Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
kuschelte. Ich sah Jason an und nahm die Hand von seiner Brust weg, aber es war, als nähme sie etwas von ihm mit. Auch ohne Berührung spürte ich seinen Herzschlag in mir.
Dass Jason mich um meiner selbst willen wollte, ohne Hintergedanken, weckte in mir den Wunsch, ihn zu belohnen. Weckte in mir ein bisschen Liebe. Sie überlagerte den Hunger, besänftigte mein Tier, half mir nachzudenken.
»Geht raus, alle beide, lasst mich allein.«
»Anita, bist du das?«
»Geh, Jason, nimm ihn mit und geh.«
»Ich will nicht gehen«, sagte Nathaniel.
Ich griff in seine dicken Haare und zog ihn damit auf die Knie. Ich erwartete Angst in seinem Gesicht zu sehen, oder Verrat, stattdessen sah ich Eifer. Ich zog ihn an den Haaren direkt vor mein Gesicht. Ich fühlte sein Herz schlagen, seine Erregung, weil ich ihn zu mir gezogen hatte. Nathaniel würde mich nie zurückweisen.
Wenn jemand nicht nein sagen kann, ist es faktisch eine Vergewaltigung. Die Ardeur durchfuhr mich, sodass ich bebend Luft holte. Ich wollte Nathaniel küssen, seinen Mund mit meiner Zunge ausfüllen. Aber dann wäre alles zu spät, das wusste ich genau.
»Du wirst gehen, wenn ich es dir befehle«, krächzte ich. »Und jetzt raus!« Ich ließ ihn so unvermittelt los, dass er aufs Bett fiel.
Jason war um das Bett herumgegangen und zog Nathaniel von mir weg, schob ihn zur Tür. Als ich die beiden gehen sah, wollte ich weinen oder schreien. Sie waren das perfekte Frühstück. Der Raum vibrierte geradezu von gegenseitigem Verlangen, und ich schickte sie weg. Ihr Herzschlag lag wie Karamell auf meiner Zunge, ich hörte ihn wie ein doppeltes Echo meines eigenen.
Ich schlug die Hände vors Gesicht und schrie, einen wortlosen, gequälten Schrei. Der Hunger in mir hatte vollends erkannt, dass ich die beiden wirklich gehen ließ. Er tobte in mir, löste einen Schrei nach dem anderen aus, so schnell, dass ich kaum Luft holen konnte. Schreiend wand ich mich in den seidenen Laken. Mir kam plötzlich eine Erinnerung, aber es war nicht meine eigene. Die Erinnerung an zurückgewiesenes Verlangen, eingesperrt im Dunkeln, wo einen keine Hand berührt, wo keine Haut mit der eigenen verschmelzen kann. Ich ahnte dunkel Jean-Claudes Verzweiflung nach dieser besonderen Strafe. Die seelische Wunde konnte verheilen, aber die Erinnerung war noch immer schrecklich.
Hände hielten mich auf das Bett gedrückt. Ich öffnete die Augen und sah in Nathaniels und Jasons Gesicht. Sie hielten mich an den Handgelenken und den Beinen. Sie hätten einen Elefanten bezwingen können, und dennoch hatten sie Mühe mit mir.
»Anita, du verletzt dich«, sagte Jason.
Ich sah blutige Striemen an mir. Die mussten von mir stammen, aber ich konnte mich nicht entsinnen, mich gekratzt zu haben. Der Anblick allerdings beruhigte mich, sodass ich still liegen blieb.
»Ich gehe etwas holen, womit wir dich festbinden können, bis Jean-Claude aufgestanden ist«, sagte Jason.
Ich nickte, traute mich nicht zu sprechen, aus Angst, was ich sagen könnte.
Er befahl Nathaniel, mich festzuhalten, aber einer alleine konnte das nur auf eine Weise tun: Er musste meine Handgelenke mit den Händen und meinen Körper mit seinem Körper festhalten. Das war nicht perfekt, aber es verhinderte zumindest, dass ich mich weiter blutig kratzte.
Nathaniels Haare fielen um uns wie ein Vorhang. Sein Duft lag wie ein warmer Druck zwischen seiner hochgestemmten Brust und meiner. Dazu kam der frische Blutgeruch. Mein Tier wollte die Wunden lecken, wollte sich an meiner Haut sättigen oder besser noch, an Nathaniel Wunden reißen und sich an ihm sättigen. Schon bei dem Gedanken bäumte sich mein Körper auf. Ich wand mich unter ihm, bis ich die Beine frei hatte und sein Unterleib gegen meinen rutschte. Nur zwei Lagen Stoff trennten uns. Er stieß einen kleinen Laut aus, halb abwehrend, halb sehnsüchtig.
Ich stemmte die Hände hoch, drückte gegen sein Gewicht an, spürte seine Armmuskeln dagegenhalten. Er zwang mich aufs Bett zurück. Es hätte ihn keine Mühe kosten sollen. Offenbar hatte ich durch das vierte Zeichen oder durch das Tier nicht nur den Hunger abbekommen. Nathaniel war stärker als ich, aber beim Ringen zählt nicht nur Kraft. Ich stemmte erneut die Unterarme hoch, nur um ein paar Zentimeter. Als ich genügend Raum hatte, drehte ich das rechte Handgelenk gegen seinen Daumen und bekam eine Hand frei.
Ich hob den Kopf, um seine Brust zu
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