Ankunft
Uloa
und rieb sich die eigene Schulter.
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»Hat keiner von euch daran gedacht, Taubkraut mit—
zubringen?« zog Mihall die abgekämpften Reiter grinsend auf.
Ein allgemeines Stöhnen folgte; die Linderung war in greifbarer Nähe, es hatte nur niemand daran gedacht.
Mit steifen Gelenken rappelte sich Jean hoch. »Mein Packsack liegt am nächsten.«
Mihall bedeutete ihr, sitzenzubleiben. »Wo? Ich hol ihn dir.«
»Bist du so lieb? Ich wohne in der dritten Höhle
links, gleich auf der ersten Ebene. Das Hinklettern ist nicht schwer.«
Als Mihall mit dem Taubkraut zurückkam, rieben sie
sich gegenseitig die schmerzstillende Salbe auf die überanstrengten Muskeln. Irgendwie gelang es Mihall, Torenes Schultern zu massieren; sie konnte ihn nicht abweisen, ohne zickig zu erscheinen. Danach verspürte sie nur noch Dankbarkeit, als er mit festen, sicheren Griffen die Salbe in die Haut knetete.
»Danke, Mihall«, seufzte sie und ließ die nun
schmerzfreien Schultern kreisen.
»Morgen mußt du die Dinge etwas langsamer an—
gehen lassen, sonst bist du wieder meine Patientin«, riet er ihr und wandte sich Genteelly zu, die bereits auf eine ähnliche Behandlung wartete.
Nach der wohltuenden Massage schlief Torene die
Nacht durch – nachdem sie es geschafft hatte, das
Blöken der Rinder zu ignorieren. Am nächsten Tag bat sie Polenth, er möge David dazu veranlassen, einen
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großen Krug mit Taubkrautsalbe mitzunehmen, wenn
sie von Fort nach Benden aufbrechen.
Danach arbeiteten sie in zwei Schichten. Die Reiter, die in Benden blieben, übernahmen die erste, um sich von dem in Fort stationierten ausgeruhten Kontingent ablösen zu lassen. Die vier Benden-Geschwader, die beim Fädenfall über Fort nicht einzugreifen brauchten, kämpften gegen den Sporenregen im Osten an, um auszuprobieren, wie sie die neue Ansiedlung am effektivsten schützen konnten.
Die Übersichtskarten gaben nahegelegene Fundorte
von phosphorhaltigem Gestein an, und David schickte einen Trupp blauer und brauner Reiter dorthin, die den zum Überleben unabdingbaren Feuerstein bergen sollten.
Von Telgar erschien ein Team, das in der künftigen
Brutstätte ein hypokaustisches Heizsystem anlegte. Die Reiter schleppten ihre Sachen quer durch den
Weyrkessel in das Höhlenlabyrinth, das ihre endgültige Wohnstätte werden sollte. An einer Außenwand baute
man den ersten Herd und dazugehörigen Kamin. Ozzie
und Svenda Bonneau suchten nach einer heißen Quelle und wurden fündig. Fulmar Stone brachte die Pumpe
herbei und zeigte seinen Gehilfen, wie sie die
Rohrleitungen anbringen mußten, damit sowohl die
Privatquartiere als auch die allgemeinen Aufenthalts-räume mit heißem Wasser versorgt wurden.
Noch mehr Rinder und andere Herdentiere, die auf
dem Südkontinent den Fädenfall überlebt hatten, ver-größerten den Viehbestand am Kratersee. Die Hühner
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legten Eier, und man machte sich ein sportliches Ver-gnügen daraus, jeden Morgen die versteckten Nester zu suchen. Ein paar Gelege ließ man den brütenden Glucken, doch die meisten Eier landeten in der Küche.
Julie, die vierte Königinreiterin des Benden-Weyr,
traf auf Rementh ein; sie kamen geradewegs von der
Großen Insel, wo Rementh ihre Flügelverbrennungen
auskuriert hatte. Julie trug noch das Bein in Gips, das sie sich gebrochen hatte, als sie zu hastig von Rementh absaß, weil sie sich um deren Verletzungen kümmern wollte. Sie verkündete nun, daß sie gern die Rolle der Wirtschafterin übernehmen wolle.
Bald darauf segelte Kapitän Kaarvan mit der Pernese Venturer in die Mündung des Benden River ein. Die versprochenen Hilfskräfte von Ierne bahnten sich einen Weg und waren die ersten, die den Zugangstunnel passierten. Unter den Inselbewohnern waren Steinmetze und Zimmerleute, und im Nu verwandelten sie die Höhlen in richtige Weyr; ein Reiter brauchte seine
Unterkunft nicht mehr mit seinem Drachen zu teilen.
Beide bekamen ihre separaten Quartiere, und jede
Wohneinheit war mit einem Bad ausgestattet.
Man baute die Quartiere für die künftigen Weyrführer aus, zusätzlich eine riesige Kaverne für Zusam-menkünfte und eine kleinere Höhle, die den Weyrführern als Arbeitszimmer dienen sollte.
Keiner beschwerte sich über die Plackerei und die
vielen Arbeitsstunden, denn man sorgte nicht nur für die eigene Behaglichkeit, sondern auch für das Wohl-308
ergehen nachfolgender Generationen. Bewußt legte man Wert auf eine stabile, solide Bauweise.
Als die
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