Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
auch sonst keinem. Er sieht nicht ein, warum er das ändern soll nur weil ich es bin und es um Sex geht anstatt im Blut.«
»Das hat er gesagt?« «Ja, wortwörtlich.«
Jean-Claude seufzte, und es klang müde. »Was soll ich nur mit euch beiden machen?«
»Frag mich nicht. Ich arbeite bloß hier.« »Was soll das nun wieder heißen, ma petite?«
»Das heißt, wir haben keinen Boss. Es ist toll, gleichrangig zu sein, falls wir das sind, aber keiner von uns weiß, was los ist, und das ist nicht gut, Jean-Claude. Wir haben es mit einer sehr gefährlichen Sache zu tun, physisch, metaphysisch und emotional. Wir brauchen dringend einen Anhaltspunkt, wie wir damit fertig werden können.«
»Und wen sollten wir um Rat fragen, ma petite? Wenn auch nur einer aus dem Rat ahnte, dass ich euch beide mit dem vierten Zeichen an mich gebunden habe, würden sie uns vernichten, allein aus Angst, dass wir mächtiger werden könnten als der Rat.«
»Ich habe mit Marianne und ihren Freundinnen gesprochen. Sie sind Hexen.« »Also suchen wir einen örtlichen Hexenzirkel auf und bitten um Anleitung?« Er klang herablassend.
»Dein Ton ärgert mich, Jean-Claude, zumal du selbst überhaupt nichts vorschlägst. Du kannst mäkeln, sobald dir etwas Besseres einfällt.«
»Das ist wahr, ma petite, und sehr klug. Ich bitte aufrichtig um Vergebung. Du hast ganz recht. Ich weiß niemanden, an den wir uns wenden könnten. Ich werde über deinen Vorschlag nachdenken, eine wohlwollende Hexe aufzusuchen.«
»Ich habe eine an der Hand. Sie wird aber vielleicht uns drei zusammen sprechen wollen, damit es etwas bringt.« »Du meinst Marianne?« »Ja,« »Ich dachte, sie sei eher ein Medium als eine Hexe.« »Das ist kein so großer Unterschied.«
»Dann verlasse ich mich auf dich. Ich kenne weder ein Medium noch eine Hexe.«
In dem Moment wurde mir klar, dass ich das Bedürfnis, Marianne anzurufen, schon hatte, seit ich zwischen Caleb und Micah aufgewacht war. Seltsam, dass es mir erst jetzt auffiel.
»Kannst du zu Richard nicht etwas sagen, dass wenigstens die Lage hier etwas entspannt?«
»Willst du, dass ich lüge?« »Verdammt noch mal, Jean-Claude ... «
»Ich könnte darauf hinweisen, dass irgendjemand den Appetit der Ardeur stillen muss, wenn er es nicht tut.«
»Das habe ich schon getan.« Ich dachte darüber nach. »Er hat mir vorgeworfen ...« Ich stellte fest, dass ich es kaum herausbrachte. »Er hat mir vorgeworfen, ich hätte mit Nathaniel etwas Schlimmeres gemacht als vorher mit den anderen, und er drückte sich vulgär aus. Ich weiß nicht, ob ich gerade jetzt mir ihm Sex haben will.«
»Du bist sauer auf ihn«, stellte Jean-Claude fest. »Oh ja.«
»So sauer, dass du nicht mit ihm ins Bett gehen würdest, wenn er dich darum bäte?«
Ich wollte schon ja sagen, stockte aber. Ich war müde, war alles leid. Ich war sie alle beide leid, wenn ich ehrlich sein soll, konnte weder mit ihnen, noch ohne sie leben. Ich sehnte mich nach Richards Körper, dass es schon wehtat. Aber er konnte so fies sein, wenn er wollte, und heute war er genau in der Laune dazu. Wenn er so war, wollte ich nicht mit ihm schlafen. Dann wollte ich nicht mal in seiner Nähe sein.
»Ich weiß nicht.«
»Nun, das war ehrlich und ist kein gutes Zeichen. Wenn du Richard und Nathaniel ablehnst und dein Nimir-Raj kommt heute Nacht nicht mehr zurück, was willst du dann morgen früh tun? Bitte, überleg dir das gut. Ich bitte dich, das geringere Übel zu wählen, wie auch immer es aussieht. Warte nicht, bis der Hunger über den Verstand die Oberhand gewinnt, oder gar über deinen Überlebenswillen.«
»Was willst du damit sagen?«
»Dasselbe wie bisher: Die Befriedigung der Ardeur zu verweigern heißt, sie schlimmer zu machen. Wenn du lange genug hart bleibst, wird sie nach und nach vernichten, was dich ausmacht oder was dich deiner Ansicht nach ausmacht. Was ich damals zur Befriedigung getan habe, habe ich überlebt, aber mein moralischer Verfall hatte schon lange vor meinem Tod eingesetzt. Ich sage dir noch einmal, ma petite, dass du das nicht so gut verkraften wirst wie ich. Ich bin überzeugt, dass es dein Selbstwertgefühl vernichten würde.«
»Und Nathaniel zu ficken tut das nicht?«
Er seufzte. »Wenn du es so ausdrückst, verstehe ich deinen Standpunkt. Aber wie viel kompromittierender wäre es, einen Fremden zu verführen?«
»Das würde ich
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