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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Kleidern aus einem groben Stoff hin und her eilten und zudem lockere Sandalen trugen, während die Tischanweiserin in hochhackigen Sandaletten und mit perfekt manikürten Zehennägeln vor uns her rauschte.
     
    Sie war schön auf eine große, schlanke, anmutige Art, wie ein Model, aber sie war eine misstönende Note, als gehörte sie in eine andere Kulisse. Sie brachte uns an einen Tisch ganz vorn, von wo man genau in die Mitte des Tempels blickte. An dem Tisch saß eine Frau, die aufstand und uns die Hand gab. Ihr Händedruck war fest, ihre Hand so klein wie meine. Es braucht Übung, mit so kleinen Händen einen festen Händedruck zu entwickeln.
     
    Professor Dallas - nennen Sie mich Dallas - war kleiner als ich und so zierlich, dass sie in der entsprechenden Kleidung wie eine Zehnjährige ausgesehen hätte. Sie trug hellbraune Chinos, ein weißes Polohemd und eine Tweedjacke mit Lederflicken an den Ellbogen, als hielte sie sich genau an den Dresscode für Collegeprofessoren. Ihre Haare waren schulterlang, babyfein, mittelbraun, das Gesicht klein, dreieckig und so blass und makellos, wie Gott es geschaffen hatte. Sie trug eine Brille mit Goldrand, die zu groß war für ihr Gesicht. Wenn das ihre Vorstellung von Partykleidung war, sollte sie mal jemanden zum Einkaufen mitnehmen. Aber irgendwie glaubte ich nicht, dass sie das etwas kümmerte. Ich mochte die Frau.
     
    An der Spitze des Tempels kam ein Mann durch eine seltsam geformte Tür. Im selben Moment wurde es rings um die Bühne still. Die Wirkung pflanzte sich durch den murmelnden Saal fort, bis es so still war, dass ich meinen eigenen Puls hörte. Ich hatte noch nie erlebt, dass eine so große Zuschauermenge so schnell verstummte. Ich hätte gesagt, es war Magie, aber das traf es nicht. Eigentlich. Die Ausstrahlung des Mannes hatte durchaus etwas Magisches. Er hätte in Jeans und T-Shirt dastehen können und hätte dieselbe Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Natürlich war schon, was er anhatte, aufsehenerregend.
     
    Sein Kopfputz bestand aus einer Masse langer, dünner Federn, die grünblaugolden schimmerten und changierten, wenn er sich bewegte. Sein Umhang reichte knapp bis an die Knie und bestand aus den gleichen Federn, sodass er von einer schillernden Woge umgeben war. Sein Körper, soweit man ihn sah, war kräftig, kantig und dunkelbraun. Ich saß nah genug, um beurteilen zu können, ob er ein gutaussehender Mann war, aber ich starrte ihn an und war mir nicht sicher. Es war unmöglich sein Gesicht von der Ausstrahlung zu trennen, sodass es nicht viel zählte. Er war attraktiv, nicht wegen der Länge der Nase oder der Rundung des Kinns, sondern einfach so.
     
    Ich merkte, wie ich mich unwillkürlich ein wenig aufrichtete. Im selben Moment wusste ich, dass es keine Magie, aber etwas anderes war. Ich hatte Mühe, meinen Blick von dem Mann loszureißen, um die anderen am Tisch anzusehen.
     
    Bernardo starrte ihn an, ebenso Dallas. Edward schaute über die Zuschauermenge. Olaf betrachtete Dallas. Nicht wie ein Mann eine Frau betrachtet, sondern wie ein Katze einen Vogel durch die Gitterstäbe ansieht. Wenn Dallas es bemerkt hatte, ignorierte sie es, aber ich glaubte nicht, dass sie es bemerkt hatte. Ich hätte Olafs Blick wie einen kalten Luftzug im Rücken gespürt, trotz der starken Ausstrahlung und der volltönenden Stimme des Mannes auf der Bühne. Dass Dallas ihn überhaupt nicht wahrnahm, beunruhigte mich ein bisschen und bewirkte, dass ich sie auf keinen Fall mit Olaf allein wissen wollte. Ihr Überlebensinstinkt war zu gering.
     
    Der Mann auf der Bühne, König oder Priester, sprach sehr melodisch. Ich schnappte einiges davon auf. Etwas über den Monat Toxcatal und einen Erwählten. Ich konnte mich nicht auf seine Stimme konzentrieren, so wenig wie ich ihn anblicken konnte, denn zu viel Aufmerksamkeit hieß, in den Bann des Zaubers zu geraten, den er über die Menge auswarf. Es war kein Zauber im eigentlichen Sinne, aber es lag Macht darin, wenn nicht gar Magie. Der Unterschied zwischen Magie und Macht kann sehr klein sein. Das hatte ich in den letzten zwei Jahren lernen müssen.
     
    Der Oberpriester war ein Mensch, hatte aber den Hauch vergangener Zeitalter. Es gibt nicht viele Wege für einen Menschen, Jahrhunderte zu überdauern. Man schafft es zum Beispiel als Diener eines machtvollen Meistervampirs. Wenn Obsidianschmetterling ihre Kräfte nicht großzügiger teilte als andere Meistervampire, dann gehörte der Oberpriester ihr. Er war ein zu

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