Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
sind«, sagte Ronnie.
»Weißt du, wo das ist?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht meine Szene.«
»Meine auch nicht.« Die einzigen bekennenden SM-Spieler, die ich persönlich kannte, waren die, die im Club auf mich warteten, um gerettet zu werden.
Wer von meinen übrigen Bekannten konnte wissen, wo der Club lag und was für einen Ruf er hatte? Auf die Einschätzung der Werleoparden konnte ich mich anscheinend nicht verlassen. Sie hatten sich geirrt.
Ein Name fiel mir ein. Der Einzige, der den Laden kennen und abschätzen könnte, was mich erwartete, wenn ich dort aufkreuzte. Jean-Claude. Da ich es mit Gestaltwandlern zu tun hatte, wäre Richard als Werwolf die natürliche Wahl gewesen. Aber Gestaltwandler waren sehr klanbezogen. Sie machten sich selten die Mühe, einer anderen Tierart zu helfen. Frustrierend, aber wahr. Die Ausnahme war das Abkommen zwischen den Werwölfen und den Werratten. Alle anderen durften sich allein verteidigen, herumzanken und bluten. Wenn ein kleines Rudel mal über die Stränge schlug und zu viel polizeiliche Aufmerksamkeit anzog, wurde es von den Wölfen und Ratten in die Schranken gewiesen. Ansonsten wollten sie alle nichts miteinander zu tun haben. Auch ein Grund, warum ich noch immer den Anführer der Werleoparden spielen musste.
Davon abgesehen kannte sich Richard in der SM-Subkultur so wenig aus wie ich, vielleicht noch weniger. Bei Fragen zu sexuellen Randgruppen war Jean-Claude genau der Richtige. Auch wenn er unbeteiligt blieb, schien er immer zu wissen, wer wo was mit wem machte. Hoffentlich auch diesmal. Hätte lediglich mein Leben auf dem Spiel gestanden, hätte ich wahrscheinlich keinen von beiden angerufen. Aber wenn ich bei der Sache draufging, bliebe keiner mehr übrig, um die Werleoparden zu retten. Inakzeptabel.
Ronnie hatte sich die Schuhe von den Füßen getreten. »Ich hab meine Waffe nicht dabei, aber du hast bestimmt noch eine übrig.«
Ich schüttelte den Kopf. »Du kommst nicht mit.«
Wenn sie wütend ist, sind ihre Augen immer dunkel wie Sturmwolken. »Und ob ich mitkomme.«
»Ronnie, das sind Gestaltwandler, und du bist ein Mensch.«
»Du auch.«
»Durch Jean-Claudes Vampirzeichen bin ich ein bisschen mehr als das. Ich kann Verletzungen überstehen, an denen du sterben würdest.«
»Du kannst nicht allein hingehen«, sagte sie. Sie verschränkte die Arme und machte ein zorniges, stures Gesicht.
»Das habe ich auch nicht vor.«
»Du willst mich hier lassen, weil ich nicht so schnell den Finger am Abzug habe, stimmt's?«
»Das ist keine Schande, Ronnie. Ich kann dich jedenfalls nicht zu einer Bande von Gestaltwandlern mitnehmen, solange ich nicht genau weiß, dass du bereit bist zu töten, wenn es nötig ist.« Ich fasste sie bei den Oberarmen. Sie machte sich steif vor Wut. »In mir würde etwas sterben, wenn ich dich verlieren müsste, Ronnie. Und erst recht, wenn ich wüsste, dass ich dich da reingezogen habe. Bei diesen Leuten kann man sich kein Zögern erlauben. Man kann ihnen nicht drohen wie einem Menschen. Wenn du das tust, stirbst du.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ruf die Polizei.«
Ich trat von ihr weg. »Nein.«
»Verdammt, Anita, verdammt noch mal!«
»Ronnie, es gibt Regeln, und eine lautet, dass man mit Rudelangelegenheiten nicht zur Polizei rennt.« Die Regel gab es hauptsächlich deshalb, weil die Polizei für Dominanzkämpfe, bei denen hinterher ein paar Leichen am Boden lagen, kein Verständnis hatte. Aber es hatte keinen Zweck, Ronnie das zu erklären.
»Eine dämliche Regel«, sagte sie.
»Vielleicht, aber so läuft das nun mal zwischen Gestaltwandlern, egal, welches Fell sie haben.«
Sie setzte sich an meinen zweisitzigen Küchentisch. »Wen willst du denn als Verstärkung mitnehmen? Richard tötet auch nicht unbeschwerter als ich.«
Das stimmte nur halb, aber ich ließ es durchgehen. »Nein. Ich brauche jemanden, der tut was nötig ist, ohne mit der Wimper zu zucken.«
Ihre Augen wurden schwarz. »Jean-Claude.« Bei ihr klang der Name wie ein Fluch.
Ich nickte.
»Bist du sicher, dass er das nicht geplant hat, um dich wieder in sein sogenanntes Leben reinzuziehen?«
»Dafür kennt er mich zu gut. Er weiß genau, was ich tun würde, wenn er mit meinen Schutzbefohlenen so ein Spiel triebe.«
Verwirrung machte ihr zorniges Gesicht für einen Augenblick lang weicher. »Ich hasse ihn, aber ich weiß auch,
Weitere Kostenlose Bücher