Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
Das Lächeln war wieder da. »Verzeih, wenn ich enttäuscht bin, dass du dich zu den Kerlen zählst. Ich bin seit zwei Wochen hier und fühle mich allmählich einsam.«
Ich schüttelte den Kopf. »Zwei Wochen, armer junge.« Ich schob mich an ihm vorbei, nahm meine Reisetasche und sagte zu Edward: »Nächstes Mal kläre mich bitte über die kleinen Schwächen der anderen auf.«
Er hob die Hand zum Pfadfinderschwur. »Ich habe noch nie erlebt, dass Bernardo sich bei der ersten Begegnung mit einer Frau so verhalten hat, ganz ehrlich.« Ich sah ihm prüfend in die Augen und glaubte ihm. »Wie komme ich dann zu der Ehre?«
Er nahm meinen Koffer und schmunzelte tatsächlich: »Du hättest deinen Gesichtsausdruck sehen sollen, als er in dem Bettlaken die Stufen herunterkam.« Er lachte, und es klang sehr männlich. »Ich habe dich noch nie so verlegen gesehen.«
Bernardo trat neben uns. »Ich habe mich wirklich nicht entblößen wollen. Aber ich schlafe nackt und hatte mir das Laken nur übergeworfen.« »Wo ist Olaf?«, fragte Edward. »Er schmollt, weil du sie hierherbringst.«
»Großartig«, sagte ich. »Der eine hält sich für einen Don Juan, der andere will nicht mit mir reden. Echt klasse.« Ich wandte mich zur Tür und folgte Edward ins Haus.
»Mach dir kein falsches Bild von Olaf, Anita. Er mag Frauen in seinem Bett, und er ist nicht zimperlich in seinen Mitteln, wie er sie hineinbekommt. Bei ihm ist mehr Vorsicht geboten als bei mir.«
»Edward«, sagte ich. Er war gerade durch die Tür und drehte sich zu mir um. »Stimmt das ? Ist Olaf gefährlich für mich?« »Ich kann ihm sagen, was ich ihm wegen Donna gesagt habe.« »Und das wäre?« Wir standen alle in der offenen Tür. »Dass ich ihn umbringe, wenn er sie anrührt.«
»Wenn du dich schützend vor mich stellst, wird er erst recht nicht mit mir zusammenarbeiten. Er würde mich nie mehr respektieren.«
Edward nickte. »Das ist wahr.« Ich seufzte. »Ich werde das allein regeln.«
Bernardo kam wieder von hinten an mich heran, dichter als mir lieb war. Ich schwenkte wie zufällig die Reisetasche, damit er zwei Schritte zurücktreten musste. »Olaf hat wegen Vergewaltigung gesessen.«
Ich blickte Edward ungläubig an. »Meint er das ernst?« Edward nickte nur. Ansonsten war sein Gesicht ausdruckslos. »Ich sagte schon im Wagen, dass ich ihn nicht hergebeten hätte, wenn da schon klar gewesen wäre, dass ich dich hier brauche.«
»Aber die Vergewaltigung hast du nicht erwähnt.« Er zuckte die Achseln. »Hätte ich wohl tun sollen.« »Was sollte ich sonst noch über den guten Olaf wissen?« »Das war's.« Er sah an mir vorbei Bernardo an. »Oder fällt dir noch etwas ein?«
»Nur, dass er damit angibt, was er alles mit ihr gemacht hat.« »Na schön«, sagte ich, »ich bin ausreichend vorbereitet. Ich habe nur eine Frage.« Edward sah mich erwartungsvoll an, Bernardo sagte: »Raus damit.« »Wenn ich noch einen von deiner Verstärkung umbringe, bin ich dir dann wieder einen Gefallen schuldig?«
»Nicht, wenn er es verdient hat.«
Ich ließ die Reisetasche auf die Türschwelle fallen. »Scheiße, Edward, wenn du mich immer wieder mit Verrückten zusammenbringst, bei denen ich mich verteidigen muss, werde ich dir ständig einen Gefallen schulden, bis wir beide im Grab liegen.« »Du meinst das ernst«, staunte Bernardo. »Du hast tatsächlich einen von seiner Verstärkung getötet.«
Ich sah ihn an. »Ja, habe ich. Und ich will die Erlaubnis, Olaf kalt zu machen, wenn er außer Kontrolle gerät, ohne dass ich Edward wieder ein Pfund von meinem Fleisch versprechen muss.«
»Wer war es?«, wollte Bernardo wissen. »Harley«, antwortete Edward. »Verdammt, ist das wahr?«
Ich trat dicht an Edward heran, drang in seine persönliche Sphäre ein, um das nichtssagende Blau seiner Augen zu durchdringen. »Ich will die Erlaubnis, Olaf zu töten, wenn er außer Kontrolle gerät, ohne dass ich dir dann einen Gefallen schulde.«
»Und wenn ich sie dir nicht gebe?«, fragte er leise. »Dann fahr mich zu einem Hotel, denn ich wohne nicht in einem Haus mit einem prahlenden Vergewaltiger, wenn ich ihn nicht umbringen darf.«
Edward musterte mich für einen langen Augenblick, dann nickte er knapp. »Abgemacht, solange er in diesem Haus ist. Außerhalb bist du freundlich.«
Ich wollte etwas einwenden, aber mehr war wahrscheinlich nicht herauszuschlagen. Edward war im Hinblick
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