Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
Tierpranke hervorsahen. Sie gingen seltsam geschmeidig zwischen den Tischen durch, während sie durch das offene Maul des toten Tieres blickten.
Ein Mann ging dicht an unserem Tisch vorbei, und ich sah die schwarze Rosettenzeichnung des goldenen Fells aus der Nähe. Das war kein Leopard. In St. Louis war ich viel mit Werleoparden zusammen. Ich hatte ihren Anführer getötet, weil er mich hatte töten wollen, unter anderem. So hatte ich sie zu einem schutzlosen Haufen gemacht, an dem sich jeder vergreifen konnte. Darum wurde ich ihr Anführer, so lange, bis uns etwas Besseres einfiele. Ich hatte gelernt, sie zu einer starken Einheit zusammenzuschweißen. Das konnte man zum Beispiel durch körperliche Nähe, nicht Sex, sondern Nähe. Ich starrte auf das Fell und streckte unwillkürlich die Hand aus. Der Mann streifte sie im Vorübergehen. Ich berührte das Fell des einst lebendigen Tieres. Die Fellzeichnung war größer und nicht so scharf. Ich sah mir die Köpfe der Großkatzen an, sie waren kantiger, nicht so rundlich wie beim Leoparden. Jaguare, es waren Jaguare, was bei der Aztekendekoration natürlich nahelag. Wie bei den Federn fragte ich mich, wie sie an die Felle gekommen waren und ob es legal war. Ich fand es jedenfalls nicht richtig. Halte nichts davon, für Dekorationszwecke zu töten. Ich trage Leder, weil ich das Fleisch des Tieres esse. Um das ganze Tier zu verbrauchen, nichts zu verschwenden.
Der Mann drehte sich um und sah mich an. Seine Augen waren blau, sein Gesicht hatte den hellen Goldton des Fells am Rand der weißen Unterseite. Sowie er mich ansah, strich mir seine Energie über die Haut wie ein heißer Atem. Ein Gestaltwandler, großartig. Es war gar nicht lange her, da hätten meine Kräfte darauf reagiert, aber jetzt nicht mehr. Ich saß da, blickte ihn an und war sicher hinter meinem Schutzschild, der die Energie unterdrückte, die immer zwischen mir und der ganzen übernatürlichen Bagage stand. Ich wandte ihm zwei unschuldige braune Augen zu, und er ging weiter, als wäre ich nicht weiter interessant. Was mir ganz recht war. Ich legte es nicht darauf an, spürte aber immer wieder ihre Kräfte. Ohne meine Abschirmung wäre es viel schlimmer gewesen. Es mussten Werjaguare sein, oder die Kostüme waren die absolute Irreführung. Irgendwie glaubte ich nicht, dass diese Show etwas versprach und dann nicht lieferte.
Die Werjaguare suchten Frauen aus dem Publikum aus, nahmen sie bei der Hand und führten sie auf die Bühne. Eine zierliche Blonde ließ sich kichernd von ihrem Stuhl ziehen. Eine kleine, stämmige Frau mit einer Hautfarbe wie gegerbtes Leder machte ein ernstes Gesicht und wirkte nicht annähernd begeistert, ließ sich aber ebenfalls zur Bühne bringen. Eine große, etwas schlankere Latina war die nächste. Ihre langen schwarzen Haare schimmerten wie Ebenholz. Sie stolperte auf den Stufen, und der Werjaguar musste sie stützen. Sie lachte dabei, und ich merkte, dass sie betrunken war.
Jemand trat vor mich und blockierte den Blick auf die Bühne. Ich sah in ein dunkles Gesicht in einem fauchenden Jaguarmaul. Die goldenen Glasaugen des toten Tieres starrten mich an. Der Mann hielt mir seine dunkle, breite Hand hin.
Ich schüttelte den Kopf. Die Hand blieb, wo sie war, und wartete. Ich schüttelte noch mal den Kopf. »Nein, aber danke.«
Dallas beugte sich um Edward herum über den Tisch und kroch fast hinauf, um zu mir zu gelangen. Dabei streckte sich ihr Körper zu einer langen Linie, ihr Pferdeschwanz breitete sich auf der Tischplatte aus. Olafs Hand schwebte über dem Haarfächer, und sein Gesichtsausdruck war so seltsam, dass er mich von allem anderen ablenkte. Erst Dallas' Stimme zog meinen Blick auf sie. »Sie brauchen noch jemanden Ihrer Größe und Ihres Typs, eine mit langen Haaren.« Sie lächelte mich an. »Da passiert nichts Schlimmes.« Sie warf mir einen ermutigenden Blick zu, der sie noch jünger machte.
Der Werber beugte sich zu mir, und ich konnte sein Fell riechen und ... ihn, keinen Schweiß, sondern seinen Eigengeruch. Mein Magen zog sich zusammen, ich musste mich konzentrieren, um die Schutzschilde oben zu behalten, denn was mich an Richard und sein Tier band, wollte reagieren, wollte ausbrechen und sich in diesem Geruch suhlen. Dieser tierische Impuls haute mich jedes Mal um.
Der Mann sprach mit starkem Akzent und schien das Flüstern nicht gewöhnt zu sein. Er hatte eine Befehlsstimme. »Tun Sie nichts, was Sie nicht wollen,
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