Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
so viel Haar, und er hatte sich silberne Ketten mit Glöckchen hineingeflochten, sodass es leise klingelte, als er ins Zimmer kam. Er sah mich durch den schwarzen Vorhang an, der die eine Gesichtshälfte umfing, während die andere silberner und schwarzer Glanz zierte. Er war eine auffällige Erscheinung, gelinde gesagt.
Ich hatte ein bisschen Mühe, mich von dem Anblick loszureißen und mir Olaf anzusehen. Er hatte sich für ein schwarzes Hemd entschieden, das praktisch durchsichtig war. Um sein Schulterholster zu verbergen, trug er darüber ein Lederjackett. Es war viel zu warm für Leder. Aber zugegeben, zu seinem völlig kahlen Kopf, den schwarzen Jeans und den schwarzen, silberbeschlagenen Stiefeln sah die Lederjacke genau richtig aus.
»Ihr habt euch schick gemacht. Wieso?« »Wir gehen in einen Club«, antwortete Bernardo, als w re das eine Erklärung. »Das weiß ich«, sagte ich. Darauf runzelte er die Stirn. »Du solltest dich umziehen.« Ich stemmte mich aus der Couch hoch. »Warum?«
Er kam auf mich zu. Ich sah die dunkle Haut über seinen weißen Slippern hervorblitzen. Keine Socken also. Er blieb abrupt stehen, als wäre ich vor ihm zurückgewichen oder hätte ein anderes Zeichen des Unbehagens vermittelt. »Ich weiß, du kannst genauso gut aussehen wie wir.« Er setzte ein kleines, selbstironisches Lächeln auf. »So gut wie Olaf jedenfalls. Viel leicht nicht so gut wie ich.« Er lächelte, und das machte er gut. Es sollte bei mir etwas zum Schmelzen bringen, ein bisschen unterhalb des Herzens. Aber ich arbeitete an meiner Reaktion auf ihn. Ich war nicht Sklave meiner Libido. Richard und Jean-Claude konnten das bestätigen.
Ich betrachtete ihn in seiner ganzen hellen und dunklen Pracht. »Wenn ich nicht so gut aussehen kann wie du, warum es dann überhaupt versuchen?«
Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen, das sein Gesicht irgendwie echter und weniger gutaussehend erscheinen ließ. Nicht so gutaussehend, nicht so versiert, aber ich mochte es. Er trat einen Schritt näher, und dieser neckende, erfahrene Blick war wieder da. Das war ein Mann, der sich aufs Flirten verstand. Aber wenn mir etwas die Lust nimmt, dann eine sehr versierte Anmache, die zeigt, dass der Mann das schon tausend Mal bei genauso vielen Frauen gemacht hat. Was mir zu verstehen gibt, dass ich so viel bedeute wie alle anderen. Nicht schmeichelhaft.
»Ich meine, du könntest an meine Ausstrahlung heranreichen, wenn du es versuchst« Obwohl ich wusste, dass es eine Masche war, musste ich lächeln. »Ich möchte mich gar nicht so anstrengen, Bernardo.« »Wenn ich mich umziehen muss, dann ziehen sich alle um«, sagte Olaf.
Ich sah ihn an. Sah er gut aus? Das nicht, aber eindrucksvoll. Wenn er die Böse-Jungs-Nummer ein bisschen zurückfahren würde, könnte er im Club ein Menge Mädchen aufreißen. Oder vielleicht gerade, wenn er es nicht tat. Ich finde es immer wieder verblüffend, wie viele Frauen auf gefährliche Männer stehen. Auf Männer, bei denen man vom ersten Augenblick an weiß, dass sie Ärger bedeuten. Ich ziehe die freundlichen, liebenswürdigen, netten vor. Nettigkeit wird von den meisten Leuten stark unterbewertet.
»Ich kann mich nicht erinnern, dass du jetzt das Sagen hättest, Olaf. Wenn Edward verlangt, dass ich mich umziehe, werde ich mich umziehen.«
Er machte einen Schritt auf mich zu, aber was immer er sagen oder tun wollte, blieb aus, als Edward hereinkam. Er trug ein rotes Tanktop mit einem kurzärmligen Seidenhemd in der gleichen Farbe. Das Hemd verdeckte sein Schulterholster, wenn er sich vorsah. Seine schwarzen Jeans waren neu, und mit seinen blonden Haaren, die gerade so lang waren, dass sie sich kringeln konnten, sah er irgendwie süß aus. Edward sah nie süß aus.
Ich wusste, wann ich mich geschlagen geben musste. Ich hob ergeben die Hände und machte mich auf den Weg zu den Schlafzimmern. Dann blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. »Ich dachte, das Entscheidende heute Abend ist, dass die Monster vielleicht bereit sind, mit Vampirhenker Anita Blake zu reden. Also kein verdecktes Ermitteln.«
»Wieso bedeutet Umziehen für dich verdecktes Ermitteln?«, fragte Bernardo. Ich sah ihn an, dann Edward. »Wenn du meine Dienste in Anspruch nimmst, dann akzeptierst du das, was ich anhabe. Wenn ich beruflich unterwegs bin, mache ich mich nicht schick. «»Wir sollten es so machen, dass du dich zuerst ein bisschen bedeckt hältst«, schlug Edward vor.
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