stand. Ich wechselte abrupt die Richtung, und er stieß beinahe mit mir zusammen. »Könnten Sie mir ein bisschen mehr Platz lassen?«, fragte ich.
     
    »Ich befolge nur meine Befehle«, sagte er mit ausdruckslosem Gesicht. »Lautet der, auf Tangodistanz zu gehen oder mir zu folgen?« Seine Mundwinkel zuckten, aber er schaffte es, nicht zu lächeln. »Nur, Ihnen zu folgen, Ma'am.« »Prima, dann gehen Sie zwei große Schritte zur Seite, damit wir uns nicht ständig anrempeln.« »Ich soll aufpassen, dass Sie den Tatort nicht verändern, Ma'am.«
     
    »Ich heiße Anita, nicht Ma'am.«
     
    Das brachte mir ein Lächeln ein, aber er schüttelte den Kopf und drängte es weg. »Ich befolge nur Befehle. Mehr nicht.«
     
    Der letzte Satz klang ein Spur bitter. Officer Norton war Mitte fünfzig oder sah jedenfalls so aus. Er hatte fast dreißig Dienstjahre hinter sich und saß noch immer in Uniform in einem Streifenwagen vor dem Tatort, um Befehle zu befolgen. Wenn er sich je mehr erhofft hatte, dann war die Hoffnung unerfüllt geblieben. Er war ein Mann, der die Realität akzeptiert hatte, aber nicht mochte.
     
    Die Tür ging auf, und herein kam ein Mann mit einem Schlips auf Halbmast und aufgerollten weißen

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