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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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aber bitte kommen Sie zu unserem Tempel.«
     
    Vielleicht war es das Bitte oder der Akzent oder der völlige Ernst in seinem Gesicht, jedenfalls bekam ich Vertrauen. Trotzdem wäre ich nicht mitgegangen, wenn Edward sich nicht zu mir gelehnt und gesagt hätte: »Denk wie ein Tourist.« Er sagte nicht: »Spiel mit, Anita. Denk an die Undercoverarbeit.« Der Gestaltwandler hätte es mit Sicherheit gehört. Aber Edward hatte genug gesagt. Ich war als Tourist hier. Ein Tourist würde mitmachen.
     
    Ich gab dem Mann die linke Hand und ließ mich auf die Füße ziehen. Seine Hand war sehr warm. Manche Lykanthropen schienen die Körpertemperatur ihres Alter ego zu haben. Auch Richards Haut wurde wärmer, je näher der Vollmond rückte. Aber das konnte heute Nacht nicht der Fall sein. In ein paar Tagen war erst Neumond, bis zu dem leuchtenden Rund, das das Tier hervorruft, war es noch ziemlich weit. Dem Mann war es einfach nur heiß. Zu warm für Pelz.
     
    Der gefiederte Priester forderte die Zuschauer zum Applaus auf, als die letzte, widerspenstige Braut, also ich, sich dem Grüppchen um den Nackten anschloss. Der Werjaguar stellte mich neben die kichernde Blonde. Der Biergestank war so kräftig, dass ich wusste, sie kicherte nicht bloß aus Nervosität. Na großartig.
     
    Ich sah möglichst an dem Mann vorbei zu den beiden Frauen gegenüber. Die Große mit den langen Haaren schwankte leicht auf ihren Stöckelschuhen. Ihr Rock war aus Leder, die rote Bluse war geschnitten wie ein Mieder. Ihre Nachbarin war so kräftig, dass manche sie als dick bezeichnen würden, aber das war sie nicht. Sie war stämmig und trug eine weite, schwarze Hemdbluse über schwarzen Hosen. Sie fing meinen Blick auf, und kurz teilten wir unser Unbehagen. Publikumsmitwirkung war prima, solange das Publikum mitwirken wollte.
     
    »Das sind deine Bräute«, sagte der Priester, »deine Belohnung. Erfreue dich daran.«
     
    Die Stämmige und ich wichen einen Schritt zurück, als gehörte das zur Choreographie. Die anderen beiden schmiegten sich lachend dem Nackten in die Arme. Er schmeichelte ihnen, aber es waren ihre Hände, die über seinen Körper wanderten. Er dagegen überlegte sich gut, wo er sie anfasste. Ich glaubte zuerst, er fürchtete eine Anzeige, aber er hatte eine
     
    Steifheit an sich, eine Verkrampftheit, während er sich am Hintern betatschen ließ, die mir verriet, dass er viel weniger Spaß daran hatte, als es nach außen schien. Vom Zuschauerraum aus war das nicht zu bemerken. Als er sich von ihnen löste, leuchtete orangeroter Lippenstift auf seiner blassen Brust wie eine Wunde und pinkfarbener Lippenstift im Gesicht.
     
    Er streckte die Arme auch nach uns beiden aus, aber wir schüttelten den Kopf. Wir wichen noch einen Schritt zurück und rückten dichter zusammen. Schön solidarisch. Sie nahm meine Hand und hielt sie fest. Sie hatte Angst. Ich nicht, fühlte mich aber trotzdem nicht wohl. »Ich heiße Ramona«, flüsterte sie. Ich nannte meinen Namen und hielt ihr weiter die Hand, was scheinbar das Wichtigste war. Ich kam mir vor wie Mami am ersten Schultag, wenn die Rüpel warten.
     
    Der Priester sagte: »Ihr seid seine letzte Mahlzeit, seine letzte Liebkosung. Weist ihn nicht zurück.«
     
    Ramonas Gesicht veränderte sich, bekam weiche Züge. Ihre Hand entglitt mir. Die Angst war weg. Ich sprach sie leise an: »Ramona.« Doch sie schritt nach vorn, als hätte sie mich nicht gehört. Sie begab sich in die Arme des Nackten. Er küsste sie zärtlicher als die anderen, sie erwiderte seine Küsse mit einer Leidenschaft, neben der alles Bisherige blass aussah. Die zwei anderen Frauen waren rechts und links der beiden auf die Knie gegangen, entweder weil ihnen das Stehen schwerfiel oder weil sie dem Paar dann bequemer über die Beine streichen konnten. Es sah aus wie die abgeschwächte Version eines Pornovierers.
     
    Der Mann küsste Ramona auf die Stirn wie ein Kind und zog sich von ihr zurück. Sie blieb reglos, mit geschlossenen Augen und entspanntem Gesicht stehen. Es war verboten, jemanden durch Magie zu etwas zu zwingen, was er nicht wollte. Ramona wartete gleichgültig, was als Nächstes käme, alle Entscheidungsfähigkeit wie weggeblasen. Hätte ich ich selbst sein können und nicht die, die ich sein sollte, hätte ich den Priester zur Rede gestellt. Ich hätte sie eigentlich der Polizei übergeben sollen, doch ehrlich gesagt, solange sie nichts Schlimmeres taten, wollte ich sie nicht anzeigen, da der Besitzer

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