Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
und ritt davon.
Der Erzherzog blickte einen seiner Begleiter an und zuckte unmerklich mit einer Braue, worauf dieser sich kurz verneigte und ebenfalls verschwand.
Unerwarteter Besuch
(Brakenburg im Herbst)
Fasziniert über seine eigene Leistung starrte Theodus eine ganze Weile auf das blau erleuchtete Pergament. Der Schriftzug war so hell, dass er beinahe in seinen Augen brannte. Der Name allerdings brannte in seinem Gehirn.
Ein lautes Knurren zerriss die Stille. Sein Magen hatte die Situation unerwartet ausgenutzt, um auf sich aufmerksam zu machen.
Theodus fasste einen Entschluss. Er würde wieder einmal essen gehen - außer Haus. Das letzte Mal lag bestimmt schon fünf Jahre zurück.
Doch diesmal wollte er nicht ganz so überstürzt und improvisiert los ziehen, wie zu der Bibliothek. Einmal den Entschluss gefasst, läutete er ungeduldig nach dem Universitätsdiener, bis ihm eine ganze Staubwolke vom oberen Teil Glockenbandes entgegen rieselte. Auch der letzte Gebrauch jener Glocke lag wohl schon einige Zeit zurück.
Diese Glocke war nur für die Tageszeiten gedacht, an denen kein normaler Betrieb in der Universität herrschte, sonst hätte sich der Diener selbst vierteilen lassen müssen, um dem Läuten der alten Magier nachzukommen, aber zu dieser Zeit des Tages dauerte es nicht lange und der Diener klopfte an die Tür.
Theodus beauftragte den rothaarigen Mann, der ehrerbietig seine Mütze vom Kopf nahm, recht knapp und herrisch, eine Mietkutsche zu rufen.
Gleich, nachdem er wieder alleine war, öffnete er das Wandfach, holte ein Ledersäckchen heraus, das verdächtig klimperte, und warf sich einen schweren Mantel über. Kurz bevor er den Raum verlassen wollte, bemerkte er, dass er noch die Fellpantoffel trug, die hier im Winter überall üblich waren, um den Dreck draußen und die Wärme an den Füßen zu halten. Mit murmelndem Fluchen zog er sich umständlich seine Stiefel an, die er erst eine Weile hatte suchen müssen. Durch den Mantel, den er ja schon trug, hatte er nun zu schwitzen begonnen und schritt jetzt endlich keuchend den Flur entlang dem Hauptausgang entgegen.
Dort stand Milby, der Universitätsdiener, und lächelte unsicher, wieder die Mütze in der Hand. Die Kutsche wartete vermutlich schon eine ganze Weile.
Als Theodus ins Freie trat, pfiff ihm ein kalter Wind um die Nase. Er zog den Mantel enger und beeilte sich, in die Kutsche zu kommen. Kurz vor dem Verschlag rief er dem Fahrer den Zielort zu, den dieser mit einem fluchenden Murmeln quittierte.
Zuhause angekommen wies er den Kutscher an, zu warten. Das fluchende Murmeln wiederholte sich.
Entschlossen trat er an die Tür und zog die Kette der Glocke. Miretta musste da sein.
Nach einer kurzen Weile geriet Theodus in Zweifel. Bei näherer Überlegung war es eigentlich gar nicht so sicher, dass seine Haushälterin hier war. Schließlich war er so gut wie nie zuhause. Es wäre nur verständlich, wenn sie bei Verwandten wäre.
Während Theodus weiter läutete, wurde ihm klar, wie kurzschlüssig diese Gedanken waren. Miretta war seit über zwanzig Jahren seine Haushälterin. Sie wohnte in seinem Haus, hatte keine Kinder und war als Vollwaise aufgewachsen. Er läutete wieder.
Der Kutscher warf Theodus einen skeptischen Blick zu. Der alte Mann kam sich beinahe wie ein Eindringling im eigenen Haus vor.
Endlich waren Geräusche hinter der Tür zu hören. Schließlich ertönte ein zaghaftes »Wer ist da?«
»Miretta, ich bin es! Theodus! Lasst mich ein, es ist kalt!«
»Nein, der Herr ist nicht da! Kommen Sie morgen wieder.« Die Stimme war durch die dicke Tür gedämpft und beinahe nicht zu verstehen.
»Miretta, ich bin es, Theodus!«, der alte Magier klang nun schon bedeutend ungeduldiger. Eine kleine Klappe in der Tür öffnete sich und Theodus spürte, wie er gemustert wurde.
»Miretta, ich habe dir schon hundert Mal gesagt, wenn hier draußen keine Laterne brennt, wirst du nicht erkennen, wer vor der Tür steht. Mach jetzt und lass mich ein.«
Sofort war das Entriegeln der Tür zu hören. Theodus blickte sich wartend zu dem Kutscher um, der mittlerweile breit grinste und dabei sein fleckiges Gebiss zeigte, welchem wahrscheinlich nie irgendwelche Pflege zu Teil wurde.
Die Tür wurde nach innen geschwungen und von der Haushälterin war nur ihr zierlicher Kopf zu sehen, den Rest versteckte sie hinter dem Türblatt. Mit einer sonderbaren Mischung aus Angst, Zweifel und Verärgerung schaute sie Theodus entgegen.
»Endlich,
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