Ankunft
Bescheid, ehe wir euch einsperren«, scherzte Red, während er Paul, Zi und Fran Vasseloe zeigte, welche Vorbereitungen bereits getroffen waren, und wie geschickt Peter Chernoff die Türumrandung in die steinerne Öffnung eingepaßt hatte. Dann prüfte er den Stand der Sonne, und Paul sah ihn fragend an.
»Sorka und Sean hatten sich angekündigt. Sie wollten dabei sein, wenn die Tür eingehängt wird, und mit uns zusammen feiern. Und …« Red legte eine Pause ein und 206
schaute von Ongola zu Benden. »Sobald wir anfangen, Überschuß zu produzieren, will ich dem Weyr einen
Zehnten von allem schicken, was wir ernten und
anfertigen. Die Drachenreiter haben genug zu tun und sollten sich nicht auch noch um Nahrungsbeschaffung kümmern müssen.«
»Richtig.« Paul rieb sich den Nacken und vermied es, einen der Männer anzusehen. »Zur Zeit stehen die
Dinge so, daß sie uns mit Frischfleisch und Obst versorgen, wenn sie in den Süden fliegen, um dort die Drachen zu füttern. Ich habe keine Ahnung, wie lange die Bewohner der Insel Ierne noch ausharren, aber …« – Paul grinste schief – »wie wir alle wissen, kommt ein bißchen zusätzlicher Proviant immer gelegen.«
»Sei ehrlich, Paul«, forderte Red den Admiral auf und beugte sich komplizenhaft zu ihm herüber. »Essen die Bewohner der Insel nur ihre eigenen Erzeugnisse, oder profitieren sie auch von dem Vieh, das die Logorides und Gallianis damals zurücklassen mußten?«
»Weißt du, ich hab nie nachgefragt«, erwiderte Paul und schaute Red mit unergründlicher Miene an.
»Wie auch immer, niemand sollte darben«, fand Red.
»Die Burg ist dazu verpflichtet, den Weyr, der sie beschützt, zu ernähren.«
»Ich werde auch den zehnten Teil all meiner Erzeugnisse abgeben«, erklärte Ongola. Seine tiefe Stimme ließ den Ausspruch klingen, als schwöre er einen heiligen Eid.
»Aliannes Tod hat allen Bewohnern von Fort bewußt
gemacht, welche Opfer wir von diesen jungen Frauen
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und Männern verlangen«, meinte Paul. »Und bisher
haben sie die schwere Aufgabe hervorragend bewältigt.
Neulich sprach ich mit Sean über Hilfspersonal, und er schlug vor, wir sollten ihm ein paar der älteren
Pflegekinder schicken, die sich dann um die häuslichen Belange kümmern könnten. Außerdem stünden sie als
Kandidaten für Gegenüberstellungen zur Verfügung,
sobald ein junger Drache schlüpft. Ich überredete Joel dazu, eine gewisse Menge an Vorräten herauszurücken, damit die zusätzlichen Arbeitskräfte dem Weyr nicht zur Last fielen. Im Weyr gibt es Platz genug, während man bei uns in beengten Verhältnissen lebt…« Er lächelte. »Aliannes Mutter bleibt im Weyr, um ihre Enkelkinder großzuziehen. Sie ist verwitwet und findet, daß dort dringend eine tüchtige Haushälterin gebraucht wird, die ein eisernes Regiment führt. Die Königinnenreiterinnen haben für private Dinge wenig Zeit, besonders, wenn eine Königin brütet.«
»Mir scheint, eine der Königinnen ist ständig in
Brutstimmung«, erwiderte Red und gluckste in sich
hinein.
»Das bedeutet, daß die Zahl der Drachen wächst und
sie in der Lage sein werden, vier Burgen zu beschützen«, legte Paul mit berechtigtem Stolz dar. »Vielleicht sogar mehr, wenn sich geeignete Orte für neue Niederlassungen finden. Telgar würde gern in der Nähe der Erzvorkommen im Ostteil des Gebirges leben. Er hat viel dazu beigetragen, das Höhlensystem von Fort zu verbessern.«
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Red fragte sich, ob sein Weggehen und Ongolas geplanter Auszug in Fort zu Zwietracht geführt hatten.
»Ich glaube, du und Ongola, ihr könnt den anderen
als Vorbild dienen«, sprach Paul weiter. »Ihr gebt gewissermaßen Anlaß zu neuen Hoffnungen. Trotz Joels
ständigem Gegreine über den zunehmenden Mangel an
Versorgungsmaterial sollten wir uns darüber keine
Gedanken machen. Viele Dinge in seinem Magazin
wird man nie wieder gebrauchen. Wir sinken auf eine Stufe niedrigerer Technik ab, unsere künftige Technik wird sich mit dem begnügen müssen, was es an Ort und Stelle gibt. An dem, was wir früher hatten, dürfen wir uns nicht länger orientieren. Schließlich war dies der Sinn und Zweck der Kolonisierung von Pern, sich von überkommenen Hilfsmitteln unabhängig zu machen.«
»Du hast es geschafft, Red, genau wie Pierre, mit einem Minimum an moderner Technik ein eigenständiges
Gemeinwesen zu gründen. Sieh dir an, was du erreicht hast.« Paul deutete auf die beeindruckende Felsfassade hinter ihnen. »Es ist höchste
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